Gymnasium Nord in Frankfurt am Main
Provisorium in Holz-Hybrid-Modulbauweise
Wie in vielen Ballungsräumen steigt in Frankfurt am Main mit einer wachsenden Bevölkerung auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler. Um den Bedarf an Räumlichkeiten kurzfristig zu decken, wurde das Gymnasium Nord im nordwestlichen Stadtteil Westhausen innerhalb weniger Monate als modularer Holz-Beton-Hybridbau errichtet, bis ein endgültiger Standort feststeht.
Trotz der kurzen Bauzeit war den planenden Büros raumwerk aus Frankfurt und Spreen Architekten aus München die architektonische Qualität des Gebäudes sehr wichtig. Aufgrund der Anforderungen an Flexibilität, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit entschied man sich für den regenerativen Baustoff Holz. Das stimmige Ensemble mit Mensa und Sporthalle bietet heute Platz für rund 2.000 Schülerinnen und Schüler.
Ensemblewirkung durch verknüpfte Schulhäuser
Der Entwurf sieht drei zueinander versetzte und über Eck verknüpfte Schulhäuser vor, eine Dreifeld-Sporthalle und eine Mensa. Im Zentrum der Anlage steht das quaderförmige Haupthaus. In den ersten beiden Bauabschnitten wurden dieses Haupthaus, ein östlich anknüpfendes Gebäude sowie die gegenüberliegende Mensa und Sporthalle realisiert. Im dritten Bauabschnitt soll ein nördlich andockender Baukörper vollendet werden.
Zu dem von Birkenhainen gefassten, erhöhten Gelände gibt es Zugänge über Freitreppen und eine Rampe von Straßen an drei Seiten. Im Nordosten leitet ein großzügiger Vorplatz zum Haupthaus, das künftig von Seitenflügeln flankiert ist. Der Eingang nimmt acht Fensterachsen ein, ist transparent und hell gestaltet. Der Pausenhof liegt an der Südwestseite, wo sich auch die Mensa und die Sporthalle befinden.
Fassaden aus Weißtanne und Aluminium
Während die Schulgebäude drei Geschosse haben, ist die Mensa eingeschossig, die Sporthalle ein- bis zweigeschossig. Die Höhe der Schulhäuser richtet sich nach den südlich und nördlich angrenzenden Quartieren, der Siedlung Praunheim West und Westhausen. Die Fassaden aus vorvergrauten Weißtannenholzleisten sind durch schmale, rhythmisch angeordnete und raumhohe Fenster gegliedert, die viel Licht in die Räume hineinlassen.
Die großen, teils übereck geführten Fenster erzeugen einen starken Außenbezug beim Speisesaal der Mensa. Deren übrige Fassade ist bekleidet mit gelochten Profilplatten aus Aluminium. Die Turnhalle ist im Erdgeschoss mit Leisten aus Weißtannenholz ausgestattet, die hohen Hallenbauteile erhielten ebenfalls eine Aluminiumfassade.
Eingangshalle als lichtes Herzstück
Die über drei Etagen offene, mit viel Holz gestaltete Eingangshalle bildet das Herzstück der Anlage. Sie ist von Tageslicht erfüllt, durch Oberlichter und einander gegenüberliegende, verglaste Zugänge. Klare Grundrisse sorgen für eine gute Orientierung. Die Schulgebäude sind als Dreibund organisiert: Die insgesamt 60 Klassenzimmer, die Räume der Verwaltung und das Lehrerzimmer orientieren sich an den Längsseiten nach außen, während die Mittelzone Sanitär-, Technik-, Lager- und Facharbeitsräumen vorbehalten ist.
Durch begrünte Innenhöfe gelangt natürliches Licht auch in die Mittelzone und Flure. Die reduzierte Materialwahl setzt sich im Innern fort: Die Wände sind mit weiß lasiertem Fichtenholz bekleidet, die Böden mit grünem und anthrazitfarbenen Linoleum belegt. Von den Decken abgehängte, perforierte Alupaneele sind akustisch wirksam und verbergen die Haustechnik.
Flexibilität durch hybride Holz-Beton-Module
Die Holz-Hybridmodule wurden zu 70 Prozent im Werk vorfabriziert. Da die Vorfertigung industriell, unter geschützten Bedingungen erfolgte, haben die Raumzellen eine hohe Ausführungsqualität. Ein weiterer Vorteil ist die Kosten- und Terminsicherheit. Insgesamt wurden 210 Raummodule vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und vor Ort auf eine massive, vorbereitete Bodenplatte montiert. Pro Tag konnten fünf Module abgeladen und installiert werden. Die Abmessung eines Grundmoduls beträgt 7,90 x 2,80 Meter; basierend darauf können alle erforderlichen Raumgrößen durch Zusammenfügen einzelner Zellen gebildet werden. Drei Elemente ergeben zum Beispiel ein rund 60 Quadratmeter großes Klassenzimmer.
Die Module sind aus speziellen großformatigen OSB-Platten gefertigt. Das Holz stammt aus dem Südschwarzwald. Große Formate beschleunigen die Fertigung und ermöglichen fugenlose Zwischenwände, die wiederum bessere Schallschutzwerte bewirken. Eine 8 cm dicke Betonschicht im Deckenaufbau gewährt effektiven Schall- und hohen Brandschutz und wirkt als passive Speichermasse höheren Temperaturschwankungen entgegen. Das geringe Gewicht und die hohe Zugfestigkeit von Holz verbinden sich mit der Druckfestigkeit und der Masse von Beton zu einem optimierten Tragelement. Entsprechend bereiteten die drei gestapelten Geschosse keinerlei statische Schwierigkeiten.
In die Holz-Beton-Verbunddecke ist ein mit Wasserleitungen
funktionierendes Heiz- und Kühlsystem integriert. Der aktivierte
Beton nimmt dabei die Temperatur des Wassers auf und gibt sie
langsam an den Raum ab. Im Winter wird so die Raumluft erwärmt und
im Sommer gekühlt. Das System benötigt rund 30 Prozent weniger
Energie als eine mechanische Luftkühlung mit integrierter
Nachtauskühlung. Ein weit auskragendes Vordach schützt die
verglaste Südfassade der Mensa vor Überhitzung im Sommer.
Bautafel
Architektur: ARGE raumwerk, Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung, Frankfurt und Spreen Architekten, München
Projektbeteiligte: Erne Holzbau, Laufenburg (Generalunternehmer); BGG Architekten + Ingenieure, Bad Homburg (Bauleitung); Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplaner); IB Schmid Janutin, München (TGA-Planer); IB-Heinrichs, Köln (Bauphysik); Pfrommer + Roeder, Stuttgart (Außenanlagen); Swiss Krono Tex, Heiligengrabe (Hersteller Longboard OSB für Module)
Bauherr: Stadt Frankfurt, Amt für Bau und Immobilien
Fertigstellung: 2019
Standort: Frankfurt am Main
Bildnachweise: Brigida González, Stuttgart
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