Institute für Rechtsmedizin und Pathologie in St. Gallen

Geschosshohe, goldfarbene Aluminium-Lamellen

Im schweizerischen Nordosten befindet sich die Stadt St. Gallen, die heute als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der östlichen Schweiz gilt. Hier planten die Baseler Architekten Silvia und Reto Gmür auf dem Areal des großen, innerstädtischen Kantonsspitals den Neubau der Institute für Rechtsmedizin und Pathologie.

Die Westfassade
Die Sonnenschutz-Elemente aus goldfarbenem Aluminium
Die güldene Fassade

Das strukturelle Grundgerüst des fünfgeschossigen Stahlbeton-Baus bildet ein zentraler, quadratischer, tragender Kern, der alle vier Geschosse durchzieht. Hier sind die vertikalen Erschließungsbereiche, die Nebenräume und vier gleichgroße Technikschächte untergebracht. Im zurückversetzten Erdgeschoss gruppieren sich Schulungsbereiche und eine Garderobe um diesen Kern. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich die Labor- und Büroräume des Instituts für Pathologie, ebenso die der Rechtsmedizin. Die Raumaufteilung erfolgte in einem Raster von 1,50 m, sodass die Räume jederzeit beliebig verschoben und erweitert werden können. Die Autopsie- und Technikräume, die gleichermaßen von beiden Instituten genutzt werden, wurden im 1. Untergeschoss angeordnet. Eine Tiefgarage, eine Zone zur Anlieferung sowie Kühl- und Chemikalienräume befinden sich im 2. UG.

Innerhalb der beiden Institute für Rechtsmedizin und Pathologie dominieren graue Stahlbeton- und Sichtbetonstrukturen. Die Leichtbauwände sind in schlichtem Weiß gehalten. Einzig die Böden wurden farbig gestaltet – sie variieren etagenweise von gelblichen bis hin zu intensiv orangenen Farbtönen.

Sonnenschutz
Da der Bau auf einem quadratischen Grundriss basiert, gibt es keine repräsentative Schauseite. So bilden die Fenster, Stürze und Brüstungen der Obergeschosse eine Bandfassade, die zu allen Seiten gleich ausgebildet ist. Die gläserne Fassade wird von einer zweiten Ebene umschlossen, die aus feststehenden, vertikalen, goldfarbenen Aluminium-Lamellen besteht. Durch das schräge Einschneiden und Herausklappen der metallischen Hülle ergeben sich geschosshohe, dreieckige Sonnenflügel, die als Sonnenschutz dienen und den Blick auf die dahinterliegende Verglasung freigeben. Die vertikalen Anordnung der einzelnen Flügel erfolgte in einem einheitlichen Abstand von 75 cm, der sich über die ganze Fassade hinwegzieht. Mit Hilfe von komplexen, dynamischen Simulationsberechnungen wurden die Form und die Öffnungswinkel der Sonnenschutzelemente in Bezug auf Beschattung, solare Gewinne, natürliche Belichtung und den Energieverbrauch im Jahres- und Tagesverlauf optimiert.

Je nach Sonnenstand und Lichteinfall verändert sich die Metalloberfläche der Fassade. Hier wird das Licht unterschiedlich gebrochen, was eine Farbänderung zur Folge hat. So wirken die Sonnenschutzelemente mal heller, mal dunkler, mal wärmer, mal kälter, mal bewegter oder ruhiger. Die rückseitig schwarz emaillierte Glasfassade der innenliegenden Fassadenschicht wiederum bildet einen Kontrast zu dem güldenen Schimmer jeder einzelnen Lamelle.

Durch einen zusätzlichen mobilen Blendschutz, der auf der Innenseite der Verglasung angebracht ist, wird die natürliche Belichtung der Arbeitsplätze bei gleichzeitigem Schutz vor Blendung ermöglicht ohne den Raum zu verdunkeln. -kt
 

Bautafel

Architekten: Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Eicher + Pauli, Liestal (Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik); IBG Graf, St. Gallen (Elektroplanung); EE-Design, Basel (Lichtplanung); Lori Hersbeger, Zürich (Kunst am Bau); Diralsa, Neuenhof (Fassade und Sonneschutz); PP Engineering, Basel (Fassadeningenieur)
Bauherr: Baudepartement des Kantons St. Gallen, Hochbauamt
Fertigstellung: 2011
Standort: Rorschacherstraße 95, 9000 St. Gallen, Schweiz
Bildnachweis: Hélène Binet, London und Reto Gmür, Basel

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Innen liegende Wintergartenmarkise aus Textil

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Grundlagen

Auswahlkriterien für den Sonnenschutz

Um sowohl Direkt- als auch Reflexblendung am Arbeitsplatz zu verhindern, sollten die Fenster mit variabel verstellbaren Verschattungselementen ausgestattet sein.

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Funktionen

Blendschutz an Arbeitsplätzen

Brise-Soleil in Form von feststehenden, doppelgeschossigen Vertikallamellen aus Beton an der Unité d'habitation bzw. dem Corbusierhaus in Berlin

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Arten und Formen

Feststehender Sonnenschutz außen

Glaslamellen und Aluminiumraffstore verschatten die großen Glasflächen des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin. Architektur: Stephan Braunfels

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Materialien

Glas und Metall

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