Kindergarten in Wien

Lichtdurchflutete Spielräume mit direkten Bezug nach Außen

Einen Kindergarten in Passivbauweise, der trotz seiner kompakten Bauform viele spielerische Komponenten besitzt, realisierte das Architekturbüro Kirsch im Nordosten Wiens, etwa 10 km von der Innenstadt entfernt. Der Hauptnutzungskern basiert auf einem etwa 22 m x 22 m großen Quadrat und ist von einer Schicht aus Nebenräumen, Außenstiegen und Verandazonen umgeben. Diese gliedern den zweigeschossigen Baukörper mit Vor- und Rücksprüngen in der Fassade und lockern das kompakte Volumen auf. Um die kurze Bauzeit von sechs Monaten einzuhalten, wurde der 1.225 Quadratmeter große Bau aus Ortbeton, Holzfertigbauteilen und Brettschichtholz errichtet.

Über die Außentreppen aus Stahl gelangen die größeren Kinder aus dem Obergeschoss direkt in den Garten
Lichtdurchfluteter Gruppenraum mit flexiblen Möbeln, raumhoher Verglasung und Akustikpanelen
Blick in den Sanitärbereich

Im Erdgeschoss des Gebäudes sind neben zwei Gruppenräumen für Kleinkinder die Verwaltung, ein Therapieraum und ein Bistro untergebracht. Ein breiter Gang, der alle Räume miteinander verbindet, dient den beiden Gruppen als gemeinsame Spiel- und Kommunikationszone. Das Obergeschoss ist als ein großzügiger, offener Raum ausgebildet. Seine Unterteilung erfolgt durch eigens hierfür entworfene, flexible Möbel, mit denen sich immer andere Spiel- und Kreativbereiche für die Kinder definieren lassen. Die sechseckigen Elemente aus Birkensperrholz sind mit Naturfilz bespannt und in drei verschiedenen Höhen ausgebildet. So lassen sie sich als Hocker oder Spielkiste nutzen, aber auch zu Raumteilern stapeln. Kinder, die sich von der Gruppe zurückziehen wollen, finden auf beiden Stockwerken in den sogenannten Spielkojen ruhige Orte zum entspannen.

Der Kindergarten erfüllt die Anforderungen an den Passivhausstandard und entspricht den Grundsätzen des gesunden Bauens. Die Kinder spielen in Räumen, die von Tageslicht durchflutet und mit Blickbezügen untereinander verbunden sind. Damit Lärm nicht zum Störfaktor wird, sahen die Architekten unter der Decke akustisch wirksame, gelochte Birkensperrholzplatten vor. Diese sind, wie auch die Möbel und beinahe alle verwendeten Materialien, naturbelassen. Das Eichenparkett unterstützt zudem die Helligkeit der Räume.

Ein starker Bezug zum Außenraum charakterisiert die Gruppenräume im Erdgeschoss, die an den Gebäudeecken angeordnet sind und sich an zwei Seiten mit einer raumhohen Verglasung dem Garten zuwenden. Trotzdem beträgt der Glasanteil der Gebäudehülle nur 18,5% um einer Überhitzung der Innenräume vorzubeugen. Über der Fassade vorgelagerte Außentreppen aus Stahl können auch die größeren Kinder die Grünflächen aus dem Obergeschoss direkt erreichen. Dächer aus Aluminiumlamellen und vor- bzw. zurückgeschobene Boxen in der Fassade definieren einen geschützten, das Gebäude umfassenden Außenraum. Wo immer die Fassade zurückspringt, sind Rankgitter für Kletterpflanzen vorgesehen. Diese grünen Elemente wirken als „pflanzlicher“ Sonnenschutz und reinigen zudem die Luft. -cr

Bautafel

Architekten: Kirsch, Wien/A
Projektbeteiligte: Pitel & Brausewetter, Wien/A (Generalunternehmer); Kaufmann Bausysteme, Reuthe/A (Holzbau); Werkraum Wien (Statisch konstruktive Betreuung); Rajek Barosch Landschaftsarchitektur, Wien/A (Freiraumplanung); Bauklimatik Wien/Technisches Büro Braun, Wien (Planung HKLSE)
Bauherr: Stadt Wien
Fertigstellung: 2010
Standort: Schukowitzgasse 85, 1220 Wien/A
Bildnachweis: Hertha Hurnaus, Wien/A; Kirsch, Wien/A

Fachwissen zum Thema

Planungsgrundlagen

Allgemeine Einführung: Gesundes Bauen

Störungen durch Lärm

Planungsgrundlagen

Störungen durch Lärm

Tageslichteinsatz im Museum Folkwang in Essen

Tageslichteinsatz im Museum Folkwang in Essen

Planungsgrundlagen

Tages- und Kunstlicht