Irekua Anatani House in Avandaro

Dachkonstruktion aus Stahlrahmen

Die möglichst weitgehende Erhaltung des Baumbestandes bestimmte das Entwurfskonzept des Irekua Anatani House auf einem ehemals von indigenen Ureinwohnern besiedelten Gebiet westlich von Mexiko-Stadt. Ihre Sprache griff Architekt Gerardo Broissin bei der Namensgebung für sein Bauwerk auf – übersetzt bedeutet Irekua Anatani etwa „Familienhaus unter Bäumen“. Als Ruhefläche im Wald soll es dienen, sich der Topografie anpassen. Errichtet ist es in Avandaro, einer kleinen Ortschaft, die zur Gemeinde Valle de Bravo gehört und an einem See gleichen Namens gelegen ist. Die umgebende Natur ist in hohem Maße prägend für das Wohnhaus. Seine riesigen Glasflächen sind zum See ausgerichtet und ermöglichen weite Ausblicke, die teils glasgedeckte Dachkonstruktion vermittelt das Gefühl im Freien zu stehen.

Über große Verglasungen an der Hangseite fällt Abendsonne in die Räume
Vom Wohn- und Essraum führt ein Treppenhaus hinab zu einer weitläufigen Terrasse mit Pool auf der unteren Hangebene (Nordwestansicht)
Für die von Osten Ankommenden erscheint das Wohnhaus eingeschossig und flach

Als langer Riegel erstreckt sich das Gebäude etwa parallel zum Höhenverlauf des nach Nordwesten recht steil abfallenden Hanggrundstücks. Von Osten erscheint es flach und eingeschossig, an der Hangseite hingegen ist es gestaffelt und bildet zwei weitere Teilgeschosse aus. Die tragende Konstruktion besteht aus Stahlbeton; an der Eingangsseite dominiert ein hölzerner Vorhang aus raumhohen Brettern. In regelmäßigen Abständen zueinander sind sie zwischen Boden und Decke aufgespannt. Die schmalen Kanten weisen nach vorne, filtern die Morgensonne und erzeugen ein stimmungsvolles Lichtspiel im dahinter liegenden Flur. Auf der Hangseite erwärmt die Abendsonne die Schlafräume über große Verglasungen und gleicht damit den erheblichen nächtlichen Temperaturabfall im Gebäudeinneren aus.

Die Eingangszone teilt den Gebäuderiegel in einen kürzeren südlichen und einen längeren nördlichen Abschnitt. Küche, Wohn- und Essraum sind am nordöstlichen Gebäudekopf angeordnet. Daran schließen die Schlafräume in loser Folge an. Unterbrochen werden sie von zwei gemeinsamen Bereichen. Einer davon ist die breite Eingangsachse, die in einer Terrasse über dem Tal mündet, unter der zwei Gästezimmer gestapelt sind. Der andere dient als Spielfläche zwischen den Kinderzimmern. Vom Wohn- und Essraum führt ein Treppenhaus hinab zu einer weitläufigen Terrasse mit Pool auf der unteren Hangebene. 

Flachdach
Das extensiv begrünte Flachdach sorgt durch seinen hohen Aufbau mit Grasbewuchs für eine gute Dämmung. Je nach Funktion der darunterliegenden Räume verspringt das leicht geneigte Dach und erzeugt unterschiedliche Raumhöhen. Breitflanschträger aus Stahl (HEA) bilden die Rahmen der Dachelemente, die unterschiedlich ausgefacht sind. Holzpaneele überdecken beispielsweise das Esszimmer und die anschließende Terrasse in der nordöstlichen Auskragung, den Freisitz und den Pool überspannen unverkleidete Dachsparren aus Vollholz. Über dem Schwimmbecken und der Eingangszone sind die Sparren mit Glaselemente bedeckt, die den Eindruck einer nach oben offenen Pergola nicht beeinträchtigen, aber vor den Widrigkeiten des Wetters schützen. In den Schlafzimmern ist die anthrazitfarbene Deckenkonstruktion weiß und bündig ausgefacht, in den Gästezimmern liegt die Ausfachung ein wenig höher und hebt so die Konstruktion hervor.

Die Stahlrahmenkonstruktion der Dachelemente ermöglichte große Spannweiten, die dem Gebäude Weitläufigkeit verleihen. Weil einzelne Wandabschnitte als Auflager dienen, konnten große Teile der Fassade durchgehend verglast werden. Die Dächer sind teilweise mit einer Abspannung an einer überhohen Betonwand rückverankert. Die unteren Ebenen sind halb in den Hang geschoben und bilden einen optischen Sockel für das oberste Geschoss.

Bautafel

Architekt: Gerardo Broissin, Mexiko-Stadt
Projektbeteiligte: Adrian Tellez (Projektleitung); Humberto Girón (Tragwerksplanung); Marina Pani (Inneneinrichtung)
Fertigstellung: 2016
Standort: Avandaro, Valle de Bravo, Mexiko
Bildnachweis: Alexandre d’ La Roche

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