Katholische Kirche in Suzuka

Gestaffelte, mit Stahlplatten gedeckte Dachlandschaft

In der Stadt Suzuka auf der japanischen Hauptinsel Honshū befindet sich eine große Produktionsstätte des Automobilherstellers Honda. Mit der wachsenden Zahl ausländischer Arbeiter vergrößerte sich auch die katholische Gemeinde der Stadt. Für deren Gottesdienste und die vielen sozialen Aktivitäten der Gemeindemitglieder wurde daher dringend mehr Platz benötigt. Im Jahr 2015 konnte schließlich ein neues, multifunktionales Gotteshaus nach Plänen von Alphaville Architekten aus Kyoto fertiggestellt werden. Als Teil des Industriegebiets steht es an einer viel befahrenen Kreuzung.

Ein markantes Merkmal des aufgeständerten Bauwerks sind die gestaffelten, der Höhe nach auf- und absteigenden Satteldächer
Die Kirche ist Teil eines industriell geprägten Viertels und steht an einer viel befahrenen Kreuzung
Fenster in den Giebelspitzen sorgen für die Belichtung und Belüftung der Innenräume

Um den sonntäglichen Besuchern genügend Parkplätze zur Verfügung zu stellen, wurde der lang gestreckte, eingeschossige Bau aufgeständert. Markantes Merkmal ist seine bewegte Dachlandschaft mit der Höhe nach auf- und absteigenden Satteldächern. Inspiration fanden die Architekten in der eindrucksvollen Berglandschaft rund um Suzuka. Vereint unter dem auffallenden mehrgliedrigen Dach sind der nördlich ausgerichtete Kirchensaal, ein großer Gemeinderaum, mehrere Besprechungszimmer, eine Kapelle und eine Wohnung mit Büro für den Priester. Die Dachflächen sind bekleidet mit verzinkten Stahlplatten, wodurch sich der Bau gut in die industriell geprägte Nachbarschaft fügt.

Während der wettergeschützte Raum unter dem Gebäude für Stellplätze genutzt wird, schließt südlich ein Plaza genannter Außenbereich an. An der Ostseite führt eine allmählich ansteigende Treppe zum Haupteingang. Die Erschließung ist ringförmig um das Gemeindezentrum als Kern des Gebäudes organisiert: Ein Teil davon als Laubengang an der West- und Ostseite, die Verbindungen desselben als breite innenliegende Flure. An der Westseite gibt es einen Fahrstuhl und eine weitere, steile Treppe, die zwischen Gemeindezentrum und Priesterwohnung mündet.

Die Dachlandschaft bleibt in den hohen Räumen ablesbar. Die Verglasungen mit Fenstern in den Giebelspitzen erzeugen sphärisch anmutendes Licht auf den weiß verputzten Wänden und Decken. Im Zusammenspiel mit Eschenholz für die Möbel und den Bodenbelag entsteht eine schlichte, warme Atmosphäre.

Dach

Bei dem Dachtragwerk handelt es sich ebenso wie bei dem Gebäude insgesamt um eine Stahlkonstruktion (s. Abb. 26). Die Dachform erinnert an ein Sheddach. Die einzelnen, sogenannten Sägezähne sind jedoch keine Pultdächer, sondern verschieden große, giebelständige Satteldächer von unterschiedlicher Neigung, die zueinander versetzt angeordnet sind. Sie steigen der Höhe nach gen Norden langsam an, erreichen oberhalb des Kirchensaals ihren Höhepunkt und senken sich wieder ab. Dieses Faltwerk oder „Dach-Origami“ evoziert tagsüber den Eindruck einer Berglandschaft; bei Nacht und künstlicher Innenbeleuchtung lässt es an eine kleine Siedlung denken. Die auf- und absteigende Formgebung erfüllt auch funktionale Anforderungen – die Giebelfenster dienen nicht nur der Belichtung, sondern auch der Belüftung der Räume.

Bautafel

Architekten: Alphaville (Kentaro Takeguchi u. Asako Yamamoto), Kyoto, Japan
Projektbeteiligte: Takashi Manda (Statiker); Matsui Contraction (Generalunternehmer)
Bauherr: Katholische Gemeinde Suzuka, Mie, Japan
Standort: 3 Chome-17-5 Kanbe, Suzuka-shi, Mie-ken 513-0801, Japan
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Toshiyuki Yano, Tokio

Fachwissen zum Thema

Ziegel- und Blechdächer in der Altstadt von Riga/LV

Ziegel- und Blechdächer in der Altstadt von Riga/LV

Feuchte-/​Witterungsschutz

Korrosionsschutz an Metalldachdeckungen

Kupferdach mit grüner Patina in der Hamburger Speicherstadt

Kupferdach mit grüner Patina in der Hamburger Speicherstadt

Dachdeckungen

Metall

Bauwerke zum Thema

Das Dach faltet sich im Westen rautenförmig auf und läuft im Osten in geraden Flächen aus

Das Dach faltet sich im Westen rautenförmig auf und läuft im Osten in geraden Flächen aus

Verkehr

Hauptbahnhof Wien

Der neue Anbau des Kifaz (auch Spielscheune genannt) erhielt eine Boden-Deckelschalung aus Fichte

Der neue Anbau des Kifaz (auch Spielscheune genannt) erhielt eine Boden-Deckelschalung aus Fichte

Bildung

Kinder- und Familienzentrum Kifaz in Ludwigsburg

Produktionshalle in Punta Arenas/RCH

Büro/​Gewerbe

Produktionshalle in Punta Arenas/RCH

Architekt Takeshi Hosaka entwarf ein Gebetshaus mit monolithischer Wirkung, dessen wellenartig ausgeformtes Dach in unterschiedliche Höhen zu wogen scheint (Südostansicht)

Architekt Takeshi Hosaka entwarf ein Gebetshaus mit monolithischer Wirkung, dessen wellenartig ausgeformtes Dach in unterschiedliche Höhen zu wogen scheint (Südostansicht)

Kultur

Shonan Christ Church in Fujisawa