Hepworth Wakefield Museum

Verschachtelte Betonskulptur

Zur Aufwertung ehemaliger Industrieareale setzt man vielerorts auf den oft zitierten Bilbao-Effekt. Auch im englischen Wakefield mag das der Fall gewesen sein, wo im Rahmen eines innerstädtischen Entwicklungsprojektes das alte Hafenquartier umgestaltet und mit einem Museumsneubau nach Plänen von David Chipperfield Architects ergänzt wurde. Das Hepworth Wakefield Museum in West Yorkshire ist der Bildhauerin Barbara Hepworth (1903–1975) gewidmet, die an diesem Ort geboren und aufgewachsen ist. Anlass für den Bau war eine umfangreiche Schenkung ihrer Familie an die städtische Kunstgalerie.

Das Gebäude besteht aus zehn unterschiedlich großen, trapezförmigen Betonhexaedern, die mit verschieden geneigten Dächern ein lebendiges Gesamtbild formen
In den Ausstellungsräumen im Obergeschoss ist die äußere Gestalt des Gebäudes u.a. an den geneigten Decken ablesbar
Durch Lichtschlitze fällt Tageslicht in die Galerieräume

Der zweigeschossige Museumsbau besetzt eine Landzunge am Ufer des Flusses Calder gegenüber dem historischen Stadtzentrum, mit dem es durch eine Fußgängerbrücke verbunden ist. Auf zwei Seiten von Wasser umgeben besteht das Bauwerk aus zehn unterschiedlich großen, trapezförmigen Betonhexaedern, die mit Vor- und Rücksprüngen sowie verschieden geneigten Dächern ein lebendiges, von allen Seiten gleichwertiges Erscheinungsbild formen. Gleichzeitig sind die einzelnen Baukörper eine Reminiszenz an die benachbarten Industriebauten aus früherer Zeit. Jeder von ihnen beherbergt einen Galerieraum, der auf die jeweiligen Exponate angepasst ist. Insgesamt bietet das Museum eine Fläche von 5.000 m².

Während das erste Obergeschoss ausschließlich der Kunst vorbehalten ist, sind im Erdgeschoss neben dem großzügigen Foyer ein Café und der Museumsshop angeordnet, außerdem Verwaltungsräume, Archive und ein Auditorium. Mittig liegt das zentrale Treppenhaus. Von hier gelangen die Besucher auf die obere Ausstellungsebene, wo sie auf einen Rundgang durch die zehn Galerieräume geleitet werden. Komplett in Weiß gehalten, wird hier die äußere Gestalt des Gebäudes deutlich: Die Decken folgen der Neigung der Dächer und die Wände stoßen in verschiedenen Winkeln aufeinander. Durch schmale Lichtschlitze im Dach Tageslicht herein. Einige Räume sind mit Fensteröffnungen unterschiedlicher Größe ausgestattet, von denen ein paar bis zum Boden reichen. Sie erlauben den Blick auf die Stadt und die wilde Flusslandschaft und stellen so den Bezug zur Umgebung her – ein Aspekt, der den Architekten besonders wichtig war.

Beton
Die tragenden Außenwände sind ebenso wie die schrägen Dachflächen aus Sichtbeton hergestellt und prägen den monolithischen Charakter des kantigen Gebäudes. Zum Einsatz kam ein selbstverdichtender, pigmentierter Ortbeton, dessen äußere Oberflächen imprägniert sind. Die Dicke der Wände beträgt 30 cm, es folgt eine 75 mm dicke Dämmung; den inneren Wandabschluss bilden weiß gestrichene Gipskartonplatten. Die innere Tragstruktur besteht aus Stützenpaaren, die in den nicht tragenden Innenwänden verborgen sind, um den Raumeindruck nicht zu beeinträchtigen. In den Zwischenräumen der Gipskartonwände befinden sich außerdem die Installations- und Versorgungsleitungen.

Oberhalb der tragenden Dachkonstruktion aus Ortbeton sind zusätzliche Betonelemente mit 10 cm Dicke angeordnet, um Höhenunterschiede zwischen Oberlichtern und Dachfläche auszugleichen. Dazwischen befindet sich eine 15 cm dicke Dämmung. Das Ergebnis ist eine absolut flächenbündige Dachhaut.

Auf den Außenflächen des Gebäudes zeichnet sich das einheitliche Raster der glatten Schalung ab. Die bündig in die Betonflächen eingelassenen Fensteröffnungen richten sich nicht nach dem Schalbild, sondern scheinen wie zufällig auf der Außenhülle verteilt. Dieser Eindruck wird durch die unterschiedlichen Fensterformate besonders betont. Im Verhältnis zu den monolithischen Wandflächen wirken sie extrem klein. Die Fensterrahmen bestehen aus pulverbeschichteten Aluminiumprofilen und sind mit einer Dreifach-Isolierverglasung ausgestattet, deren Low-E-Beschichtung den Emissionsgrad der Verglasung reduziert und damit dem Wärme- und Sonnenschutz dient.

Bautafel

Architekten: David Chipperfield Architects, London
Projektbeteiligte: Romboll, London (Statik); Laing O´Rourke Northern Limited, Kent (Generalunternehmer); Arup, London (Lichtplaner); Paul Gillierion, London (Akustikplanung); Realm Projects, Nottinghamshire (Innenausbau); Ramboll, London (Brückenplanung)
Bauherr: Wakefield Council
Standort: WF1 5AW, Wakefield, West Yorkshire, England
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam für The Hepworth Wakefield

Fachwissen zum Thema

Farbenfrohe Anstriche sind ein Mittel, um betongraue, elementierte Fassaden und Tragstrukturen abwechslungsreicher zu gestalten, so wie hier in Podgorica.

Farbenfrohe Anstriche sind ein Mittel, um betongraue, elementierte Fassaden und Tragstrukturen abwechslungsreicher zu gestalten, so wie hier in Podgorica.

Oberflächen

Farbiger Beton

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Schalhaut

Schalungen

Schalhaut und Oberflächenstrukturen

Holocaust-Mahnmal in Berlin, Architekten: Peter Eisenman, New York

Holocaust-Mahnmal in Berlin, Architekten: Peter Eisenman, New York

Betonarten

Selbstverdichtender Beton (SVB)

Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

Betonarten

Sichtbeton

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Beton sponsored by:
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org