Hotel Tsingpu Yangzhou Retreat

Dachziegel aus Ton zur Einbindung von neu und alt

In der Typologie chinesischer Wohnhäuser spielen Höfe traditionell eine wichtige Rolle. Bei der Umwandlung eines Areals mit mehreren Bestandsbauten in einem locker besiedelten, durchgrünten Stadtteil von Yangzhou griffen die Architekten Neri & Hu aus Schanghai auf diese bauliche Tradition zurück. Für das Hotel Tsingpu Yangzhou Retreat schufen sie ein orthogonales Gitternetz aus Wegen und Wänden, das die alten Gebäude teilweise integriert und um neue, blockhafte Volumen ergänzt. Die übergeordnete Struktur und Einfassung aus bräunlich-grauem Ziegelmauerwerk verleiht dem Ensemble aus alt und neu Zusammenhalt, sodass es als Einheit wahrnehmbar ist.

Das Hotel Tsingpu Yangzhou Retreat aus der Vogelperspektive
Die Architekten Neri & Hu aus Shanghai planten die Anlage in einem locker besiedelten Stadtteil von Yangzhou
Ein Gebäude ist zweigeschossig und überragt die Mauern: Es beherbergt im Obergeschoss eine Bibliothek

Jeweils zwei der aus recycelten Ziegeln gemauerten, parallelen Wände fassen die Wegeverbindungen und begrenzen andererseits die Höfe. Die Wege sind teils offen, teils überdacht. Durchgänge, Fensteröffnungen oder licht- und luftdurchlässige Zierverbände sorgen für spannende (Sicht-)Bezüge. So werden die Gäste mithilfe des Tageslichts über die verschiedenen Höfe geleitet: Diese sind mal mit Wasserflächen gestaltet, in denen sich Himmel und Bauwerke spiegeln, mal sind sie karg, mal üppig bepflanzt. Hier und dort finden sich Bänke und gemauerte Sitzplätze.

Ein Großteil der Dachlinien ist mit den Wandhöhen identisch – so bleiben die Dächer von Ferne überwiegend unsichtbar. Manche Wege eröffnen durch Treppen die Möglichkeit, das Dach zu besteigen, um sich Übersicht und Orientierung im Raumgefüge zu verschaffen. Weitere Öffnungen an den Außenseiten geben den Blick auf die umgebende Landschaft und den angrenzenden See frei. Ein zentrales Hofgebäude überragt die anderen: Es hat als einziges zwei Geschosse, mit ebenerdigen Gästezimmern und einer Bibliothek auf der oberen Etage.

Flachdach

Außerhalb der Hofanlage befinden sich im Norden und Osten zwei Langhäuser mit Satteldach. Diese Bestandsbauten beherbergen ein Restaurant und ein Theater sowie ein Gästehaus, das zum See orientiert ist. Die übrigen, in die Höfe integrierten Baukörper haben mit Ziegeln gedeckte Flachdächer. Hier wandelten die Architekten das traditionelle chinesische Schrägdach ab. Die Ziegeldächer sind um weniger als zehn Grad geneigt und werden ähnlich einem Pultdach jeweils zu einer Seite entwässert. Technisch gesehen zählen sie zur Kategorie Flachdach. Aufgrund der geringen Neigung wirken sie auch so – nicht zuletzt, weil ihre Dachkante mit der Oberkante der überdachten Wegeverbindungen auf einer Höhe liegt.

Die Tonziegel fügen sich als ein traditionelles Baumaterial gut in Neubau und Bestand. Beim Dach des zweigeschossigen Hauses erfolgt die Entwässerung über die vier Eckpunkte zum Innenhof. Alle Dächer haben eine geringe Aufbauhöhe. Wichtig ist ein regensicheres Unterdach mit einer Abdichtungsbahn wie beim Flachdach; dies gilt insbesondere für Durchbrüche wie zum Beispiel die Oberlichter der innenliegenden Badezimmer. Zu beachten ist, dass eine überlappte oder verfalzte, eine verschweißte oder verklebte Unterdeckung eingebracht wird, um die Innenhaut gegen Niederschlagswasser undurchlässig zu machen.

Bautafel

Architekten: Neri & Hu, Shanghai
Projektbeteiligte:

Federico Saralvo, Ziyi Cao, Fong Huang, Sela Lim, Zhao Lei, Callum Holgate, Leyue Chen, Valentina Brunetti, Sean Shen, Xin Liu, Bin Zhu, Nicolas Fardet, Yu Wang, Jin Zhang (Designteam)
Fertigstellung:
2017
Standort:
1 Baocheng Road, Hanjiang District, Yangzhou, China
Bildnachweis: Pedro Pegenaute, Pamplona

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