House of the Infinite in Cádiz

Dachfläche als Podium zum Meer

Zwischen grünen Küstenhängen und breitem Sandstrand, am Übergang zur scheinbar endlosen Weite des Atlantischen Ozeans, schuf der Architekt Alberto Campo Baeza aus Madrid das House of the Infinite (dt.: Haus der Unendlichkeit). Die Nordostseite des Wohnhauses im andalusischen Cádiz ist in den Hang eingebettet, hier schließt sein 20 Meter breites, flaches Dach an das Niveau der Küstenstraße an. Eine auf dem Flachdach angeordnete, mit drei Öffnungen unterbrochene Mauer dient als Sichtschutz zur Straße. Nach Südwesten hin erstreckt sich in Richtung Meer der insgesamt 36 Meter lange Baukörper. Aufgrund der Hanglage sind seine beiden Wohnebenen nicht komplett sichtbar und bis zu 12 Meter tief in den Felsen eingegraben.

Das Dach mutet als künstliche Erweiterung der spektakulären Umgebung an
Das Flachdach mit Sonnendeck, Pool, Sicht-/Windschutzmauern und dem Eingang, der hinab führt
Ansicht Nordwest: Die kantige Silhouette und eine durchgehende Bekleidung aus Naturstein verleihen dem Bauwerk monumentale Wirkung

Alle sichtbaren äußeren Flächen des monumentalen Quaders sind von hellem Travertin umhüllt, der mit der Farbe des Küstensandes harmoniert. Durch seine klaren Kanten und die allseitig fortgeführte, homogene Bekleidung erscheint der gesamte Baukörper als steinerne Plattform. Das Innere des Wohnhauses spiegelt sein Äußeres konsequent wider. Die Formensprache ist klar, auf Farbigkeit wurde bewusst verzichtet. Der weitläufige Wohnbereich im Obergeschoss öffnet sich mit großen Verglasungen zum Meer; durch ein kreisförmiges Oberlicht gelangt zusätzlich Tageslicht auf diese Ebene. Das kühlere untere Geschoss mit den Schlafräumen hat kleinere, quadratische Fenster. Die minimalistische Einrichtung erzeugt ein stimmiges Gesamtbild.

Flachdach
Der Dachterrasse kommt als Podium zum Meer besondere Bedeutung zu. 20 x 36 Meter misst die rechteckige Fläche; ein Teilbereich ist an drei Seiten durch Mauern vor starkem Wind geschützt. Der Zugang zu den darunterliegenden Ebenen (der Hauseingang) ist quasi ins Dach eingeschnitten. Dieses übernimmt damit nicht nur repräsentative Funktion, sondern wird mit dem Sonnendeck und einem bündig eingelassenen Pool zum erweiterten Wohnraum.

Um den weiten Blick nicht einzuschränken, wurde auf eine Attika, Brüstungen und Geländer bewusst verzichtet. Die Travertinplatten der Dachfläche sind 100 x 100 cm groß und 7 cm stark. Sie wurden über Setzlager aufgeständert und ohne Gefälle in einem regelmäßigen Fugenraster verlegt. Der Flachdachaufbau mit Wärmedämmung und Abdichtung befindet sich zwischen der Tragkonstruktion aus Stahlbeton und der oberen Abdeckung aus Travertin. Die klimatischen Verhältnisse in Südspanien erlauben eine nur 5 cm starke Dämmschicht, was die konstruktive Höhe des Gesamtaufbaus vorteilhaft reduziert. Besonders gelungen ist auch die Einfügung des kreisförmigen Oberlichtes: Mit einem Durchmesser von 120 cm liegt es flächenbündig auf einer Ebene mit den Natursteinplatten – auch hier stört keine Aufkantung den optischen Gesamteindruck.

Bautafel

Architekt: Alberto Campo Baeza, Madrid
Projektbeteiligte:
Tomás Carranza, Javier Montero, Alejandro Cervilla García, Ignacio Aguirre López, Gaja Bieniasz, Agustín Gor, Sara Oneto (Mitarbeiter Architekturbüro); Andrés Rubio Morán (Tragwerksplanung), Manuel Cebada Orrequia (Bauleitung), Chiclana (Bauunternehmen); Laboratorios Cogesur (Qualitätssicherung): alle Cádiz
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort: Cádiz
Bildnachweis: Javier Callejas, Sevilla

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