Hotel in Monsaraz

Natürliche Materialien und alte Handwerkstechniken

Wie man einen 200 Jahre alten Gebäudekomplex in ein zeitgemäßes und dabei sehr geerdetes Luxushotel verwandelt, zeigt eine behutsame Sanierung des portugiesischen Architekten Eduardo Souto de Moura im Alentejo. Auch das Interiordesign von dem Anwesen São Lourenço do Barrocal spiegelt die Idee des Einfachen wider, weshalb natürliche Materialien wie Holz, Keramik und Glas in Kombination mit alten Handwerkstechniken aus der Region zum Einsatz kommen – auch bei der Lichtplanung.

São Lourenço do Barrocal ist von rund 780 Hektar großen Ländereien umgeben, nicht weit entfernt von der mittelalterlichen Stadt Monsaraz an der Grenze zu Spanien.
Die Gebäude sind entlang einer weitläufigen Esplanade angelegt, die als Verteiler fungiert.
Der Pritzker-Preisträger Eduardo Souto de Moura hat die Gebäude behutsam restauriert und die Charakteristika erhalten. Im Bild: Außenansicht des Spas

Architektur: Bäuerliches Leben im Alentejo

Das Alentejo ist ein ländlich geprägter, sehr großer Landstrich im Südosten von Portugal, der mit vier Prozent der Gesamtbevölkerung sehr dünn besiedelt ist. Es gibt nur wenige größere Städte, während pittoreske Dörfer und vereinzelte Bauernhöfe wie in die hügelige Landschaft gestreut wirken. In Sichtweite der mittelalterlichen Burganlage von Monsaraz steht das von Eduardo Souto de Moura umgebaute Hotel São Lourenço do Barrocal – eingebettet in ein rund 780 Hektar großes Gelände, das mit Wein- und Olivenanbau auch heute noch landwirtschaftlich genutzt wird.

Restaurierung: Auf den Spuren der Ahnen

Die flachen, weiß getünchten Gebäude mit blau gerahmten Holzfenstern und -türen stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert und beherbergten zur Entstehungszeit rund 50 Familien, die hier in dorfähnlichen Strukturen weitgehend autark von der Landwirtschaft lebten. Während der portugiesischen Diktatur in Staatsbesitz übergegangen, verfielen die Gebäude nach und nach. Nach der Nelkenrevolution 1974 standen die Gebäude leer, 1985 erhielten die ehemaligen Besitzer das Gut São Lourenço do Barrocal zurück, zwei Jahrzehnte später entschied sich José António Uva, daraus ein Hotel zu machen.

Zwei Jahre nahm sich der ehemalige Banker Uva Zeit, um das Gelände und die Geschichte zu erforschen, engagierte Historiker und Archäologen. Und den Architekten und Pritzker-Preisträger Eduardo Souto de Moura, der bekannt ist für seinen behutsamen Umgang mit dem gebauten Erbe seines Landes – und sich immer darauf besinnt, so viel originale Elemente wie möglich und vor allem auch die Atmosphäre eines historischen Ortes zu erhalten. Fünfzehn Jahre dauerte die Restaurierung der Gebäude, was den gestalterischen Anspruch und den Umfang des Projekts verdeutlicht.

Hotel: luxuriöser Minimalismus

Die Gebäude von São Lourenço do Barrocal fassen eine Fläche von rund 13.000 m² und sind rechts und links einer mit Steinen aus der Region gepflasterten Esplanade angelegt, die bereits zur Entstehungszeit der Gebäude um 1820 als Verteiler fungierte. In den meist eingeschossigen Gebäuden sind heute neben Restaurant, Bar, Spa und Shop insgesamt 22 großzügige Zimmer und zwei Suiten untergebracht. Dazu gesellen sich 16 Cottages mit separaten Schlaf- und Wohnräumen sowie einer von Souto de Moura entworfenen Küchenzeile aus Holz – zwischen 135 und 220 m² groß. Das Interiordesign des Hotels stammt vom Studio Anahory Almeida aus Lissabon, die sich auf wenige, natürliche Materialien wie Holz, Leder, Glas, Keramik und Metall fokussieren. Viele der Möbel, Leuchten und Accessoires wie Wandbehänge, Teppiche und Vasen sind in Zusammenarbeit mit regionalen Handwerkern und Künstlern wie Joana Astolfi und Henriette Arcelin entstanden. Daneben gibt es auch solche, die aus dem Bestand der Eigentümerfamilie stammen oder aus den verfallenen Gebäuden gerettet wurden.

Lichtplanung: Handwerk und Volkskunst

Diese Idee eines nachhaltigen, zuweilen volkstümlichen Interiordesigns findet sich auch im Lichtkonzept wieder, bei dem neben seriell hergestellten Leuchten auch Custom-Made-Leuchten zum Einsatz kommen, wobei eine technische Planung von Souto de Moura den Ausgangspunkt bildete. Am auffälligsten sind die voluminösen Tischleuchten mit bauchigem, transparentem Glaskörper und hellem Textilschirm, die ein warmes Ambiente-Licht verströmen. Dazu gesellen sich schlanke Stehleuchten mit Metallschirm und einer Holzbasis mit Dreiecksmotiv, wie man es oft findet im Alentejo. Kugelhängeleuchten aus opakem Glas im Bauhaus-Look komplettieren das Bild im großzügigen Flur. Die Bedienung der Beleuchtung in den Zimmern erfolgt über altmodische weiße Kippschalter, die zur rustikalen Anmutung passen. Wie gut die Leuchten mit der Architektur korrespondieren, zeigt auch die Bar im Eingangsgebäude: Aneinandergereiht hängen unter dem Kreuzrippengewölbe einfache, industriell anmutende Leuchten mit einem Metallschirm, der das Blau der Fenster- und Türrahmen aufnimmt. -csh

Bautafel

Architektur/ Restaurierung: Eduardo Souto de Moura, Porto
Projektbeteiligte: Anahory Almeida, Lissabon (Interiordesign und Lichtplanung); João Gomes da Silva, Lissabon (Landschaftsarchitektur); Studio Joana Astolfi, Lissabon (Kunstkonzept); Afaconsult, Vila Nova de Gaia (Projektingenieure); Nosta, The French House, Latoaria Maciel (Leuchten)
Bauherr/in: José António Uva / São Lourenço do Barrocal, Monsaraz (Alentejo)
Fertigstellung: 2016
Standort: São Lourenço do Barrocal, 7200-177, Monsaraz (Alentejo), Portugal
Bildnachweis: James Ash, Bath; Ricardo Bravo, Paço de Arcos; Nelson Garrido, Porto

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