Grundschule Unterdorf in Höchst

Erdgekoppelte Wärmepumpenanlage versorgt das Passivhaus

Neue didaktische und pädagogische Konzepte gehen weg vom klassischen Frontalunterricht und hin zur individuellen Förderung, dem selbstbestimmten Lernen und zur Kleingruppen- bzw. Projektarbeit. Darauf müssen auch die räumlichen Konzepte von Schulbauten ausgelegt werden. Für den Neubau einer Grundschule mit zehn Klassen, der einen solchen zeitgemäßen Unterricht unterstützen und zugleich hohe ökologische und energetische Anforderungen erfüllen sollte, lobte die Vorarlberger Gemeinde Höchst einen Wettbewerb aus. Von Beginn an war eine Arbeitsgruppe aus Lehrern, Gemeindevertretern und Beratern in das Projekt eingebunden. Überzeugen konnte der Entwurf des Büros Dietrich Untertrifaller.

Der Pausenbereich liegt vor der Eingangshalle auf der Westseite des Gebäudes.
Immer zwei Klassenräumen ist ein Außenbereich zugeordnet, der auch als Lernbereich dienen kann.
Die Klassenräume reihen sich in Zweiergruppen entlang der Ostfassade.

Lernen im Cluster

Umgeben von Einfamilienhäusern steht der schlichte, eingeschossige Holzbau im Ortsteil Unterdorf. Auf der Westseite gliedert eine erhöhte Eingangshalle den langgestreckten Riegel. Betritt man durch sie das Gebäude liegt linkerhand die Turnhalle, rechterhand reihen sich Musik-, Werk- und Verwaltungsräume. Um die Turnhalle auf gleicher Höhe wie das restliche Gebäude abzuschließen, wurde ihr Boden unter das Geländeniveau abgesenkt.

Durch die Aula gelangt man auf einen Flur, der den Riegel längs teilt. Er erschließt auf der Ostseite des Gebäudes vier identische Raumgruppen, sogenannte Cluster. Zu jedem Cluster gehören zwei Klassenzimmer, ein offener Gruppenbereich, ein Ruheraum und ein Freibereich, die ohne Flure rund um einen zentralen Aufenthaltsraum angeordnet sind. Auch Toiletten und Garderoben teilen sich jeweils zwei Klassen. Jeder Aufenthaltsraum wird durch ein Walmdach mit einem zentralen Oberlicht betont. Großflächige Verglasungen zwischen den Räumen laden dazu ein, in einen anderen Raum zu wechseln und helfen den Lehrern gleichzeitig dabei, den Überblick zu behalten. Der direkte Ausgang in einen eigenen Garten und Freiklassenbereich ermöglicht es, auch den Außenraum unmittelbar in den Unterricht mit einzubeziehen.

Wärmepumpen beheizen Passivhausschule

Nachhaltigkeit und ökologische Optimierung waren zentrale Bestandteile der Auslobung. Entsprechend ist die Schule als Holzbau im Passivhausstandard ausgeführt. Der Heizwärmebedarf liegt bei 18 kWh/(m2a) und der Primärenergiebedarf für Heizung, Warmwasser, Hilfs- und Haushaltsstrom bei 72 kWh/(m2a), berechnet nach PHPP. Die Gebäudeheizlast von 10 W/m2 decken zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen, eine auf Niedertemperaturniveau, eine auf Hochtemperaturniveau. Erdsonden mit einer Gesamtlänge von etwa tausend Metern dienen sowohl als Energiequelle für die Wärmepumpen als auch als Kältequelle für die direkte, passive Kühlung des Gebäudes im Sommer. Die raumseitige Wärmeabgabe erfolgt über eine Fußbodenheizung, die im Sommer auch die Kühlung übernimmt. Die Nutzung der Erdsonden sowohl für die Heizung als auch für die Kühlung unterstützt die Regeneration der Temperaturen im Erdreich. Warmwasser gibt es nur in der Küche. Es wird dezentral elektrisch erhitzt.

Das gesamte Gebäude wird mechanisch be- und entlüftet. Die Clusterbereiche nutzen dezentrale Lüftungsgeräte in den Klassenzimmern, gesteuert über CO2-Fühler. Aula und Turnhalle sowie das Untergeschoss versorgt eine gemeinsame zentrale Lüftungsanlage. Der Wärmebereitstellungsgrad der Anlagen liegt über 85 Prozent. Abgerundet wird das nachhaltige Energiekonzept durch eine 273 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach mit einer Leistung von 44 kWpeak. -dg

Bautafel

Architekten: Dietrich Untertrifaller Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Bauleitung: GBD, Dornbirn (Bauleitung); Merz Kley Partner, Dornbirn (Statik Holz); Gehrer, Höchst (Statik Beton); Haustechnik: e-plus, Egg (Gebäudetechnik) Hecht, Rankweil (Elektroplanung);  Weithas, Hard (Bauphysik); Spektrum, Dornbirn (Bauökologie); Heinrich, Winterthur (Landschaftsplanung)
Fertigstellung: 2017
Standort: Gaißauer Straße 10, 6973 Höchst, Österreich
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien

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