Hauptfeuer- und Rettungswache in Leverkusen

Sekundenschnell im Einsatz

Seit Kurzem vereint ein Neubau sämtliche Funktionsbereiche der Hauptfeuer- und Rettungswache in Leverkusen. Am Randbereich der Stadt wirkt das vom Büro Supergelb Architekten, das vormals unter dem Namen Gatermann + Schossig firmierte, geplante raumgreifende Gebäude als neue architektonische Orientierungsmarke. Vielfältige Anforderungen und Räumlichkeiten waren in dem Komplex unterzubringen: So arbeiten bei der städtischen Berufsfeuerwehr samt Rettungswache rund 200 Personen und der Fuhrpark umfasst 50 Brandschutzfahrzeuge, 7 Rettungsdienstwagen sowie weitere 57 Fahrzeuge und Gerätschaften.

Der Neubau beherbegt nicht nur die vielfältigen Räumlichkeiten der professionellen Rettungskräfte, sondern - in einerm gesonderten Bereich - auch die Freiwillige Feuerwehr.
Während durch die h-förmige Grundrissform ein geschützter Arbeitshof mit Übungsflächen ausgebildet wird, ...
... soll die Anlage zugleich die Nachbarschaft vor Lärmbelästigung schützen.

Nicht allein dass der Bau Garagen für den beachtlichen Fuhrpark Platz bieten muss, an dem Standort sollten zudem eine Leitstelle, Werkstätten, Sport- und Schulungsräume sowie ein Brandhaus entstehen, in dem die Feuerwehrleute unter realitätsnahen Bedingungen auf ihre Einsätze vorbereitet werden können. Überdies galt es, auch die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Leverkusens in räumlicher Nähe zu den professionellen Kräften, aber doch von diesen separiert, unterzubringen.

Das Planungsteam aus Köln gestaltete einen langgestreckten Baukörper mit drei Geschossen auf annähernd H-förmigen Grundriss. So setzt sich der Einsatzkräftestützpunkt aus zwei parallelen Baukörpern zusammen. Durch einen flachen Querriegel miteinander verbunden, folgt die Anlage dabei einerseits der Edith-Weyde-Straße, um auf der gegenüberliegenden westlichen Seite die Bahnstrecke nach Köln zu säumen. Während durch die gewählte Grundrissform ein weitflächiger geschützter Arbeitshof mit Feuerwehrübungsflächen ausgebildet wird, zeigt sich der Bau zur Straße als ruhender Riegel. Sämtliche Fassaden sind nicht nur durch helle Ziegel und Metallbekleidungen geprägt, sondern auch durch lange Fensterbänder und gereihte Tore. Zudem war weiterhin sicherzustellen, dass die nahe Wohnsiedlung von allzu starker Belästigung durch Sirenenklang und Motorengeräusch verschont bleibt.

Ruhe bewahren

Dem Gebäude, das den solchermaßen komplexen Anforderungen Rechnung tragen soll, ist die innere Komplexität dabei nicht anzusehen. Als kubische Komposition, die in helle Ziegel wie in Metallelemente gekleidet und von langen Fensterbändern durchzogen ist, zeichnet sich der dreigeschossige Neubau durch eine nüchterne Eleganz aus. Den geschilderten Prämissen entsprach das Planungsteam vor allem durch die Anlage des langgestreckten Hofes, der im Norden durch den Quertrakt begrenzt wird. Eingefasst durch die ebenerdigen Fahrzeugremisen, oberhalb derer die Büros, der Unterrichtsbereich und die Technikräume zu finden sind, bietet der Freibereich nicht allein den erforderlichen Platz zum Manövrieren. Auch für die Fahrgäste der vorbeifahrenden Züge uneinsehbar, können die Rettungskräfte im Übungsbereich – der mitsamt dem Brandhaus aus Beton den südlichen Abschluss des Komplexes darstellt – ungestört aus- und weitergebildet werden. 

Brandschutz: Schnelllaufende Sektionaltore

Gemäß den Hilfsfristen des Landes Nordrhein-Westfalen muss auch die Leverkusener Feuerwehr binnen acht Minuten nach Eingang des Notrufs am Einsatzort eintreffen. Um in dieser Phase keine Zeit zu verlieren, wurde die Feuerwache mit 62 schnelllaufenden Sektionaltoren ausgestattet. Mit einer modernen Steuerung versehen, lässt sich das Gros der Aluminiumelemente besonders schnell heben: In einer Sekunde bewegen sich die Tore um einen halben Meter, sodass die lichten Portale von viereinhalb Meter Höhe nach nur neun Sekunden die Ausfahrt freigeben. Während die Tore, die mit Acrylscheiben durchfenstert sind, zudem Tageslicht in die Fahrzeughalle fallen lassen und dadurch die Vor- und Nachbereitung der Einsätze erleichtern, tragen thermisch getrennte Aluminiumrahmen auch dem Nachhaltigkeitsaspekt Rechnung. So zeichnen sie die stattlichen Tore, die Breiten von bis zu 3,80 Metern aufweisen, auch durch ihre Wärmedämmeigenschaften aus – wird ihnen doch ein Wärmedurchgangskoeefizient von bis zu Uw = 1,77 W/m²K attestiert.

Besondere Bedingungen

Was aber, wenn es bei der Feuerwehr selbst einmal brennen sollte? Durch die vielfältigen Nutzungen, die im Neubau Raum gefunden haben, werden freilich auch an die Feuerwache selbst besondere Brandschutzanforderungen gestellt. Nicht zu unterschätzen sind dabei etwa die berühmten Gleitschächte, die es den Einsatzkräften erlauben, binnen kürzester Zeit rutschend zu ihrem Fahrzeug zu gelangen. Indem sie einer strikten horizontalen Gliederung zuwiderlaufen, machen sie ein besonderes Geschick bei der Unterteilung in Brandabschnitte erforderlich. Eine Besonderheit des Leverkusener Standort liegt zudem in der Nähe zum einem großen Chemiepark: Da etwaige Störfälle in den Produktionsstätten auch direkte Auswirkungen auf den Betrieb der Feuerwache haben könnten, wurden spezifische Vorkehrungen getroffen, um den Betrieb auch unter diesen erschwerten Bedingungen aufrecht erhalten zu können. -ar

Bautafel

Architektur: SUPERGELB ARCHITEKTEN by Gatermann+Schossig, Köln/Hamburg
Projektbeteiligte: BAM Deutschland, Stuttgart (Bauausführung); Weiske + Partner, Stuttgart/Berlin (Tragwerksplanung); Tohr Bauphysik, Bergisch Gladbach (Bauphysik); Bergmann Engineering, Senden (Leitstellenplanung); Kerck + Partner Landschaftsarchitekten, Hannover (Außenanlagen); Alpha Deuren, Diedam (Rolltore); Halfkann & Kirchner, Erkelenz u. a. (Brandschutz)
Bauherrschaft: Stadt Leverkusen
Fertigstellung: 2020
Standort: Edith-Weyde-Straße 12, 51377 Leverkusen
Bildnachweis: Annika Feuss

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