Kindergarten und Feuerwehrhaus in Thüringerberg

Mehrlagige Dämmschicht aus Holzfaserplatten

In der Dorfmitte der Voralberger Gemeinde Thüringerberg haben die österreichischen Architekten Bruno Spagolla einen zweigeschossigen Neubau aus Beton und Holz realisiert. Das zweigeteilte Gebäude dient als Kindergarten und Feuerwehrhaus und wurde zum Teil in einen am Rande des Grundstücks befindlichen Hang gebaut.

Auf der Ostseite führen eine Treppe und eine lange Rampe in den Kindergarten im Obergeschoss
In den Fassaden wechselt sich eine horizontale oder vertikale Holzverschalung mit Holzlamellen ab
Treppenaufgang zum Kindergarten

Entlang der Straße erstreckt sich das Gebäude als Holzbaukörper mit Satteldach. Dieser wird im Erdgeschoss von der Feuerwehr und im Obergeschoss als Kindergarten genutzt. Das flach gedeckte Feuerwehrhaus aus Beton ist parallel dazu angeordnet und teilweise im Hang versteckt. Weil es länger als der Holzbau ist, schiebt es sich im Nordwesten daran vorbei. Die Südwestecke wird durch einen zwölf Meter hohen Schlauchturm betont, den die Feuerwehr auch für Abseilübungen nutzt. Durch die Zweiteilung des Bauwerks und die Verschiebung der Gebäudeteile gegeneinander entsteht ein Vorplatz für das Feuerwehrhaus.

Die Fahrzeughalle, die Werkstätten und die Sanitärräume der Feuerwehr sind im Betonbaukörper untergebracht, ihre Aufenthaltsräume im Erdgeschoss des Holzbaus. Der Zugang zum Kindergarten befindet sich auf der Ostseite des Grundstücks, wo Kinder und Besucher über eine außen liegende Treppe ins erste Obergeschoss gelangen. Der Treppenraum liegt geschützt hinter einer Giebelwand aus vertikalen Holzbohlen und -lamellen. Alternativ führt eine Rampe ins Obergeschoss, die an gleicher Stelle beginnt und sich parallel zum Hang nach oben entwickelt. Zu den Räumlichkeiten des Kindergartens gehören Gruppenräume, ein Sport- und Spielraum, Sanitäranlagen und Büros. Das Dach des Feuerwehrhauses dient den Kindern als Außenspielzimmer.

Weil der Holzbau im Großen Walsertal und damit im Thüringerberg eine lange Tradition hat, verwendeten die Architekten Holz aus heimischen Fichten für Wände, Decken, Dachstuhl, Fassade, Fenster und Möbel. Die Fassaden sind mit einer horizontalen und vertikalen Holzverschalung verkleidet, die Holzfenster in wandtiefe Holzrahmen integriert. Mit diesem Erscheinungsbild passt sich der Holzbaukörper gut in das Ortsbild ein. Innentüren, Wandbekleidungen, Holzdielen für den Fußboden sowie eingebaute Garderoben und Möbel wurden ebenfalls aus regionalem Fichtenholz hergestellt.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das zweigeteilte hochgedämmte Gebäude wurde in Stahlbeton- und Holzmassivbauweise errichtet. In Kombination mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung erreicht es den Passivhausstandard. Sonnenergie wird durch eine Solarthermie- und eine Photovoltaik-Anlage gewonnen.

Die Außenwände des Holzbaus bestehen aus einer 22 cm dicken Massivholzwand, die innen sichtbar bleibt. Gedämmt ist die Konstruktion mit drei Lagen Holzfaserplatten der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 040, die druckfest und formstabil und insgesamt 34 cm dick sind. Die diffusionsoffene Struktur der Holzfasermatten dient als zusätzlicher Feuchtepuffer und reguliert damit das Raumklima. Die teils vertikale, teils horizontale Holzverkleidung der Fassaden besteht aus 8 x 20 cm großen Bohlen, die mittels Nut-und-Feder miteinander verbunden sind.

Die Massivholzdecke zum hinterlüfteten Dachboden ist oberseitig ebenfalls mit drei Lagen der Holzfasermatten gedämmt, darauf liegt eine 3 cm dicke Bohlenlage. Das Satteldach ist mit einer Blecheindeckung versehen.

Die Dämmung der Bodenplatte erfolgt oberseitig mit einer 80 und einer 20 mm dicken Hartschaum-Estrichdämmplatte der WLG 035. Die Fußbodenheizungselemente liegen auf der Dämmung, dazwischen wurden Lagerhölzer installiert, auf denen wiederum 60 x 27 mm große Bodendielen befestigt sind. Die Zwischendecke ist mit einer 20 mm dicken druckfesten Holzfaserdämmung und einer 30 mm dicken Trittschalldämmung ebenfalls aus Holzfaser ausgeführt.

Bautafel

Architekten: Bruno Spagolla, Bludenz
Projektbeteiligte: M+G Ingenieure, Feldkirch (Statik); Ingenieurbüro Müllner, Dornbirn (HS); Klimaplan, Hohenems (Lüftungsplanung); Elektrotechnik Brugger, Thüringen (Elektroplanung)
Bauherr: Verein zur Förderung der Infrastruktur der Gemeinde Thüringerberg
Fertigstellung: 2010
Standort: Jagdbergstraße 273, 6721 Thüringerberg
Bildnachweis: Christa Engstler, Dalaas

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