_Nachhaltig Bauen

Nicht nur Klassikliebhabern ist der Leipziger Thomanerchor ein Begriff. Im Jahr 1212 gegründet, kann der Knabenchor auf eine über achthundertjährige Tradition zurückblicken. Die musikalische und schulische Ausbildung der Kinder vollzieht sich auf dem Bildungscampus Forum Thomanum südwestlich des Stadtzentrums. Hier befinden sich eine Kindertagesstätte, eine Mittelschule, ein Gymnasium und ein Internat. Seit 2017 gibt es zudem eine private Grundschule mit Hort nach Plänen von W&V Architekten. Die Einrichtungen mit christlichem, sprachlichen und musikalischen Schwerpunkt stehen nicht allein Thomanern, sondern auch anderen Jungen und Mädchen offen.

Erweiterung des Bestands

Realisiert wurde das Schulhaus auf einem Eckgrundstück zwischen Schreberstraße und Sebastian-Bach-Straße, wo einst eine anglikanische Kirche stand. Der dreigeschossige, kompakte Bau mit umlaufender Glasfassade im Erdgeschoss hat eine Bruttogeschossfläche von 4.055 Quadratmetern. Das benachbarte ehemalige Gemeindehaus der Lutherkirche wurde um ein Attikageschoss aufgestockt und zum Hort umgebaut. Der Gründerzeitornamentik des Altbaus setzten die Architekten mit dem Neubau eine klare Struktur und moderne Formensprache gegenüber. Die in einheitlichem Beige verputzten Fassaden demonstrieren den Zusammenhang – die Gebäude sind zudem über einen verglasten Gang verbunden.

Die Schule bietet Platz für 215 Kinder. Acht flexibel nutzbare Klassenräume sind U-förmig um eine mehrgeschossige Halle mit zentraler Freitreppe angeordnet. Um den Lernwillen und die Selbständigkeit der Kinder zu fördern, sitzen die Schüler den Lehrern hier nicht frontal gegenüber, sondern arbeiten an ihrem Wochenplan und entscheiden selbst über die Reihenfolge der Aufgaben. Während in der Grundschule Schwarz und Weiß vorherrschen, sind die Räume des Horts in dezenten Pastelltönen gehalten.

Nachhaltig Bauen: Mauerwerk mit Kerndämmung

Die umlaufende Glasfassade im Erdgeschoss ist eine Pfosten-Riegel-Konstruktion. Die massiven Außenwände der Obergeschosse sind als zweischaliges, 71,5 cm starkes Mauerwerk mit Kerndämmung konzipiert. Die Mauerwerksschalen bestehen aus unverfüllten Hochlochziegeln. In die 2,0 cm breite Fuge dazwischen wurde eine Perlit-Schüttung eingebracht. Das vulkanische Gestein mit einer Korngröße von 1 bis 3 mm verbessert die Wärme- und Schalldämmung sowie den Brandschutz.

Das 36,5 cm starke, tragende Hintermauerwerk wurde aus Planziegeln im Format 12 DF mit den Maßen 24,8 × 36,5 × 24,9 cm erstellt. Die Ziegel entsprechen der Rohdichteklasse 0,75 und der Druckfestigkeitsklasse 12, die Wärmeleitfähigkeit λ_R beträgt 0,16 W/mK. Für die 30 cm starke Außenschale wurden Planziegel im Format 10DF mit Kantenlängen von 24,8 × 30 × 24,9 cm verwendet. Diese verfügen zwar nur über eine Rohdichteklasse von 0,65 und die Druckfestigkeitsklasse 10, dafür aber über eine Wärmeleitfähigkeit λ_R von nur 0,12 W/mK.

Auf der Innenseite ist das Hintermauerwerk mit einem 10 mm starken Faserleichtputz als Untergrund und einer 3-5 mm dicken Schicht Kalkfeinputz sowie einem mineralischen Anstrich versehen. Den äußeren Abschluss bilden ein 15 mm dicker Faserleichtputz unter einem Modellier- und Strukturputz.

Bautafel

Baunetz Architekt*innen

• W&V Architekten: https://www.baunetz-architekten.de/w-und-v-architekten/5202158

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