Hotel Jakarta in Amsterdam

Energieneutrales Gebäude in Hybridbauweise

An der Spitze des künstlich geschaffenen Java Eiland im östlichen Hafengebiet von Amsterdam befindet sich das Vier-Sterne-Hotel Jakarta. Der Hybridbau aus Stahl, Holz und Glas ist im Grundriss wie ein Tortenstück geformt und läuft im Westen spitz zu – ähnlich wie die Insel, auf der er steht. Mit neun Geschossen ist das Gebäude dort am höchsten, während der breite Rumpf nur fünf Geschosse aufweist. Eine überwiegend gläserne Fassade verbindet die unterschiedlichen Höhen und eröffnet weite Aussicht über den Kanal Ij. Herzstück der noblen Herberge, die nach Entwürfen des Architekturbüros Search entstand, ist ein Atrium mit subtropischem Garten.

Der Hybridbau aus Stahl, Holz und Glas läuft im Westen spitz zu – ähnlich wie die Insel, auf der er steht.
Aus der Luft: Der Gebäudegrundriss ähnelt einem Tortenstück.
Die Architekten von SeARCH planten das Hotel auf der künstlichen Insel in Amsterdam.

Außer dem Haupteingang des Hotels an der Nordseite haben die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss eigene Zugänge: Bars, Restaurants, Cafés und ein Wellnesscenter mit Schwimmbad orientieren sich nach außen zum Wasser. Der subtropische Garten ist Teil eines über fünf Etagen offenen Atriums – die üppige Vegetation mit großen Palmen prägt in hohem Maße den Charakter des Hauses. Rund um das grüne Herz erschließen Laubengänge die Gastzimmer auf den oberen Etagen.

Jedes der insgesamt 201 Zimmer und Suiten verfügt über eine Loggia. Die kleinen Außenbereiche dienen als Sonnenschutz und schirmen Wind und Lärm ab. Oben in der Gebäudespitze befindet sich die Skybar, die seitlich und überkopf verglast ist. Die Spitze aus gebogenem zweischichtigen Glas hat einen Außenradius von lediglich 600 mm.

Nachhaltig Bauen: Vorgefertigte Module in Massivholz

Oberhalb eines Sockelgeschosses aus Stahlbeton ist das Gebäude aus vorgefertigten Modulen in Massivholzbauweise errichtet, die gestapelt wurden. Drei Treppenhäuser und zwei Aufzugsschächte bilden das Rückgrat des Tragwerks und verbinden die einzelnen Geschosse statisch mit dem Unterbau. Vertikal angreifende Lasten werden über die Wände der selbsttragenden Holzmodule in die Stahlbetonfundamente abgetragen. Die Horizontallasten werden auf die Erschließungstürme umgeleitet. Für die Dachkonstruktion des Atriums kamen Leimbinder aus Fichtenholz zum Einsatz. Sie liegen auf den Holzmodulen der Hotelzimmer auf. Der Hauptträger wurde zusätzlich in Längsrichtung unterspannt.

Betonkernaktivierung und Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft

176 der 201 Zimmer wurden als komplette Einheiten vorgefertigt und vor Ort montiert. 25 Zimmer wurden vor Ort gebaut und speziell auf die Gegebenheiten zugeschnitten. Die Böden der 30 m² großen Raummodule bestehen aus vorgefertigten Stahlbetonplatten mit Betonkernaktivierung zum Heizen und Kühlen der Zimmer. Auf die Bodenplatten wurden die 14 cm dicken, fünfschichtigen Brettsperrholzplatten (BSH-Platten) der Wände montiert. Für die Zimmerdecken kamen ebenfalls fünfschichtige, allerdings nur 10 cm dicke Brettsperrholzplatten zum Einsatz. Sie wurden zwischen die Wandelemente auf Ausfalzungen gelegt und mit den Wänden verschraubt.

Sämtliche Balken, Säulen, Decken und Fensterrahmen bestehen aus FSC- oder PEFC-zertifiziertem Holz. Die Brettsperrholzplatten sind aus verleimtem Fichtenholz gefertigt, die Sichtflächen aus heller Weißtanne. Die Oberflächen sind mit einer farblosen Holzlasur behandelt. Die Böden, Wand- und Deckenverkleidungen in den öffentlichen Bereichen sind mit Bambus ausgestattet.

Regenerative Energiequellen

Das Hotel ist als energieneutrales Gebäude konzipiert. Die Süd- und Ostfassaden sind teilweise mit Photovoltaikpaneelen verkleidet: Insgesamt 350 Paneele mit einer Fläche von über 700 Quadratmetern. Auch das Glasdach über dem Atrium ist mit Photovoltaik ausgestattet, die zugleich als Sonnenschutz fungiert. Auf eine Klimaanlage konnte verzichtet werden. Erdwärme dient als weitere Energiequelle. Zur Bewässerung des Gartens in der Halle wird Regenwasser gesammelt. Das Gebäude erhielt die Bewertung „Excellent” im Rahmen des Nachhaltigkeits-Zertifizierungssystems BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method).

Bautafel

Architekten: SeARCH architecture and urban planning, Amsterdam
Projektbeteiligte: Pieters Bouwtechniek Amsterdam (Tagwerksplaner); Derix, Niederkrüchten (Holzbau); Bouwbedrijf M. J. de Nijs & Zonen Warmenhuizen (Generalunternehmer); Copijn Tuin- en Landschapsarchitecten, Utrecht (Landschaftsarchitekt)
Bauherren: WestCord Hotels, Harlingen
Fertigstellung: 2018
Standort: Javakade 766, Amsterdam
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam; SeARCH architecture, Amsterdam

Fachwissen zum Thema

BREEAM: Britisches Nachhaltigkeitszertifikat

Nachweise/​Zertifikate

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Das Hochhaus Bolueta im spanischen Bilbao entspricht dem Passivhaus-Standard.

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Einführung

Energieverbrauch und Baustandards

Je größer die Kantenlänge eines Würfels, umso kleiner sein A/V-Verhältnis

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Planungsgrundlagen

Gebäudeform

In der nördlichen Hemisphäre erzielen Südfassaden im Winter die höchsten solaren Wärmegewinne, im Sommer lassen sie sich am leichtesten gegen Überhitzung schützen (im Bild: VM Häuser in Orestad/Kopenhagen, 2005; Architektur: BIG + JSD = PLOT, Kopenhagen).

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Planungsgrundlagen

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