Installation aus weißen Fliesen als Reverenz an die American Bar

Aufs Quadrat reduziert

Die nur 4,40 × 6,00 × 4,10 m große American Bar von Adolf Loos aus dem Jahre 1908 gilt als Meilenstein der frühen architektonischen Moderne in Wien. Nun hat ein Künstlerkollektiv in konsequenter Zuspitzung des Loos'schen „Ornament ist Verbrechen“ als Reverenz (oder Karikatur?) an die legendäre Bar eine temporäre Installation geschaffen, die ausschließlich mit quadratischen, weißen Baumarktfliesen ausgestaltet wurde.

Als Raum im Raum entspricht ihr Grundriss dem der American Bar, inklusive des Tresens und der Sitznischen.
Entworfen hat sie ein Künstlerkollektiv bestehend aus Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski.
Die Künstler reduzierten in ihrer Interpretation das gesamte Interieur auf das Quadrat und eliminierten mit ihrer Materialwahl zugleich jegliches luxuriös-dekorative Element, das den von Adolf Loos verwendeten Materialien Holz, Glas, Messing und Onyx innewohnt.

Die Lax Bar war während der diesjährigen Wiener Festwochen in einem ehemaligen Schallplattenladen unweit ihres Vorbildes untergebracht – in der Laxenburgerstraße. Als Raum im Raum entspricht ihr Grundriss dem der American Bar, inklusive des Tresens und der Sitznischen – nur eben alles weiß gefliest und schwarz verfugt. Die Raumhöhe beträgt allerdings lediglich die Hälfte, weshalb auch die Musik der Lax Bar entsprechend in einer tieferen Frequenz abgespielt wurde.

Auch in der sogenannten Loos-Bar ist das Quadrat die bestimmende Grundform. Ergänzend zu dem schwarzweißen Schachbrettmusterboden setzen sich dort in den verspiegelten Wänden die Kassettendecke aus Marmor sowie Marmorpfeiler und Balken scheinbar endlos fort. Das Künstlerkollektiv bestehend aus Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski reduzierte in seiner Interpretation das gesamte Interieur aufs Quadrat und eliminierte mit der Materialwahl zugleich jegliches luxuriös-dekorative Element, das den von Adolf Loos verwendeten Materialien Holz, Glas, Messing und Onyx innewohnt. Am Abend allerdings verwandelt sich der Raum und wird in gelbes, sanftes Licht getaucht, das durch ein Band von Glasbausteinen fällt. Es sei dahingestellt, ob die Tatsache, dass dort, wo sich in der American Bar der Eingang befindet, in der Lax Bar der Durchgang zu den Außentoiletten liegt, einen der Antwort auf die Frage näherbringt, wo eine Reverenz aufhört und die Persiflage anfängt.

Die nur fünfmal der Öffentlichkeit zugänglich gewesene Installation ist bereits die dritte Auseinandersetzung der Künstlergruppe mit der American Bar. Die erste Version entstand 2015 in in einer Hinterhofgarage im Do-it-yourself-Stil: Marmor wurde zu Spanplatte, Glas zu Moskitonetz, Holz zu Karton. 2017 entstand in Brüssel im etablissement d’en face eine weitere Version. Dieses Mal wurde im Untergeschoss des Ausstellungsraumes der „Strohkoffer“ nachgebaut, ein unterhalb der Wiener Loos-Bar gelegener Künstlertreffpunkt, der von 1951 bis 1953 aktiv war und seinen Namen der Wandverkleidung aus Stroh verdankte.

Entwurf: Christoph Meier, Ute Müller, Robert Schwarz und Lukas Stopczynski
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