Karen Blixens Plads in Kopenhagen
Hügellandschaft mit Hosentaschen
In Dänemark wird das, was hierzulande immer noch als Vision der Stadt von morgen gilt, vielerorts bereits gelebt: Städte, in denen nicht das Auto, sondern das Fahrrad als Verkehrsmittel dominiert. In Kopenhagen etwa nutzen 40 Prozent der Menschen das Rad, um zur Arbeit zu pendeln. Die Infrastruktur ist entsprechend auf die Drahtesel ausgerichtet, es gibt breite Radwege und eine ausreichende Zahl sicherer Abstellplätze. Auch bei der Gestaltung eines Platzes auf dem Südcampus der Universität Kopenhagen spielten der bequeme Zugang auf zwei Rädern sowie die möglichst unsichtbare Verwahrung der umweltfreundlichen Gefährte eine große Rolle. Das Architekturbüro Cobe schuf für den Karen Blixens Plads in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von EKJ und CN3 eine Hügellandschaft, die unter anderem drei hohle Schalen integriert, die als unterirdische Fahrradparkplätze dienen.
Tribüne, Stellplatz, Park
Der Platz wird gerahmt von Hochschulgebäuden und der Universitätsbibliothek. Von ihm wird einiges erwartet: Er soll nicht nur eine Lösung für das Abstellen der Drahtesel bieten, sondern auch als sozialer Treffpunkt dienen, Ort der Erholung sein und für Veranstaltungen genutzt werden können.
Die zwischen den Gebäuden gelegene Nordseite des Platzes ist eher urban gestaltet und bietet das passende Umfeld für die drei Haupteingänge der Universität. Ein Belag aus hellen Ziegeln legt sich über diesen Teil der künstlichen Landschaft. In die Hügel integrierte Sitzstufen fungieren zudem als Tribünen für verschiedenste Veranstaltungen.
Im Süden verwandelt sich der Platz in eine Grünanlage, die schließlich zum Naturpark Amager überleitet. Die kreisrunden bepflanzten Inseln, die die gepflasterte Fläche im Norden allenfalls sprenkeln, wachsen hier scheinbar zu üppig-grünen Clustern zusammen, zwischen denen sich die Fußwege schlängeln.
Schalung: Kuppeln mit 36 Meter Spannweite
Die drei Kuppeln zum Unterstellen der Fahrräder wurden in Ortbeton erstellt und haben eine Spannweite von etwa 36 Metern, die Gesamtkonstruktionen haben jeweils einen Durchmesser von 40 Metern. Vom Prinzip her handelt es sich um Segmente von Kugelschalen, die oberhalb der Fundamente von einem unterirdischen, vorgespannten Ringbalken begrenzt werden. Dadurch konnte das Planungsteam auf Stützen im Inneren verzichten. Im Bereich der Öffnungen wurden die Ränder verstärkt.
Während sich die Ringbalken mithilfe einer Handschalung
betonieren ließen, benötigte man für die Erstellung der Kuppeln im
Mittelbereich ein Traggerüst aus Aluminiumstützen (Tragkraft bis
140 kN). Sie wurden zu Schalungstürmen zusammengesetzt, die die
gewünschte Rundung der Deckenplatte nachzeichneten. Die auf der
Stützkonstruktion aufgelagerten Schalungsträger bildeten
regelmäßige Breitenkreise, um die Kugelschnittgeometrie zu
erreichen, die bei der Kuppel für eine gleichmäßige Ableitung der
Kräfte sorgt.
Auf der darauf angebrachten Lattung wurden die Schaltafeln montiert. Diese ließ man so zuschneiden, dass sie – ausgehend von einer kreisrunden Polplatte – regelmäßige Längenkreise des Kugelsegments nachzeichneten. Die Abdrücke der Schaltafeln auf dem Sichtbeton im Inneren der Kuppeln unterstreichen die Kugelform und die stützenfreie Konstruktion. -chi
Bautafel
Architektur: Cobe, Kopenhagen
Projektbeteiligte: A. P. Møllers und Gattin Chastine Mc-Kinney Møllers Stiftung für gemeinnützige Zwecke (Finanzierung durch Spende); EKJ Consulting Engineers, Kopenhagen (Tragwerksplanung und Beratung); CN3, Lyngby (Tragwerksplanung und Beratung); Vind-Vind, Frederiksberg (Windsimulation); M. J. Eriksson, Brøndby Strand (Bauunternehmen), NCC Denmark, Kopenhagen (Betondienstleistungen)
Bauherrschaft: Danish Building and Property Agency
Standort: Universität Kopenhagen, Südcampus, 2300 Kopenhagen, Dänemark
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Rasmus Hjortshøj – COAST