Hallensportbad Aquatoll in Neckarsulm

Biomasseheizkraftwerk, Abwärmenutzung und Lüftung mit WRG

Als zu Beginn der 1990er-Jahre das Freizeitbad Aquatoll im baden-württembergischen Neckarsulm öffnete, sollte es den Besuchern ein Stückchen karibisches Flair vor die Haustür bringen. Bei dem Hallensportbad, mit dem die Anlage jüngst erweitert wurde, steht dagegen der heimische Landschaftsraum im Mittelpunkt. Großflächig verglast, gewährt es den Badegästen weite Ausblicke auf den Neckarsulmer Hausberg, den Scheuerberg.

Blick von der Terrasse auf den Neckarsulmer Scheuerberg
Südfassade mit barrierefreiem Zugang im Sockelgeschoss
Die dreiseitige Verglasung und das nach Norden ansteigende Dach lenken den Blick nach draußen auf die sanft ansteigende Hügellandschaft

Geplant wurde der schlichte Baukörper von Sacker Architekten aus Freiburg. Sie platzierten ihn auf der gegenüberliegenden Straßenseite des bestehenden Erlebnisbades. Ein 57 Meter langer, unterirdischer Gang verbindet die Bäder miteinander. Die äußere Erschließung erfolgt von Süden über ein massives Sockelgeschoss, dessen Rückseite aufgrund der Hanglage im Erdreich verschwindet. Hier befinden sich das Foyer, die Umkleiden und Sanitärräume. Eine breite Treppe führt hinauf zur Schwimmhalle mit 50-Meter-Becken und Zuschauertribüne für 350 Personen. Über einen Hubboden lässt sich die Wassertiefe von 0,90 auf 2,00 Meter absenken. Die dreiseitige Verglasung und das nach Norden ansteigende Dach lenken den Blick nach draußen auf die sanft ansteigende Hügellandschaft. An der westlichen Schmalseite sind in einem massiven Gebäudeteil Personal- und Lagerräume angeordnet. Auf der gegenüberliegenden Seite bietet eine Terrasse über dem östlichen Teil des Erdgeschosses Platz für Liegestühle.

Die Westfassade und der Gebäudesockel sind mit hellen Natursteinen aus Kirchheimer Muschelkalk verkleidet. Mit ihrer lebhaften Struktur und der rauen Oberfläche sollen sie den Bezug zu den von Natursteinmauern durchzogenen Weinhängen herstellen. Bei der Innengestaltung überwiegen Holz- und Betonoberflächen; grüne Farbflächen setzen Akzente. Cartoon-Figuren an Wänden und Türen erleichtern die Orientierung und illustrieren die jeweilige Funktion der einzelnen Bereiche. Die Figuren stammen aus der Feder des Berliner Zeichners Tom. Der unterirdische Verbindungsgang zwischen Sportbadehalle und Freizeitbad besteht aus Stahlbeton. Seine Wände sind mit satiniertem, hinterleuchtetem Glas verkleidet und ebenfalls mit Zeichnungen von Tom verziert. Eine Treppe und ein Lift erschließen den barfußgerecht ausgebildeten Gang.

Energiekonzept
Ein Biomasseheizkraftwerk mit einer Heizleistung von 764 kW versorgt sowohl die neue Sportschwimmhalle als auch das bestehende Freizeitbad mit Wärme. Die Wärmeverteilung erfolgt von einer Übergabestation an das Badewasser der Schwimmhalle (380 kW), die Fußbodenheizung (27 kW), die Wärmebänke (5 kW) und die Lüftungsanlage (456 kW). Die Fußbodenheizung ist in allen erdberührten Bauteilen installiert. Auch die Sitzflächen der Zuschauertribüne sind beheizt. Mit einer Luft-Wasser/Wärmepumpe im Technikraum ist es möglich, die Abwärme des Schwimmbeckenwassers zu nutzen. Sie besitzt eine Leistung von 16 kW, entzieht der Luft im Technikraum die Wärme und führt sie wieder dem Badewasserkreislauf zu.

Für die Warmwasserbereitung werden 190 kW Leistung benötigt. Um möglichst wenig Warmwasser über längere Zeit speichern zu müssen und damit den Legionellenbefall zu verhindern, wurden drei Frischwasserstationen in Kaskadenschaltung installiert. Sie bereiten das Warmwasser im hygienischen Durchflussverfahren. Alle Warmwasserleitungen sind an eine Zirkulation angeschlossen.

Zwei zentrale Lüftungsgeräte sorgen für ein angenehmes Raumklima im Schwimmbad. Die Luftleistung beträgt 25.000 m³/h pro Gerät. Hochleistungswärmeübertrager machen eine mehrfache Wärmerückgewinnung (WRG) mit Faktor 70 bis 80% möglich. Eine Nachwärmepumpe entfeuchtet die Schwimmbadluft.

Bautafel

Architekten: Sacker Architekten, Freiburg
Projektbeteiligte: Schneck-Schaal-Braun Ingenieursgesellschaft Bauen, Tübingen (Tragwerksplanung); Horstmann + Berger, Altensteig (Bauphysik); Drees & Sommer, Stuttgart (Projektsteuerung); Almut Henne, Christian Korn, Freiburg (Landschaftsarchitekten); Fritz Planung, Bad Urach (Gebäudetechnik/Badewasseraufbereitung)
Bauherr: Stadt Neckarsulm
Fertigstellung: 2014
Standort: Wilfenseeweg 71, 74172 Neckarsulm
Bildnachweis: Sacker Architekten | Roland Halbe, Stuttgart und Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen

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