Hauptbahnhof Graz

Effektives elektronisches Schließsystem

Der Grazer Hauptbahnhof, nach einem Entwurf des Architekten Moritz Löhr, wurde 1844 offiziell in Betrieb genommen. Bis zum zweiten Weltkrieg wurde er mehrfach erweitert, an dessen Ende glich er einem Trümmerfeld. Ein neues Empfangsgebäude mit Anbauten entstand bis 1956 nach Plänen von Wilhelm Aduatz: die verglaste Haupthalle mit Bahnhofsuhr ist typisch für diese Zeit.

Nachtansicht
Kassenhalle
Eingangshalle

Seit dem Umbau durch die Architekten Zechner & Zechner im Jahr 2003, als Graz europäische Kulturhauptstadt war, gehört der Bahnhof zu den wichtigsten Österreichs und zeigt sich äußerst repräsentativ. Die Architekten ergänzten den Bestand mit einem lang gestreckten, gläsernen Baukörper, die Haupthalle blieb erhalten. Diese erhielt über ein Wandbildnis neue Lebendigkeit: ein bedrucktes Kunststoffgewebe mit fließenden Formen in Rot, Grau, Schwarz und Weiß.

Die Halle wird gefasst von verglasten Seitentrakten, die den ursprünglichen Anbauten aus der Nachkriegszeit vorgesetzt sind. Die Glasfassade wird als Werbefläche genutzt; im rechten Seitenflügel befinden sich verschiedene Geschäfte, im Erdgeschoss auf der linken Seite gastronomische Betriebe. Die obere Etage beherbergt die Verwaltung der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Durch ein Dach aus Stahl und Glas ist die obere Ebene von Tageslicht durchflutet, den Boden bedecken dunkle Marmorfliesen. Im Zentrum der Vorhalle führen Treppe und Rolltreppen nach unten über einen Personentunnel zu den Gleisen. Der gesamte Bahnhof ist barrierefrei konzipiert, die Gleise werden über Treppen, Rolltreppen und Aufzüge erschlossen.

Der weitere Ausbau des Bahnhofes hat begonnen, denn seine Bedeutung als nationaler und internationaler Knotenpunkt steigt. 2009 wurde eine 170 m lange Servicehalle zur Wartung der Züge in Betrieb genommen. Voraussichtlich bis 2014 werden Gleisanlagen und Bahnsteige erweitert sowie die Oberleitungen erneuert. Verschiedene Hochbauprojekte in diesem Zusammenhang sollen bis 2020 fertig werden. Auch das Büro Zechner & Zechner aus Graz ist am weiteren Umbau des Hauptbahnhofes beteiligt.

Sicherheit
Seit Ende 2009 wurden die gesamten Schließanlagen des Hauptbahnhofes bei laufendem Betrieb erneuert. Zum Einsatz kommt ein elektronisches Schließsystem, das die komplexen Anforderungen eines modernen Hauptbahnhofes bei geringem Wartungsaufwand meistert. Dabei konnten die bestehenden Türen auch hinsichtlich der Notausgänge und Panikverschlüsse erhalten bleiben. 

Der Haupteingang des Bahnhofes ist rund um die Uhr offen. Die Sperrfunktionen für den Geschäftsbereich mit verschiedenen Mietern und Untermietern, insbesondere aber der Verwaltungsbereich der ÖBB mit getrennten, zum Teil auch übergreifenden Abteilungen für EDV, Service, Haustechnik und Telekommunikation erfordern ein anspruchsvolles System, das im Alltag reibungslos funktioniert.

Bis zu 64.000 Nutzer lassen sich über das Schließsystem verwalten, bisher wurden 3.500 Identifikationsmedien, sogenannte iButtons geliefert. Alle Außentüren und -tore sind mit Online-Wandlesern gesichert. Die iButtons fungieren als elektronische Schlüssel, speichern aber nicht nur die spezielle Zutrittsberechtigung (mit Zeitpunkt und Dauer) einer Person, sondern dienen auch der Übertragung von Informationen zwischen den Online- und Offline-Lesern sowie den elektronischen Zylindern. Geht beispielsweise ein Schlüssel verloren und wird über die Verwaltungssoftware gesperrt, überträgt sich diese Information beim nächsten Passieren eines Online-Wandlesers auf den iButton. Jede Tür, die der Betreffende danach öffnet oder schließt, erhält nun einen aktualisierten Informationsabgleich zur Schließberechtigung.

Auch den schwachen Batteriestatus eines Türbeschlags speichert der elektronische Schlüssel und überträgt diese Information wiederum beim nächsten Passieren eines Lesegerätes, das sie an die zentrale Verwaltung übermittelt. Die Batterie kann früh genug ausgetauscht werden und eine durchgängige Funktion der Türen ist gewährleistet. Der unmittelbare Abgleich über die iButtons verringert den Verwaltungsaufwand erheblich. Einerseits ist die Zahl der Online-Komponenten deutlich beschränkt, andererseits verbreitet sich eine Änderung automatisch und zügig (über Personen, die viele Türen durchlaufen wie Hausmeister, Techniker oder Reinigungspersonal) und keiner muss deswegen extra zu einer Tür hinlaufen. Insgesamt 313 elektronische Zylinder und über 200 Beschläge wurden bisher eingebaut, 11 Leser im Offline-Betrieb sowie 18 Online-Wandleser, die in Echtzeit überwacht werden - gesteuert werden alle über eine zentrale Verwaltungssoftware. Die kaufmännische Leitung der Gebäude- und Grundstücksverwaltung des Grazer Hauptbahnhofs ist zufrieden: Planung und Umsetzung der elektronischen Schließanlage verliefen bisher einwandfrei.

Bautafel

Architekten: Zechner & Zechner, Wien
Projektbeteiligte: Hyder Consulting, Berlin (Planung Verkehrsanlagen); Evva, Wien (Elektronisches Schließsystem Salto XS4)
Bauherr:
ÖBB-Holding, Wien
Fertigstellung: Schließanlagen 2010; Verkehrsanlagen bis 2014; Hochbauten bis 2020
Standort: Europaplatz 4, Graz
Bildnachweis: ÖBB/Robert Deopito, Wien (Fotos) und ÖBB (Visualisierungen)

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