Innovative Low-Tech-Kühlung für Fabrik in Indien

Befeuchtete Tonröhren erzeugen Verdunstungskälte

Temperaturen bis zu vierzig Grad gehören in vielen Regionen Indiens zum Alltag. Für Unternehmen ist es schwierig, unter solchen Bedingungen zu produzieren, denn die Hitze beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit der Mitarbeiter. Bei der Firma Deki Electronics, Indiens größtem Hersteller von Kondensatoren für elektronische Geräte, litten die Mitarbeiter zusätzlich unter der starken Abwärme großer Dieselgeneratoren, die direkt am Haupteingang des Firmengebäudes platziert sind. Das Architektur- und Technologiebüro Ant Studio aus Neu-Delhi entwickelte für das Unternehmen eine umweltfreundliche und optisch ansprechende Kühllösung, die auf altägyptische und römische Technologien zurückgreift.

Beim Design ließen sich die Architekten vom Aufbau eines Bienenstocks inspirieren.
Die Kühlanlage besteht aus gestapelten, porösen Tonzylindern, die vor einem Dieselgenerator platziert sind, der starke Abwärme produziert.
Zur Berieselung wird recyceltes Brauchwasser aus dem Fabrikgebäude eingesetzt.

Die Low-Tech-Kühlanlage besteht aus gestapelten, porösen Tonzylindern, die vor dem Generator aufgestellt sind und ständig mit Wasser berieselt werden. Durch die große Oberfläche der Tonröhren, die hygroskopisch sind und eine gute Kapillarwirkung besitzen, entsteht Verdunstungskälte. Die Abwärme, die mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde und einer Temperatur von fünfzig Grad in die Zylinder strömt, kühlt auf rund 36 Grad ab. Zur Berieselung wird recyceltes Brauchwasser aus dem Fabrikgebäude eingesetzt. Beim Design ließen sich die Architekten vom Aufbau eines Bienenstocks inspirieren. Die Länge und Dicke der Tonröhren wurde durch CFD-Strömungssimulationen optimiert.

Das Low-Tech-Kühlsystem punktet mit gleich mehreren Vorteilen: Es ist wartungsarm, belebt traditionelle Handwerkskunst und senkt die Kosten für die Kühlung auf ein Minimum im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen. Benötigt wird lediglich Strom zum Betrieb der Wasserpumpe. In ländlichen Gegenden mit Stromknappheit lässt sich die Kühlanlage auch zu einem Null-Energie-System umwandeln, indem ein- bis zweimal täglich Wasser manuell über die Tonröhren gegossen wird. Auch der Wasserbedarf ist minimal, da das Wasser immer wieder umgewälzt und erneut verwendet wird. Im Betrieb zeigte sich allerdings, dass die Nutzung von recyceltem Brauchwasser langfristig die Poren des Tons verstopft. Um Reinigungskosten zu vermeiden, empfehlen die Architekten daher den Einsatz von frischem Wasser.

Da es viele Fabriken in Indien gibt, die ähnliche Probleme mit der Abwärme von Dieselgeneratoren haben, gehen die Architekten von einer guten Zukunftsperspektive ihres Prototyps aus. Geplant ist, die Kühllösung so zu modifizieren, dass sie auch in Innenräumen zum Einsatz kommen kann. 

Entwurf: Ant Studio, Neu-Delhi

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