Hochschule für Kunst und Design in Halle

Dreidimensionale Fassade

Die neue Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein wird als ein "generationenübergreifendes" Ensemble bezeichnet. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt beschreibt das älteste Gebäude - eine Bankiersvilla von 1909 - als ein Haus, welches "das Bizarre zum Stilprinzip erhoben hat." In den fünfziger Jahren wurde es von einer Handelsschule genutzt, die einen zusätzlichen Labortrakt benötigte. Der damals ergänzte langgestreckte Massivbau tritt eher unauffällig in Erscheinung, er weist regelmäßige Fassadenöffnungen auf und bildet sowohl räumlich als auch ästhetisch eher den Hintergrund zur eindruckvollen Villa.

Westseite mit Aufstockung
Schnitt und Ansicht der drei Generationen
Fassadenausschnitt

Das Entwurfskonzept zur aktuellen Baumaßnahme sah die Aufstockung des Bestandes um ein Geschoss und die Realisierung eines Erweiterungsbaus vor. Beide Volumen geben sich mit Material, Farbe und Struktur ebenso eigenwillig wie die alte Bankiersvilla. Es wurde eine strukturelle Fassade entwickelt, die aus einfachen, industriell vorgefertigten Elementen besteht und über eine dreidimensionale Plastizität verfügt. Die architektonische Umsetzung der Baumaßnahme - die kontrastreiche Addition der verschiedenen Baugenerationen - wirkt dabei nicht harmonisch, jedoch konzeptionell überaus stimmig.

Modernisierungsarbeiten
Mit dem Umbau wurden großzügige Ateliers und Büroräume sowie ein neuer Hörsaal mit 150 Plätzen geschaffen, insgesamt eine Hauptnutzfläche von 2530 m². Ein Großteil des Gebäudes ist jedoch nach wie vor Altbausubstanz. Die Aufstockung des alten Laborgebäudes umfasst nur ein Geschoss, der Anbau befindet sich auf der Ostseite und schafft räumlich eine Hofsituation. Von hier aus gelangt man in die neue Treppenhalle, die sich über die gesamte Gebäudelänge des Neubaus erstreckt und als Haupterschließung dient. Die Struktur des Laborgebäudes mit einem Mittelflur und beidseitig angelagerten Räumen, bleibt jedoch bestehen. Da die Außenwände zur Lastabtragung verstärkt wurden konnten einzelne Trennwände verschoben bzw. entfernt werden.

Die Gebäudehülle des Neubaus besteht aus golden eloxierten Aluminiumkassetten. Diese wirken wie geschichtet und entwickeln durch verschiedene Bautiefen zusammen mit Licht und Bewegung immer wieder unterschiedliche Eindrücke. Zusätzlich wurden in die Struktur der Kassetten die Fassadenöffnungen integriert. Die Öffnungen sind ebenso geschichtet, strukturieren und komponieren neue Ausblicke. Erst nach der Fassadenplanung konnten die Architekten die Tragstruktur aus Betonfertigteilen planen. Die dadurch entstandenen Mehrkosten konnten zum Teil durch eine Minimierung des Innenausbaus wieder ausgeglichen werden.

Der Altbau aus den fünfziger Jahren kontrastiert mit seiner rauen, weißen Putzoberfläche die glatten, mineralischen Aluminiumtafeln der neuen Fassade. Er wirkt mit der Ergänzung frisch gekrönt und sowohl architektonisch als auch in seiner städtebaulichen Situation deutlich aufgewertet.

Bautafel

Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Jürgen Ochernal (Projektleitung); Ingenieurbüro Dr. Hilpert, Halle (Tragwerksplanung) , Alois Kobzik, Halle (Bauleitung); Metallbau Wiedenbein, Wernigerode (Fassadenbau)
Bauherr: Landesbetrieb Bau Sachsen-Anhalt, Niederlassung Süd, Halle
Fertigstellung: Juli 2007
Standort: Campus Design, Neuwerk 7, Halle
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin (1-3), Ursula Böhmer, Berlin (4)

Baunetz Architekt*innen