Hausboot Freischwimmer in Hamburg

Flusswasser als Wärmequelle

Ob brach liegende Hafenflächen oder innerstädtische Kanäle – die Stadt Hamburg möchte ihre Wasserflächen bewohnbar machen. Im März 2006 kündigte der Senat an, etwa 75 Liegeplätze für Hausboote zur Verfügung zu stellen. So auch auf dem Eilbekkanal, einem Seitenarm der Außenalster, wo insgesamt 20 Plätze vorgesehen sind. Hier liegt auch das als Freischwimmer bezeichnete Hausboot von Tun Architekten im Bereich zwischen der Richard- und der Wagnerstraße.

Der "Freischwimmer" ist einer von 20 Liegern im Eilbekkanal
Der Innenraum
Süd-Ost-Ansicht

Das Hausboot mit einer Wohnfläche von 116 m² setzt sich formal aus zwei Kuben zusammen, die auf einem nach oben offenen Betonponton mit Abmessungen von 29 x 6 x 1,70 m angeordnet sind. Es handelt sich um einen sogenannten Lieger (also um ein Boot, das hauptsächlich am gleichen Liegeplatz bleibt). Das eigentliche Gebäude wurde als Holzrahmenkonstruktionen erstellt. Um einen späteren Transport aus dem Eilbekkanal zu ermöglichen, ist das Oberdeck konstruktiv vom Unterdeck getrennt, damit es für die Brückengängigkeit demontiert werden kann. Konsequenterweise sieht man den Außenflächen diese Trennung an: der obere Kubus ist mit Cortenstahl verkleidet und soll an den Hamburger Industriehafen erinnern. Das unbehandelte Lärchenholz, mit dem der untere Kubus verkleidet ist, ist eine Assoziation zum traditionellen Bootsbau. Auch in den Innenräumen kam viel Holz zum Einsatz, beispielsweise für die Dielenböden. Zusammen mit den weiß gestrichenen Wandflächen schaffen sie eine maritime Atmosphäre im hellen Wohnbereich.

Ein wichtiger Aspekt der Planung galt der größtmöglichen Ausnutzung der Außenflächen und der Erlebbarkeit des umgebenden Natur- und Wasserraumes: Die Dachterrasse fungiert gleichzeitig als Sonnendeck und der Balkon des Oberdecks ermöglicht ein fast vollflächiges Öffnen der Ostfassade.

Energiekonzept
Beheizt wird das Hausboot mit einer Wärmepumpen-Heizung, die statt des sonst üblichen Grundwassers oder Erdwärme, das Flusswasser des Eilbekkanals als Wärmequelle nutzt. Noch an Land wurden dafür zwei 75 m lange Rohrschlangen mäanderförmig an der Unterseite des Pontons montiert. In ihnen fließt Sole, die die Wärmeenergie des Flusses auf das Kältemittel im Kältekreis der Sole/Wasser-Wärmepumpe überträgt.

Das Gerät hat einen COP-Wert von 4,2 (d.h. eine elektrische Leistungsaufnahme von 1 kW ermöglicht 4,2 kW Heizleistung) bei B0/W35 (d.h. die Soleeintrittstemperatur beträgt 0°C, die Wasseraustrittstemperatur 35°C) und arbeitet sehr leise. Durch Schwingungsentkopplung und einen optimierten Kompressor liegt der Schalldruckpegel bei nur 34 dB(A). Der integrierte Kompressor ermöglicht außerdem mit bis zu 65 °C Vorlauftemperatur sowie genauer Vorlauftemperaturregelung einen hohen Warmwasserkomfort. In die Anlage integriert ist auch ein 185-l-Trinkwasserspeicher. Trotzdem benötigt die Heizanlage aufgrund ihrer geringen Außenmaße von 180 x 60 x 64,5 cm keinen separaten Aufstellraum.

Um in allen Betriebszuständen die Mindestlaufzeit (ca. 20 Minuten zum Schutz des Verdichters, damit dieser nicht zu oft ein- und ausschaltet) sicherzustellen, wurde auf dem Hausboot ein Pufferspeicher mit 120 l Heizwasserinhalt eingebaut, der die Wärme zwischenspeichert und bei Bedarf abgibt. Eine Fußbodenheizung sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung.

Bautafel

Architekten: Tun Architektur: Tommy Müller und Nathalie Dudda, Hamburg
Planungsbeteiligte: Fankhänel und Müller, Leipzig (Tragwerksplanung); Martin Malangeri, Leipzig (Konstruktionsplanung Holzbau); Buderus, Wetzlar (Wärmepumpe)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2009
Standort: Eilbekkanal, Hamburg

Fachwissen zum Thema

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Heizflächen

Fußbodenheizung

Südansicht:Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach tragen zur Nullenergiebilanz des Gebäudes bei

Südansicht:Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach tragen zur Nullenergiebilanz des Gebäudes bei

Sonderbauten

Schwimmendes Klimahaus in Hamburg

Prinzip einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Flächen-Erdkollektor

Prinzip einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Flächen-Erdkollektor

Wärmepumpen und Solarenergie

Sole/Wasser-Wärmepumpen

Funktionsweise einer Wärmepumpe 1. Wärmetauscher (Verdampfer) 2. Verdichter 3. Zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) 4. Expansionsventil

Funktionsweise einer Wärmepumpe 1. Wärmetauscher (Verdampfer) 2. Verdichter 3. Zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) 4. Expansionsventil

Wärmepumpen und Solarenergie

Wärmepumpen: Technik und Funktionsweise

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de