Hotel Tierra Patagonia im Nationalpark Torres del Paine

Mit der Landschaft verwoben und errichtet aus regionalem Lenga-Holz

Der Torres del Paine im Süden Chiles ist einer der bekanntesten Nationalparks Patagoniens. Sein Name bedeutet soviel wie „Türme des blauen Himmels“ und bezieht sich auf sein Wahrzeichen: drei spitze Granitberge mit Gipfelhöhen zwischen 2.600 und 2.850 Meter. Die dramatische Landschaft aus hohen Bergen, Gletschern, Fjorden und Seen prägt eine Fläche von rund 2.420 Quadratkilometern. Mitten darin liegt das Hotel del Viento (Hotel des Windes), entworfen von der chilenischen Architektin Cazú Zegers.

Die Fassaden sind mit regionalem Lenga-Holz bekleidet
Zugänge zum Hotel erfolgen über teils tief in den Wall eingeschnittene Rampen und Pfade
Die zweigeschossige Luxusherberge fügt sich unauffällig in die eindrucksvolle Landschaft und scheint, ähnlich einem Fossil, mit ihr verwoben zu sein

Nicht weit vom Ufer des Lago Sarmiento entfernt, fügt sich das zweigeschossige Gebäude mit seiner lang gestreckten und organischen Form wie selbstverständlich in die eindrucksvolle Naturlandschaft. Es erinnert eher an ein Fossil oder an ein gestrandetes prähistorisches Tier, als an eine Luxusherberge mit 40 Zimmern und Suiten. Sein Grundriss setzt sich aus zwei geschwungenen Formen zusammen, die durch einen verglasten Gang verbunden sind. Ein Gebäudeteil beinhaltet die Gästezimmer, der andere ein Restaurant, einen Wellnessbereich und Aufenthaltszonen mit Sonnendecks.

An der seezugewandten Seite zeigt sich das Hotel als zweigeschossiger Holzbau, dessen horizontal beplankte Fassade durch regelmäßige und tief eingeschnittene Fensteröffnungen gegliedert ist. An der seeabgewandten Seite ist der flache Baukörper als solcher kaum zu erkennen – sein weit ausladendes, sanft geschwungenes Dach samt vorgelagertem Steinwall erscheinen als Teil der Natur. Schmale Pfade durchziehen den Wall und führen als separate Eingänge zu den tiefer gelegenen Zimmern, deren Fenster sich zum Wasser hin orientieren. Teilbereiche des Hotels sind in den Wall eingebettet.

Nachhaltig Bauen
   
Die Umfassungsflächen des Gebäudes sind innen wie außen mit Lenga-Holz bekleidet, und auch die Möbel sind daraus gefertigt. Der auch als Südbuche bezeichnete Laubbaum ist in Chile heimisch und im Nationalpark weit verbreitet. An den Fassaden wird das Holz aufgrund natürlicher Witterungsprozesse mit der Zeit vergrauen und einen silbrigen Schimmer annehmen – dies soll einerseits an traditionelle Holzbauten der Region erinnern und andererseits das Gebäude noch mehr mit der Umgebung verschmelzen lassen.

Im Inneren des Hotels herrscht eine einladende und gemütliche Atmosphäre, in der Luxus nicht durch teure Materialien, sondern durch eine sorgfältige Detaillierung spürbar wird. So wurde das Holz sehr variantenreich eingesetzt: Es bildet glatte und texturierte Oberflächen, ist wechselweise hell und dunkel und wirkt bisweilen auch rustikal. Zum Beispiel dort, wo der Glasgang als Verbindung der privaten und gemeinschaftlich genutzten Hotelbereiche den Blick auf einen Innenhof freigibt: Dieser ist an einer Seite begrenzt durch eine Wand aus gestapelten Holzscheiten. Im Zusammenspiel mit den offenen Kaminen und dem sichtbaren Tragwerk aus grob entrindeten, schräg aufgestellten Baumstämmen entsteht der Eindruck einer Berghütte.

Nicht allein die Materialien stellen einen direkten Bezug zur Landschaft her, auch die Wahrnehmung der Natur aus dem Gebäude heraus ist sorgfältig geplant. Die Gäste erleben die Berg- und Seenwelt präzise gerahmt durch Fenster mit tiefen Laibungen von ihren Hotelzimmern aus. In den gemeinschaftlich genutzten Räumen ermöglichen raumhohe Verglasungen eine freie Aussicht in die Umgebung; tief eingeschnittene Oberlichter im Wellnessbereich lenken den Blick in den Himmel. Insgesamt erfüllt das Gebäude den Anspruch von Architektin und Bauherren nach einem optisch minimierten Eingriff in die Natur. -cr

Bautafel

Architekten: Estudio Cazú Zegers Arquitectura, Santiago de Chile
Projektbeteiligte: Rodrigo Ferrer, Roberto Benavente (Entwurfsteam); Salfa Corp (Bauausführung); Enzo Valladares y Asociados (Tragwerk); Sergio Alemparte (Elektroplanung); Olegario Pérez (Sanitärplanung); George Somerhoff (Akustikplanung); Rolf Thiele (Lüftungstechnik); Paulina Sir (Lichtdesign); Catalina Phillips, Gerardo Arisztia (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Katari S.A.
Fertigstellung: 2011
Standort: Lago Sarmiento, Torres del Paine, XII Región, Chile
Bildnachweis: Pia Vergara, Santiago de Chile; Morten Andersen, Santiago de Chile

Fachwissen zum Thema

Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte Baustoffe wählen, die aus nachwachsenden, gut recyclebaren und lange verfügbaren Rohstoffen bestehen (Bild: Wasserstrichziegel).

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Baustoffe/​-teile

Auswahl der Baustoffe

Übernutzter Wald 1925

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Einführung

Ursprung des Begriffs Nachhaltigkeit

Ein Neubau sollte nur dann realisiert werden, wenn zur Deckung des Bedarfs kein Bestandsgebäude (um)genutzt werden kann

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