Jahrhunderthalle in Bochum

Energiemanagement mit Flächenheiz- und Kühlsystem

Die heutige als Veranstaltungsort genutzte Jahrhunderthalle, ehemals Gaskraftzentrale und Kernstück der Produktionsanlagen in Bochum-Stahlhausen, wurde 1902 als Pavillon zur Industrie- und Gewerbeausstellung des „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation“ errichtet. Sie wurde von einer modernen Stahlkonstruktion getragen, deren Besonderheit die bis zum Boden durchgezogenen Bogenbinder waren. Ab 1903, als sie nach Ende der Ausstellung demontiert und auf dem Gelände des Bochumer Vereins wieder aufgebaut wurde, diente sie als Gaskraftwerkzentrale. Bis 1913 wurde die Halle aufgrund der steigenden Stahlnachfrage an der Ost- sowie an der Westseite vergrößert. Durch zusätzliche Anbauten im Laufe der Zeit vergrößerte sich die Halle auf eine Länge von 158 m, eine Breite von 34 m und eine Höhe von 21 m. Ende der 1960er Jahre wurde der letzte Hochofen auf dem Werksgelände stillgelegt. Seit dieser Zeit bis 1991 diente die Halle als Lager und Werkstättengebäude des Unternehmens Krupp Stahl.

Blick in die Jahrhunderthalle
Galerieebene bei Nacht
Innenansicht mit Bodeneinbaukanal zur Wandanstrahlung

Im Rahmen einer internationalen Bauausstellung wurde sie vorsichtig restauriert und für Ausstellungen, Kultur- und Sportveranstaltungen nutzbar gemacht. Seit 2003 dient die Halle als Hauptspielort für die Ruhr-Triennale.

Konzeptionell sahen die Düsseldorfer Planer vom Büro pinkarchitektur den Erhalt des Charakters des Industriedenkmals vor. Innenräumlich wurden reversible Vorhänge genutzt, um die fast 10.000 m² große Grundfläche in drei verschieden große Flächen zu gliedern. Bestehende, multifunktional einsetzbare Kräne und Kranbahnen sollen den zentralen Aspekt des Bühnenkonzeptes bilden. Die Halle wird zusätzlich durch zwei Neubauten ergänzt, wobei das zweigeschossige Foyergebäude auf dem südlichen Vorplatz eine Galerie sowie ein Cafe beinhaltet und der sechsgeschossige Anbau in Verlängerung der Halle zum Wasserturm die Garderoben und Aufenthaltsräume der Künstler.

Heizung
Entsprechend ihres Nutzungskonzepts und der Entstehungszeit hatte das Gebäude einen für heutige Verhältnisse nicht ausreichenden Wärmeschutz. Um eine Nutzung bei behaglichen Aufenthaltsbedingungen zu gewährleisten, musste die Hülle abgedichtet werden und die Halle mit einer Heizung ausgestattet werden. Um den Innenraum von störenden Heizkörpern freizuhalten, wurde eine Fußbodenheizung mit darunter liegender Dämmung installiert. Bei dem System handelt es sich um ein kombiniertes Flächenheiz- und Kühlsystem. Bei hohen Räumen lässt sich durch eine Flächenheizung Energie einsparen, weil die Überheizung der Raumluft im Deckenbereich entfällt. In Bodennähe erzeugt sie eine optimale und gleichmäßige Wärmeverteilung, im Kopfbereich sorgt sie dagegen für kühlere Zonen. Zudem treten beim Einsatz von Flächenheizsystemen keine störenden Luftumwirbelungen auf.

Das anfallende Werkswasser wird in Kombination mit einer Wärmepumpe zur Deckung des Energiebedarfs genutzt. Für eine zusätzliche Heizmöglichkeit in Spitzenseiten dient ein gasgefeuerter Heizkessel.

Bautafel

Architekten: pinkarchitektur, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Weischede Herman und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); DS Plan Ingenieurtechnik, Stuttgart (Gebäudetechnik); Schürmann und Spannel, Bochum (TGA Planung)
Bauherr: LEG Landesentwicklungsgesellschaft NRW, Dortmund
Fertigstellung: 2003
Standort: Bochum-Stahlhausen
Bildnachweis: LEG NRW, Dortmund (1); Thomas Riehle, Köln (2); Ardex, Witten-Annen (3, 4)

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