Haus für drei Schwestern in Bullas

Klima- und landschaftsbezogene Planung, ökologische Materialien

Weinstöcke und Olivenbäume prägen die Landschaft der kleinen Gemeinde Bullas, die auf einer Hochebene in der spanischen Provinz Murcia liegt. In dieser Umgebung wollten drei Schwestern ihren Traum von einem Haus für sich und ihre Familien realisieren. Die Architektur soll mit der Landschaft verschmelzen, der Innen- und Außenraum Rückzugsmöglichkeiten und gemeinsame Treffpunkte bieten.

Sorgfältig gesetzte Fensterflächen und filigrane Sonnenschutzelemente sorgen für Abwechslung in den Fassaden
Einschnitte in der Fassade bieten Sitzplätze, Rückzugsmöglichkeiten und erlauben Durchblicke zum Innenhof
Die teils vertikale, teils horizontale Fassadenbekleidung besteht aus druckbehandeltem Pinienholz

Die mit dem Entwurf beauftragten Planer von Blancafort-Reus Arquitectura setzten die Wünsche der Schwestern als Ensemble aus vier separaten Baukörpern um, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren. Die Einzelhäuser sind den Himmelsrichtungen angepasst und so ausgerichtet, dass sie bestmögliche Aussichten bieten – auf diese Weise entsteht ihre locker kreuzförmige Anordnung in der Landschaft. Umhüllt ist die Hausgruppe von horizontalen und vertikalen Holzverschalungen im Wechsel. Diese bilden eine lebendige Fassade und Dachlandschaft, zusammengesetzt aus verschiedenen hohen und steilen Pultdächern sowie niedrigen Dachterrassen.

Die flächige Holzhaut ist nur an wenigen Stellen durchbrochen von sorgfältig gesetzten Fenstern oder aber filigranen Sicht- und Sonnenschutzelementen, die durch Leerstellen zwischen den Holzlatten entstehen. Architekten und Bauherren entschieden sich für das natürliche Material, weil es die Gebrauchsspuren der Familien aufnimmt und sich mit der Zeit zunehmend der Landschaft anpasst.

Während das kleine, eingeschossige Haus an der Nordseite gemeinsam genutzt wird, gehören die anderen drei Häuser jeweils einer Familie. Die innenräumliche Organisation ist stets gleich: Im Erdgeschoss befinden sich ein offener Koch-, Ess- und Wohnbereich sowie ein oder mehrere Arbeits- und Kinderzimmer. Wegen der darüber liegenden Dachterrassen und Pultdächer sind die Räume unterschiedlich hoch. Im Obergeschoss befindet sich das Elternschlafzimmer mit Bad und vorgelagerter Dachterrasse. Alle Zimmer bieten Rückzugsmöglichkeiten, nur die Küchen orientieren sich zum gemeinsamen Innenhof. Dessen Funktion als Herz des Ensembles wird besonders bei Festen mit Verwandten und Freunden spürbar. Insgesamt entstand auf dem Grundstück mit 34.000 m² eine Wohnfläche von 425 m².

Nachhaltig Bauen
Mit der Gestaltung des Gebäudes und der Auswahl der Materialien reagierten die Architekten auf das Klima vor Ort: Die Winter in Bullas sind kalt, die Sommertage sehr heiß, die Nächte hingegen recht kühl. Um das Gebäude vor Überhitzung und Auskühlung gleichermaßen zu schützen, sahen die Architekten eine 29 cm dicke Außenwand aus Mehrkammer-Hohlziegeln mit hoher Dämmwirkung vor. Die Holzverschalung ist vor einer Dämmschicht an deren Außenseite befestigt. Zum Einsatz kommt druckbehandeltes Pinienholz mit PEFC-Siegel (welches für Holz aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft steht; das internationale Siegel wurde ursprünglich für den europäischen Markt konzipiert, sein Kürzel bedeutet Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes).

Um den Schutz vor Auskühlung und Überhitzung ging es auch bei der Dimensionierung der Fensterflächen abhängig von der Himmelsrichtung: Nach Norden sind 15 Prozent der Fassade verglast, nach Westen fünf, nach Osten zehn und nach Süden siebzig Prozent. Im Zusammenspiel mit Low-E-Glas und außen liegenden Jalousien erlauben die Verglasungsanteile die maximale Ausnutzung der Sonnenenergie im Winter und einen guten Schutz vor Überhitzung im Sommer. Für gutes Klima im Innenraum sorgt eine natürliche Belüftung der Räume durch Querlüftung. Die Nutzung von Solarthermie zur Erzeugung von Warmwasser und die Verwendung des Regenwassers zur Bewässerung des Gemüsegartens und der Bäume runden das energetische Konzept ab. -cr

Bautafel

Architekten: Blancafort-Reus Arquitectura, Barcelona/Murcia
Projektbeteiligte: Candy García, Murcia (Innenarchitektur); Ginés Sabater, Barcelona (Tragwerk); Octavio Artés, Murcia (Technische Ausstattung); Construcciones Antonio Martínez, Murcia (Bauausführung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2011
Standort: 30180 Bullas (Murcia), Spanien
Bildnachweis: MuB Foto, Barcelona; David Frutos, Murcia

Fachwissen zum Thema

Ost- bzw. Westfenster empfangen 60%, Nordfenster 40% der nutzbaren Solareinstrahlung eines nach Süden gerichteten Fensters (Bild: Wohnen am Woerthboeschel in Baden-Baden)

Ost- bzw. Westfenster empfangen 60%, Nordfenster 40% der nutzbaren Solareinstrahlung eines nach Süden gerichteten Fensters (Bild: Wohnen am Woerthboeschel in Baden-Baden)

Planungsgrundlagen

Gebäudeorientierung und Zonierung

Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

Fachwerkbau aus Holz und Ziegelausfachung in Norddeutschland (um 1800)

Baustoffe/​-teile

Holz

Akustik-Klinker aus der Vormauerziegelserie Terca von Wienerberger

Akustik-Klinker aus der Vormauerziegelserie Terca von Wienerberger

Baustoffe/​-teile

Mauersteine

Umweltzeichen

Nachweise/​Zertifikate

Umweltzeichen

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de