Jugendarrest in Maasberg

Abstraktes Muster aus Ziegel und Glas

Sind Haftanstalten oftmals auf eine langjährige Verweildauer der Insassen angelegt, so soll der Jugendstrafvollzug dazu beitragen, die straffälligen Jugendlichen möglichst schnell wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Vor diesem Hintergrund wurde im niederländischen Overloon das bestehende Gefängnis „De Maasberg“ von einem Gefängnis für Erwachsene zu einer autonom arbeitenden Jugendhaftanstalt umgewandelt. Das verantwortliche Eindhovener Architekturbüro UArchitects hat mit dem Wohngebäude für jugendliche Straftäter einen Ort geschaffen, der schon durch seinen gestalterischen Ausdruck den Bewohnern neue Perspektiven bietet.

Jugendarrest in Maasberg
Jugendarrest in Maasberg
Jugendarrest in Maasberg

Anstelle von Gittern finden die Jugendlichen den ungehinderten Blick auf die Welt vor, in die sie nach Verbüßung ihrer Strafe zurückkehren werden. Die offene Struktur des Gebäudes erlaubt es ihnen, sich zwischen Wohn-, Lern- und Freizeiträumen ungehindert zu bewegen und damit einen normalen Tagesablauf mit Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten für die Zeit nach der Haft einzuüben.

Das Wohngebäude verläuft parallel zur Hauptstraße. Es umfasst vier Einheilten mit jeweils zehn Jugendlichen, die sozialtherapeutisch intensiv  betreut werden. Die Schlafräume wurden entlang der Straße angeordnet. Einige der Jugendlichen - selbst Opfer sexueller Gewalt - sollen hier einen geschützten Raum vorfinden, der ihnen zumindest einen vorübergehend Rückzug ermöglicht. In diesem Zusammenhang sind auch die großen dunkelgrauen Ziegel (29 x 19,5 x 9 cm) zu sehen, die - so die Architekten - für den „Ausdruck von Widerstandskraft“ stehen.

Die zur Straße weisende Fassade weist ein abstraktes Muster aus Ziegelsteinen und Glasflächen auf. Zwei sehr große Fenster stellen einen Kontrast zu dieser überwiegend geschlossenen Fassade dar, sie belichten die gemeinsamen Wohnräume. Auf der Rückseite des Gebäudes mündet eine hölzerne Fassade unmittelbar in ein halbrundes Eckelement, das einerseits einen Wendepunkt andeuten soll und zum andern den Eingang markiert.

Mauerwerk
Der Neubau wurde massiv gemauert, die Steine im Kopfverband gesetzt. Zur Straße hin wird die dunkle Ziegelfassade durch vertikale Glasschlitze gegliedert, die den Rhythmus der umgebenen Bäume aufgreifen. Um bei aller Einheitlichkeit auch die Individualität der Jugendlichen widerzuspiegeln, unterscheiden sich die einzelnen Schlafräume in ihrer Farbgebung und in unterschiedlich gefassten Fensteröffnungen, die immer andere Sichtbezüge zu der umgebenden Baumlandschaft herstellen.

Da ein allzu glatter und glänzender Stein weder zu der Umgebung noch zu den Jugendlichen zu passen schien, wählten die Architekten einen eher dunklen Ziegel aus, dessen kleine vertikale Einschnitte zusätzlich das Licht bricht. Insgesamt 4.200 Steine wurden geschnitten und in unterschiedlichen Winkeln zusammengeklebt um die gefasten Ecksteine der Fensterlaibungen zu erhalten. Auf diese Weise ist die Stärke der Steine von außen nicht ablesbar, wodurch die Solidität des Gebäudes zusätzlich betont wird.  Die vertikalen Dehnfugen bleiben verborgen, lediglich kleine Schattenlinien zwischen den Ziegeln sind sichtbar.

Die Architekten hoffen, dass das subtile Zusammenspiel von Architektur und umgebender Landschaft dazu beitragen wird, die Jugendlichen für neue Strukturen in ihrem eigenen Leben zu sensibilisieren. Unter dem Aspekt, dass ihr Gebäude nicht in erster Linie an Einkerkerung, sondern viel mehr an Einkehr denken lässt, scheint dies sehr gut möglich.

Bautafel

Architekten: UArchitects / RGD, Eindhoven
Projektbeteiligte: RU Bouwadvies, Den Bosch (Bauausführung); Van de Laar Ingenieursbureau, Eindhoven (Tragwerksplanung); Deerns raadgevend ingenieurs, Nijmegen (Technischer Ausbau); Bam Utiliteitsbouw, Eindhoven (Bauunternehmen)
Bauherr: Rijksgebouwendienst (Staatliches Bauamt)
Fertigstellung: 2009
Standort: Stevenbeekseweg 14 A,  5825  JC  Overloon
Bildnachweis: Norbert van Onna, Eindhoven; UArchitects, Eindhoven

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