Kindergarten Muntlix in Zwischenwasser

Wärmepumpe mit Erdsonden, Zentrallüftung mit WRG und Photovoltaik

Die österreichische Gemeinde Zwischenwasser gilt als vorbildlich, was Energieeffizienz, Ökologie und anspruchsvolle Architektur angeht. Vor über zwanzig Jahren entstand hier die erste solar beheizte Schule, später der erste kommunale Lehmbau des Landes; viele energieeffiziente Häuser folgten. Jüngstes Projekt in dieser Tradition ist der Kindergarten in Muntlix, dem Hauptort von Zwischenwasser. Geplant wurde er von Hein Architekten aus Bregenz, die den vorangegangenen Wettbewerb mit dem Entwurf eines äußerlich kompakten, innen aber vielschichtigen Holzbauwerks im Passivhausstandard gewonnen hatten.

Der kompakte Gebäudekern ist gut gedämmt und mit einer Holzlattung verkleidet, die sich auch über die Loggien erstreckt
Große Fensterflächen lassen viel Tageslicht in das Gebäude
Der Kindergarten orientiert sich in alle vier Himmelsrichtungen

In direkter Nachbarschaft zu Gemeindeamt, Jugendhaus, Schule, Kirche und Pfarrhaus liegt der zweigeschossige Kindergarten sehr zentral; aufgrund der lockeren Bebauung aber dennoch von Grün umgeben. Er orientiert sich gleichsam in alle vier Himmelsrichtungen und bietet auf einer Bruttogeschossfläche von knapp 750 Quadratmetern Platz für 50 Kinder. Der Zugang erfolgt südlich über einen Vorplatz, der durch das Abrücken des Baukörpers von der Straße und den Nachbarn entstanden ist und die stadträumliche Verbindung zwischen Gemeindehaus und Kirche herstellt.

Um möglichst viel Tageslicht ins Gebäude zu führen, schufen die Architekten Gruppeneinheiten, die windmühlenartig um einen innen liegenden Flur angeordnet sind. Jede Einheit öffnet sich mit großflächigen Fenstern nach außen; vorgelagerte Loggien sorgen für den notwendigen Sonnenschutz im Sommer. Im Erdgeschoss gibt es außerdem einen Veranstaltungssaal, der zum Vorplatz ausgerichtet, und auch von der Gemeinde nutzbar ist. Die Sanitärräume liegen am Flur. Im Untergeschoss befinden sich Lagerräume; zwei einläufige Treppen verbinden die Geschosse.

Innen wie außen ist der Kindergarten vollständig in Holz gekleidet. Die einheitlich gestaltete Fassade besteht aus schmalen, vertikalen Holzlamellen, deren seitliche Kanten in Teilbereichen rot, an anderen Stellen grün lasiert sind. Das Ergebnis ist ein je nach Blickwinkel und Standort unterschiedlich farbig schimmerndes Erscheinungsbild. Das Holz für die Konstruktion stammt aus dem Gemeindewald. Auch die Innenwände und Akustikdecken, die Türen und Einbaumöbel sind aus dem natürlichen Material gefertigt. Die Böden bedeckt eine neun Zentimeter dicke Stampflehmschicht, für die Teile des Aushubmaterials verwertet wurden. Stampflehm verfügt über eine hohe Speichermasse und eine angenehm warme Oberfläche, die sich ideal zum Spielen eignet. Auch sonst achteten die Planer auf möglichst schadstoffarme Baustoffe: Die Dämmstoffe sind frei von HFKW (teilfluorierten Kohlenwasserstoffen), die Rohre, Folien, Fußbodenbeläge, Elektroinstallationen, Fenster und Türen sowie der Sonnenschutz frei von PVC (Polyvinylchlorid).

Energiekonzept
Das Gebäude beheizt eine Sole/Wasser-Wärmepumpe, die mit Tiefensonden Erdwärme nutzt. Eine Fußbodenheizung verteilt die Wärme im Haus. Der Heizwärmebedarf beträgt 14 kWh/m²a nach PHPP (Passiv Haus Projektierungs Paket). Für ausreichend gute Luft sorgt eine mechanische Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung; den Strom liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kindergartens. Mit einem Jahresertrag von knapp 36.000 kWh erzeugt sie mehr Strom, als im Haus gebraucht wird. Der Überschuss wird ins öffentliche Stromnetz gespeist.

Für die beachtenswerte Gestaltung und ressourcenschonende Bauweise ist der Kindergarten 2014 mit dem österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden. Zusätzlich erhielt er 2015 das Zertifikat „Klimaaktiv Gold“, die landesweit höchste Auszeichnung für energieeffiziente Gebäude.

Bautafel

Architekten: Hein Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: SSD Beratende Ingenieure, Röthis (Tragwerksplanung); Bernhard Weithas, Lauterach (Bauphysik); Gernot Thurnher, Feldkirch (Bauleitung/KEG); Spektrum Zentrum für Umwelttechnik und -management, (ökologisches Programm); oa.sys baut, Alberschwende (Holzbau), BIW - Planungsbüro für Elektrotechnik, Tschagguns (Elektroplanung); Ingenieurbüro Cukrowicz, Lauterach (Planung Gebäudetechnik/Heizung/Sanitär)
Bauherr: Gemeinde Zwischenwasser
Fertigstellung: 2013
Standort: Fidelisgasse 1a, 6835 Zwischenwasser, Vorarlberg, Österreich
Bildnachweis: Kurt Hörbst, Wien und Robert Fessler, Lauterach für Hein Architekten, Bregenz

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