Jägerzaun

Scherenzaun, Staketenzaun, Gartentürchen

Ein Jägerzaun besteht aus diagonal überkreuzten Halbrundstäben mit einem Durchmesser um 5 cm, die mit einem horizontalen oberen und unteren Querriegel ausgesteift werden. Die oberen Enden der Halbrundstäbe sind zu Halbkegeln gesägt, die unteren Enden meist stumpf belassen. Pfosten in Abständen zwischen 1,50 m und bis zu 2,50 m dienen als Verankerung im Boden sowie als Halterung für Türen und Tore. Als Material wird transparente oder in Brauntönen druckimprägnierte und lasierte Kiefer oder Fichte verwendet.

Wie kaum ein anderes Element aus Architektur, Gartenbau und Landschaftsgestaltung haben Jägerzäune eine beispiellose und geradezu extreme symbolische Aufladung.
Als naturnah und ökologisch werden heute eher Staketenzäune verstanden, deren Ursprung bis ins Mittelalter reicht.
Der Jägerzaun einschließlich niedrigem Türchen wird häufig als Bestandteil des Heimatschutzstils und der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis interpretiert.

Symbol und Interpretation

Wie kaum ein anderes Element aus Architektur, Gartenbau und Landschaftsgestaltung haben Jägerzäune eine beispiellose und geradezu extreme symbolische Aufladung, die vielleicht nur noch von Gartenzwergen aus Hartplastik übertroffen wird. Jägerzäune werden heute als Verkörperung einer vermeintlich heilen Welt, von Spießigkeit und sogar Deutschtümelei interpretiert. Als Abgrenzung der Grundstücke und Vorgärten in Einfamilienhaussiedlungen der 1950er und 60er-Jahre fanden sie, und zwar in beiden Teilen Deutschlands, ihre größte Verbreitung. Zumindest für die westlichen Bundesländer lässt sich festhalten, dass Jägerzäune in einer Art festem Kanon mit anderen Elementen wie Waschbetonplatten als Wandverkleidungen und Terrassenbelägen sowie gelb-orangen großformatig geblümten Sonnenschirmen mit weißen Troddeln aus pflegeleichter Kunstfaser kombiniert wurden. Legendär für diese stilistische Epoche ist der Architektenreim „Nimm Orange und Braun, damit kannste nichts versaun“.

Retro und Vintage

Während jedoch exemplarische Bauten aus den 1960er-Jahren wie Bungalows und Flachdach-Reihenhäuser, Stoffmuster mit Mega-Prints und rustikale Keramik als Geschirr für Gartenparties als retro – beispielsweise unter den Labels Midcentury oder Curated Authentic Vintage – wiederbelebt wurden, bleibt der Jägerzaun ein schwieriges Sujet.


Ideologie

Diese Art Zaun einschließlich niedrigem Türchen wird häufig als Bestandteil des Heimatschutzstils und der Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis interpretiert. Tatsächlich wird der Jägerzaun im Jahr 1936 in Ernst Neuferts Bauentwurfslehre unter dem Namen Rundstengelzaun als Vorbild für hölzerne Gartenzäune vorgestellt. Entgegen aller Erwartungen finden sich hingegen an Orten wie beispielsweise dem Berghof am Obersalzberg oder im Garten von Karinhall gar keine Jägerzäune, sondern Zäune aus Senkrechtlatten und Mauern. Gegen den mutmaßlichen „Nazi-Zaun“ spricht auch, dass Jägerzäune selbst in den 1930er-Jahren nicht aus den ebenfalls symbolischen „deutschen“ Eichen gefertigt wurden, sondern aus den sehr viel kostengünstigeren Holzarten Kiefer und Fichte. Womöglich wurde hier ein sehr viel älteres Bauteil ideologisch vereinnahmt.

Ursprung und „Anwendung“

Forschungen verweisen nämlich hinsichtlich des Ursprungs dieses Zauns auf mittelalterliche Scherenzäune, die bei adligen Jagdgesellschaften als Barrieren für Hirsche und Rehe platziert wurden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurden Jägerzäune vom respektive im Auftrag des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau im Park Muskau aufgestellt, wie zeitgenössische Illustrationen seines Buchs Andeutungen über Landschaftsgärtnerei verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau beweisen.

Das Prinzip von Zäunen aus diagonalen Holzstäben findet sich dann wieder zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Gartenstadtbewegung und in den Siedlungen der 1920er-Jahre.

Zerlegung und Montage

Die Vorteile des Jägerzauns liegen in der Zerlegbarkeit in einzelne Hölzer, die sich leicht transportieren lassen, der einfachen Selbstmontage und natürlich im Vollholz selbst, das auch ohne regelmäßiges Streichen mit Holzschutzmitteln zwar oft bemoost, aber ansonsten recht langlebig ist.

Jägerzäune sind noch heute als Bausätze zur Selbstmontage in Baumärkten erhältlich und werden mit Vokabeln wie klassisch, traditionell, bewährt und markant angepriesen.

Staketenzäune

Als naturnah und ökologisch werden heute eher Staketenzäune verstanden, deren Ursprung bis ins Mittelalter reicht. Teilweise ungeschälte Äste von Haselnuss, Kastanie, Birke oder Eukalyptus werden senkrecht gestellt und mit Hanf- oder Edelstahl-Schnüren waagerecht verflochten. Hierbei spielt der den Pflanzen immanente Gerbstoff eine zunehmend wertgeschätzte Rolle als natürlicher Holzschutz. -sj

Fachwissen zum Thema

Gartentüren sind sowohl Elemente der Garten- und Landschaftsgestaltung als auch der Architektur mit dem Entrée, namentlich des Bereichs um die Eingangstür und der Fassade eines Hauses. Im Bild: Eine Cortenstahl-Tür kontrastiert eine Mauer aus Grünsandstein.

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Türarten

Gartentür

Türen und Tore haben die gleichen Funktionen, sie schließen und öffnen einen Durchgang oder  – je nach Dimensionierung – eine Durchfahrt in einer Wand (im Bild: Türen und Tore im Futurium Berlin, Richter Musikowski)

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Türarten

Türen und Tore

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Im historischen Kern vom Berliner Bezirk Pankow ist nach dem Entwurf von AHM Arnke Häntsch Mattmüller Architekten der rückbaubare Pavillon Allet Pank auf einer Brache errichtet worden.

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