Kinderklinik Prinzessin Margaret in Darmstadt

Schwungvolle Wände mit Mehrfachbeplankung

Das Bettenhaus der Kinderklinik Prinzessin Margaret in Darmstadt gilt als eine Neuinterpretation des Themas Klinik und als Vorwegnahme des Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert. Der Neubau liegt unterhalb des berühmten Jugendstilensembles Mathildenhöhe. In diese Parklandschaft sollte er sich eingliedern und mit der Natur verzahnen.
Entstanden ist ein kleeblattförmiger Baukörper: Vier sich wölbende Gebäudeflügel treffen sich in einer imaginären Mitte, die von einem bepflanzten freistehenden "Lichttrichter" gefüllt wird.

Der kleeblattförmige Neubau im Modell
Das Foyer mit kindgerechter Gestaltung
Ungewöhnlich zugeschnittene Bäder

Überall im Gebäude wurde auf kindgerechte Details und fröhliche Farben geachtet. Im Vordergrund der Wahrnehmung steht nicht mehr die sterile Krankenhaus-Atmosphäre, sondern die umgesetzte Erkenntnis, dass Patienten jedweden Alters in einer fröhlich, entspannten Umgebung schneller gesunden.

Akustik
Es galt, eine anspruchsvolle Gestaltung mit zahlreichen unterschiedlichen Radien passgenau im Trockenbau zu verwirklichen. Eine echte Herausforderung lag in der Maßermittlung. Auf Grundlage der Architektenpläne hat ein Vermessungsbüro Basismaßpunkte gesetzt und am Boden markiert. Da der Ausbau vor der Fassade startete, gab es keine Fassadenmaßpunkte. Die Trockenbaufirma hat deshalb zunächst die Flurwände realisiert und darüber mit Achs- und Winkelmaß die geraden Trennwände zwischen Patientenzimmer und Nasszelle abgeleitet.

In den Flurbereichen wurde das Trockenbausystem "Lacurve" verbaut, es eignet sich für die Herstellung gebogener Wand- und Deckenkonstruktionen und besteht aus der flexiblen 6,25 mm dicken Gipsplatte (AK-Kante) sowie vorgestanzten und flexiblen Profilen. Um das im Krankenhausbau geforderte bewertete Schalldämm-Maß von 47 dB zu erreichen, wurden die Gipsplatten in bestimmten Bereichen drei- oder vierfach übereinander angebracht.

Bei den gebogenen Wänden erwiesen sich Deckenriegel als optimale Lösung. Diese wurden als erstes realisiert. Die Deckenriegel vermitteln einen Vorabeindruck des geschwungenen Wandverlaufs. Üblicherweise setzt man oberhalb der Wand einen Gipsriegel, damit sich die Decke ohne Einfluss auf die Wandspannung biegen kann. Hier erfolgte der Anschluss direkt an die Decke, damit die Riegel die wechselnden Radien vorgeben. Um nicht nach mehreren Elementen aus dem Radius zu kommen, musste sehr genau gearbeitet werden. Die 50 – 75 mm starken Streifen aus 12,5 mm Platten (Akustikdesigndecken "Lacoustik") wurden deshalb im Werk vorgefertigt, zugeschnitten und nach Maß angebracht. Die Platten wurden mit einer runden Lochung versehen und nur in einem umlaufenden Fries von 20 cm an Wänden und Stützen ungelocht ausgeführt.

In den ungewöhnlich zugeschnittenen Bädern gab es aufgrund der verbauten Massen keine schalltechnischen Probleme. Jedoch musste wegen des Zuschnittes ein Bad als „Muster“ dienen, bevor die werksmäßige „Serienproduktion“ für 40 Bäder nach Baufortschritt starten konnte. Die Platten für die Feuchträume verfügen über einen imprägnierten Gipskern.
Die gekrümmten Flächen sind mit meeresblauem Glasmosaik gefliest.

Bautafel

Architekten: Angela Fritsch Architekten, Darmstadt
Projektbeteiligte: Platzer Ingenieure, (HLS-Planung); Lafarge Gips GmbH, Oberursel (Akustikelemente); R&M Ausbau Leipzig GmbH, Leipzig (Trockenbau)
Bauherr: Stiftung Alice Hospital vom Roten Kreuz, Darmstadt
Fertigstellung: 2006
Standort: Dieburger Straße 31, Darmstadt
Bildnachweis: Dieter Leistner, Aichach

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