Kapelle Schaufeljoch in den Stubaier Alpen

Rostbraun eingefärbter Weißbeton auf dem Berg

Fest in Eis und Stein verankert, liegt die Kapelle Schaufeljoch auf 3.164 Meter Höhe auf einem Gebirgsgrat der Stubaier Alpen. Rund 45 Autominuten von Innsbruck und nur wenige Gehminuten von der Bergstation Schaufeljoch entfernt, ist sie als Ruhepunkt inmitten des meist lebhaften Skirummels konzipiert, als Raum für Entschleunigung, Stille und Kontemplation. Den Besuchern bietet sie außerdem einen herrlichen Ausblick über den Stubaier Gletscher bis hin zu den Dolomiten. Geplant wurde das Kirchlein vom Büro AO Architekten aus Innsbruck.

Die Kapelle ist als Ruhepunkt inmitten des meist lebhaften Skitrubels konzipiert
Eine Glasfassade lenkt den Blick auf die Weite der Bergwelt
Fest in Eis und Stein verankert, liegt die Kapelle auf einem Gebirgsgrat der Stubaier Alpen

Der neun Quadratmeter große Bau ist auf klare Grundformen reduziert; der Grundriss ist trapezförmig. Als Material wählten die Architekten rauen, graubraunen Beton, der sich in die Landschaft einfügt, ohne eine zusätzliche Farbbelastung für die Natur darzustellen. Zwei geschlossene Seitenwände zum Bergrücken und zum Hang blenden das turbulente Geschehen auf den Pisten aus und lenken den Blick durch Öffnungen in den Giebelfassaden auf die Weite der Bergwelt. Auf der Südwestseite schließt die Kapelle mit einer Glasfront ab. Sie ist nach innen gezogen, sodass sich ein leicht tunnelartiger Ausblick ergibt. Davor liegt eine kleine Terrasse, von der aus die Besucher die Aussicht genießen können. Das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite ist bündig in die Außenwand eingesetzt. Die Rahmen beider Glaselemente bestehen aus beschichteten Stahlprofilen. Eine Isolierverglasung verhindert die Kondensatbildung.

Für den Glockenturm und die Dachfläche entschieden sich die Architekten für 5 mm dicke, trapezförmige Stahlplatten. Eine Beschichtung mit Eisenglimmer schützt den Betonbau vor eindringendem Wasser. Die Abmessungen der Platten betragen rund 1,00 bis 1,35 x 4,00 m. Als Bodenbelag kamen Steine aus der direkten Umgebung des Bauplatzes zum Einsatz. Die Ausstattung des Andachtsraumes ist minimalistisch und auf das Wesentliche beschränkt: ein Kreuz, daneben eine Wandnische, gegenüber eine Betonbank.

Beton
Die Bauwerkslasten der Kapelle werden über eine Flachgründung abgetragen, die talseitig als Streifenfundament ausgeführt ist. Da der Fels auf dem Gletscher relativ brüchig und teilweise von Eisschichten durchzogen ist, brechen entlang des Grates einzelne Steinschichtungen immer wieder aus. Damit dies nicht zu Rissbildungen aufgrund einseitiger Belastung im Fundamentbereich führt, entschieden sich die Planer für ein statisch geschlossenes System aus Dach, Decke und Wänden.

Die außergewöhnliche Höhenlage erforderte einen hohen technischen Einsatz beim Bau der Kapelle. Die gesamte Betonmenge musste mit dem Hubschrauber auf den Berg geflogen und eingebracht werden. Wände, Dach und Bodenplatte bestehen aus rostbraun eingefärbtem Weißbeton. Nach der Fertigstellung wurde die mit glatter Schalung hergestellte Oberfläche mit einem Winkelschleifer von Hand nachbearbeitet. Das Ergebnis ist eine homogene Oberflächenstruktur, die der von sandgestrahltem Beton ähnelt.

Bautafel

Architekten: AO Architekten, Innsbruck
Projektbeteiligte: in.ge.na. Ingenieurwesen Geologie Naturraumplanung, Innsbruck (Statik und Geotechnik); Pfurtscheller, Fulpmes (Baumeister), Eberhart Metallbau, Kolsass (Schlosser); Creativbeton Österreich, Innsbruck (Zulieferer für Pigmente und Weißzement)
Bauherr: Wintersport Tirol Gesellschaft Stubaier Bergbahnen
Standort: Stubaier Gletscher, Tirol
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Günter Richard Wett, Innsbruck

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