Kellerei 98 Wines in Koshu

Eisen, Stein und Holz

Koshu ist nicht nur der Name einer japanischen Stadt nördlich des weltberühmten Berges Fuji, auch eine für den Inselstaat bedeutsame Rebsorte heißt so. Seit Jahrhunderten gedeiht sie in den Weingebieten der Präfektur Yamanashi. Die Kellerei 98 Wines hat ihren Standort im Norden von Koshu, an einem Hang mit Blick auf den Fuji. Charakteristisch für diese Landschaft, eher spärlich besiedelt mit traditionellen japanischen Wohnhäusern, sind Felder mit Maulbeerbäumen für die Seidenraupenzucht. Der Wein wird auf terrassenartig angelegten Flächen mit schieferhaltigen Böden angebaut, die ehemals als Reis- und Maulbeerbaumfelder dienten.

Die Böden sind von Schiefergestein geprägt, die umliegende Landschaft nahe der Stadt Koshu unter anderem von Maulbeerbäumen, die der Seidenraupenzucht dienen.
Die Halle für die Gärung ist ein Stahlbau, die Architekten nennen den Baukörper „Eisen”.
Durch die Bruchsteinmauern führt der Zugang zum Lager, einem Betonquader – von den Architekten als „Stein” bezeichnet.

S Plus One Architects aus Koshu folgten bei der Konzeption der Weinkellerei nicht nur der Topografie, sie bezogen auch die lokalen Materialien Eisen, Stein und Holz der Nutzung entsprechend mit ein. Sie schufen eine dreiteilige Anlage, die sich aus einer Gärhalle, einem Lager und dem Verkostungs- beziehungsweise Verkaufsgebäude zusammensetzt.

Über, auf und unter der Erde

„Eisen” nennt das Planungsteam den Baukörper, in dem sich der Gärprozess der Weinherstellung vollzieht (das örtliche Gestein ist stark eisenhaltig, was an seiner changierend rötlich-braunen Einfärbung ablesbar ist). Die Halle ist ein metallisch bekleideter Stahlbau, der Boden darin mit Schieferplatten belegt (s. Abb. 19-26).

Der Lagerung vorbehalten und weitgehend ins Erdreich gebettet ist ein schlichter Betonquader mit der Bezeichnung „Stein”. Von der Eingangsseite aus betrachtet verbirgt sich der Bau teilweise hinter einer Bruchsteinmauer, die zusammen mit einem Wall als Aufböschung der höhergelegenen Ebene dient. Den Zugang markiert ein kantiger Stahlrahmen, der das vorgeblendete Mauerwerk durchstößt.

Repräsentativ am Hang und oberhalb der beiden erstgenannten Bauten befindet sich ein Holzhaus, in dem Empfang, Verkostung und Verkauf untergebracht sind. Das Gebäude trägt den Namen „Holz”. Große Verglasungen öffnen das Haus auf beiden Etagen, im Erdgeschoss zur Veranda und der angrenzenden Terrasse. Eine filigrane Stahltreppe vor einer mit Lehm verputzten Wand verbindet die beiden Stockwerke im Inneren. Die olivbraune Lehmoberfläche ist lebhaft strukturiert und sorgt für ein angenehmes Raumklima (Abb. 11-13).

Jedes Gebäude wird separat von außen erschlossen – eine Zufahrt dient der Anlieferung der Trauben an der westlichen Längsseite der Gärhalle, auf der anderen Seite führt ein Weg hinauf zum Vorplatz des Lagers und zum Empfangsgebäude. Zwischen der Weinproduktion und der Lagerung sorgt ein geneigter Verbindungstunnel für kurze Wege.

Bruchraue Schieferquadrate in starken Farben

Vielfarbige quadratische Schieferplatten, die das breite Farbspektrum des lokalen Gesteins aufweisen, bilden den Bodenbelag in der Gärhalle. Das heterogene, über Millionen von Jahren entstandene Erscheinungsbild des Natursteins erzeugt einen spannenden Kontrast zur glatten, dunklen Stahlkonstruktion. Die Schiefer stellen einen unmittelbaren Bezug zum Standort und seinen Böden her, sorgen für Erdverbundenheit. Das natürliche Material passt nicht nur zu diesem Ort, sondern auch zum Produkt Wein, für dessen Geschmack das „Terroir” von enormer Bedeutung ist.

Die Schieferplatten mit bruchrauer Oberfläche sind im Quadratverband verlegt. Zentral und längs im Raum ist eine Ablaufrinne angeordnet. Der robuste und wasserdichte Bodenbelag ist unempfindlich gegen Verschmutzung. -us

Bautafel

Architektur: S Plus One Architects, Koshu
Projektbeteiligte: Kei Amano, Yamanashi (Landschaftsplanung); Frameworks, Tokio (Ingenieurleistungen)
Bauherrschaft: 98 Wines / Yuki Hirayama, Koshu
Fertigstellung: 2019
Standort: Enzanfukuori 250-1, Koshu, Yamanashi, Japan 404-0056
Bildnachweis: Koji Fujii

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