Justizvollzugsanstalt in Willich
Platz und Farbe hinter Gittern
In der Stadt Willich am Niederrhein bilden zwei
Justizvollzugsanstalten eine denkmalgeschützte Gefängnisanlage: die
JVA Willich I für männliche Strafgefangene und die JVA Willich II
für weibliche Strafgefangene. Beide sind in vierflügeligen Gebäuden
untergebracht, die zwischen 1900 und 1905 errichtet wurden. Jetzt
wurde die Anlage um zwei Neubauten nach Plänen des Berliner
Architekturbüros Léon Wohlhage Wernik ergänzt. Entstanden sind ein
Hafthaus für Frauen und eine neue Außenpforte, über die alle
Bereiche erschlossen werden. Zudem wurde das gesamte Areal mit den
Bestands- und Neubauten neu eingefriedet.
Im dreigeschossigen Hafthaus sind die weiblichen
Gefangenen zur Verbüßung ihrer Freiheitsstrafen untergebracht.
Außerdem stehen Räume für ganz verschiedene Nutzungen zur
Verfügung: Es gibt Werkstätten, eine Großküche für alle Insassen
und neben der Verwaltung unterschiedliche Orte für soziale Angebote
wie Seminar- und Unterrichtsräume, einen Kirchenraum, der auch
Mehrzweckhalle ist, sowie eine Sporthalle. Die Haupterschließung
aller Bereiche erfolgt über eine zentral im Gebäude angeordnete,
farbig gestaltete Treppenhalle. Sie ist über eine Glasfront mit
einem Innenhof verbunden; Tageslicht kommt seitlich und über
Deckenfenster herein. Weitere Innenhöfe, die wie kleine Ausschnitte
aus der Natur wirken, sollen dem beengten Leben im Vollzug etwas
Platz und Farbe geben. Gepflegt werden sie von den inhaftierten
Frauen. Trotz hoher funktionaler Anforderungen an Sicherheit und
Robustheit haben die Architekten versucht, im Hafthaus eine lichte
Atmosphäre zu schaffen.
Die Außenpforte dient als Empfangsgebäude für beide
Justizvollzugsanstalten; sie repräsentiert die Anlage nach außen.
In den Gebäudeflügeln befinden sich Büros mit der Verwaltung für
die Männerhaftanstalt sowie allgemeine Serviceeinrichtungen und
eine Kantine für die Bediensteten. Ein unterirdischer Flur
verbindet das Eingangsgebäude mit dem Frauentrakt. Von außen sind
beide Gebäude von einer zweifarbig geschlämmten Ziegelfassade
umschlossen, die im Kontrast zu den kreuzförmigen Bestandsbauten
steht.
Sicherheit
In der JVA herrscht ein strenges
Sicherheitskonzept. Dies bekommen neben den
Strafgefangenen und Mitarbeitern auch die monatlich rund 3.500
Besucher zu spüren. Unmittelbar hinter dem Eingang der Außenpforte
müssen sie zunächst eine großräumige Personen- und Fahrzeugschleuse
passieren. Die Besucher werden u.a. mit Hilfe von Detektoren
durchsucht. Ebenso werden die Fahrzeuge umfassend kontrolliert.
Details über die eingesetzte Technik möchte die JVA aus
nachvollziehbaren Gründen nicht bekanntgeben.
Bautafel
Architekten: Léon Wohlhage Wernik, Berlin
Projektbeteiligte: AHW, Münster (Tragwerksplanung, Thermische Bauphysik); Zibell Willner & Partner, Berlin (TGA); Heuel-Schauerte Ingenieure, Meschede-Enste (TGA Elektrotechnik); HHP, Berlin (Brandschutzgutachten); Akustik-Ingenieurbüro Moll, Berlin (Raumakustik); Genthe Architekten Bauingenieure, Berlin (Sicherheits- und Gesundheitsschutz)
Bauherr: BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Krefeld
Fertigstellung: 2009
Standort: Gartenstraße 1 und Gartenstraße 2, 47877 Willich
Bildnachweis: Christian Richters, Münster