Immergrüne Moosfassaden

Wartungsfreier natürlicher Luftfilter und Regenwasserspeicher

Saubere Luft ist ein entscheidender Faktor, um Städte lebenswerter zu machen. Dazu können auch Grünfassaden beitragen. Mit einem neuartigen Fassadensystem auf Moosbasis belegte Artificial Ecosystems, ein Start-up der Technischen Universität Kaiserslautern, den ersten Platz beim Ideenpreis Rheinland-Pfalz 2019.

Das BryoSystem kann in eine Hauswand integriert werden ...
... oder einzeln als Luftfilter am Straßenrand aufgestellt werden.

Die Gründer Tobias Graf, Björn Stichler und Martin Hamp, entwickelten das BryoSystem – eine wartungsfreie, selbstbegrünende Moosfassade deren Name sich von lateinisch Bryophyta für Moose ableitet. Die vor 400 Millionen Jahren entstandenen flauschigen Pflanzen besitzen keine Wurzeln, sondern filtern Nährstoffe aus der Luft. Bei Vulkanausbrüchen etwa versorgten sie sich über die Asche in der Atmosphäre, heute filtern sie Feinstaub und CO₂ aus der Luft. Sie wachsen auch problemlos in der Stadt, sofern die ökologischen Bedingungen stimmen.

Das Fassadensystem ist aus rund ein Meter hohen, 15 Zentimeter breiten, flachen Betonelementen aufgebaut, die gruppiert an Wänden von Wohnhäusern oder Industriehallen montiert oder einzeln als Luftfilter am Straßenrand aufgestellt werden können. Die Elemente müssen nicht bepflanzt werden. Moossporen aus der Luft siedeln sich von selbst auf der speziellen Oberflächenstruktur an. Bewässert werden sie über ein Rillensystem und einen Regenwassertank, der in den Boden eingelassen werden kann. Solarzellen gewährleisten die Energieversorgung, u.a. für das Pumpensystem der Zisterne.

Kostenintensive Pflege wie Pflanzenschutz oder Rückschnitt entfallen bei den ganzjährig grünen Moosen. Sensoren überwachen verschiedene Umweltparameter und passen die Pflanzenernährung an die Wetterlage an. Das patentierte System kann der Luftverschmutzung in Städten entgegenwirken und die Biodiversität erhöhen sowie als Regenspeicher und Lärmschutz dienen. Darüber hinaus halten Grünfassaden Gebäude im Winter warm und im Sommer kühl.

Unterstützt wurden die Gründer von Marcus Rühl (HS Kaiserslautern) und Burkard Büdel (TU Kaiserslautern) sowie vom Bundeswirtschaftsministerium. Jetzt suchen sie Partner, Kunden und Mitarbeiter für Pilotprojekte. Langfristig sind auch Mooswände in Tunneln und U-Bahnstationen mit künstlichen Lichtquellen geplant, um dort die Luft zu reinigen.

Entwicklung und Umsetzung: Artificial Ecosystems, Kaiserslautern

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