Hofhaus Rickenbach

Auf den Spuren des Hotzenhofes

Ein ehemals landwirtschaftlich genutztes Familiengrundstück im Südschwarzwald war für die Architekten Katja und Jörg Knaus genau der richtige Ort, um das eigene Haus zu planen und errichten zu lassen. Als Vorbild für die Kubatur diente ein traditioneller Einhof, der für die Region Hotzenwald typische „Hotzenhof”. Das Wohnhaus mit Schuppen, dem einzigen Überrest des ursprünglichen Wirtschaftsgebäudes, ist 2020 fertig geworden. Es ist Teil eines Weilers auf einer Anhöhe, der vor hundert Jahren noch aus drei Aussiedlerhöfen bestand und mittlerweile um sechs Wohnhäuser ergänzt wurde.

Zur Straße zeigt sich das Gebäude recht verschlossen. Sparsame Öffnungen betonen den scheunenartige Charakter.
Innenhof, geschützt durch einen Laubengang
Zum Innenhof sind die Holzfassaden schwarz lasiert.

Wohnen und Arbeiten vereint der Hotzenhof traditionell unter einem Dach. Vom einstigen Wirtschaftsteil blieb lediglich der Außenflügel erhalten, die räumliche Ordnung des Innenhofes blieb ebenfalls bestehen. Heute bietet er der Familie einen wind- und sichtgeschützten Aufenthaltsort. Dem Gelände entsprechend befinden sich die verschiedenen Funktionen auf einem leicht unterschiedlichen Niveau, was für spannende Sichtbezüge sorgt.


Schutzschild zur Straße, Öffnung zum Garten

Ähnlich wie früher verbindet ein Laubengang das Wohnhaus mit dem Schuppen. Der einst als „Schild” bezeichnete Gang schafft eine durchgängige, überwiegend geschlossene Fassade zur Straße im Norden und schützt vor Wind und Einblicken. An der Südseite öffnet sich das Hauptgebäude mit großen Fenstern, die Ausblicke auf Wiesen und Obstbäume vor dem Bergpanorama der Schweizer Alpen ermöglichen.

Wohnen, Essen und Kochen finden in einem durchgängigen Raum im Erdgeschoss statt. Dieser „Allraum” ist über einen Luftraum mit dem Obergeschoss verbunden. Ein Betonkern beherbergt die Nebenfunktionen und die Treppe. In der südöstlichen Gebäudeecke befindet sich ein Gästezimmer mit großem Fenster zum Garten, in der gegenüberliegenden nordöstlichen Ecke die Garage, die mit ihrem Tor den Scheunencharakter des Hauses zur Straße hin unterstreicht.

Offene Gemeinschaftsbereiche auf zwei Ebenen

Ein Teil der dem Innenhof zugewandten Wohnfläche im Obergeschoss ist als Galerieebene konzipiert. Ein Arbeitsraum schließt daran an. Auf der nordöstlichen Hälfte liegen zwei Kinderzimmer an der Südseite, ein großes Schlafzimmer und ein zentrales Badezimmer.

Das Wohnhaus ist unterkellert, eine Treppe gegenüber des Eingangs und im Übergang zur Garage führt hinab zu den Technik- und Nebenräumen. Im Schuppen ist Lagerfläche für Holz und Geräte, dort befindet sich auch ein Freisitz. Der Bauherr schlägt das Holz für die Stückholzheizung selber im Wald.

Stahlbeton als Kern, Brettsperrholz für die Konstruktion

Konstruktiv handelt es sich um einen Holzmassivbau mit Stahlbetonkern als Speichermasse. Der Holzbau aus Brettsperrholzelementen ist auf dem Kellergeschoss aus Beton errichtet. Alle Oberflächen sind roh belassen. Fenster (Holz-Aluminiumfenster) und sägeraue Fassadenbretter sind aus heimischer Weißtanne gefertigt.


Zum Innenhof ist die Holzfassade schwarz lasiert. Ein weiteres besonderes Merkmal sind rautenförmige Ausschnitte der Fassadenbretter als dekoratives, wiederkehrendes Motiv: Die Eingangsseite ist davon geprägt, die Hoffassade des Schuppens, aber auch drei kleine Fenster an der Ostseite des Wohnhauses. Sie liegen hinter einer perforierten Holzschalung, was in der Dämmerung deutlich sichtbar wird. Als Material der hochgedämmten Gebäudehülle dient eine Holzfaserdämmung aus regionaler Forstwirtschaft und Produktion.

Energetisch erfüllt das Wohnhaus den KfW-55-Standard. Es ist auf dem Dach mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, die unter anderem der Warmwasseraufbereitung in den Sommermonaten dient. -us

Bautafel

Architektur: Katja und Jörg Knaus, Rickenbach
Projektbeteiligte:
KSL Ingenieure, Herrischried (Tragwerksplanung); Schneider Bau, Rickenbach (Bauunternehmen); Züblin Timber, Aichach (Brettsperrholzelemente); Erich Schillinger, Oberwolfach (Fensterbauer); Gutex, Waldshut-Tiengen (Holzfaserdämmung)
Bauherr/in:
Katja und Jörg Knaus, Rickenbach
Fertigstellung: 2020
Standort:
Rickenbach, Deutschland
Bildnachweis: Markus Guhl, Architekturfotografie, Stuttgart

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