Grandview Heights Aquatic Centre in Surrey

Hängendes Schalendach in Wellenform

Obwohl weniger als eine halbe Million Menschen in Surrey wohnen, gilt die Stadt im Südosten der kanadischen Provinz British Columbia als eine der am schnellsten wachsenden des Landes. Angesichts ihrer zunehmenden Verdichtung steigt auch der innerstädtische Bedarf an öffentlichen Freizeiteinrichtungen. Ein Leuchtturmprojekt zur Verbesserung der urbanen Lebensqualität ist das Grandview Heights Aquatic Centre nach Plänen des Architekturbüros HCMA aus Vancouver. Beim Entwurf des Sport- und Freizeitbades, das Angebote für Gesundheit und Wellness, Bildung und Sport vereint, kooperierten die Architekten eng mit der Stadtverwaltung und künftigen Nutzergruppen. Entstanden ist ein lichtdurchflutetes, einladendes Gebäude mit großen Verglasungen und einem markanten wellenförmigen Dach.

Die Architekten von HCMA aus Vancouver entwarfen ein zeichenhaftes Bauwerk mit gewaltigen Sichtbetonpfeilern (Südansicht)
Die ungewöhnliche Konstruktion ist ein hängendes Schalendach
Bei der Dachgestaltung in Form einer lang gezogenen Welle gingen ästhetische und funktionale Aspekte einher

Ein 50-Meter-Becken mit Sprungturm entsprechend den Wettbewerbsstandards der FINA (Fédération Internationale de Natation) und eine Tribüne für bis zu 800 Zuschauer ermöglichen die Austragung internationaler Sportveranstaltungen. Darüber hinaus gibt es ein großes Freizeitbecken, tiefe Becken für Taucher und kleinere für heiße Bäder, eine Wasserrutsche, eine Sauna, ein Café sowie ein Fitnesscenter im Obergeschoss. Der Haupteingang an der langen Nordseite führt in ein Foyer, dessen bis unters Dach reichende Verglasungen an zwei Seiten direkt in die Schwimmhalle blicken lassen. Gewaltige, schräg stehende Sichtbetonstützen als tragende Konstruktion laufen am Boden V-förmig zusammen. Während die Decke über dem Foyer aus Sichtbeton besteht, ist die geschwungene hölzerne Dachkonstruktion der Schwimmhalle sichtbar. Auch der Sprungturm aus kantigem Beton wird mit gelb getönten Glasbrüstungen zum Blickfang. Die Umkleiden und Sanitäranlagen befinden sich in der nordwestlichen Gebäudeecke – rechterhand des Eingangs und unterhalb des Fitnesscenters. Beim Leitsystem achteten die Planer auf eine intuitive Wegeführung, die unabhängig vom Alter und einer möglichen Beeinträchtigung funktioniert.

Dach

Bei der Dachgestaltung in Form einer lang gezogenen Welle gingen ästhetische und funktionale Aspekte einher. Die ungewöhnliche Konstruktion ist ein hängendes Schalendach: Betonpfeiler an den Enden und in einer zur Mitte versetzten Zone stützen die Dachfläche aus gebogenen, paarweise angeordneten Brettschichtholzbindern, die über Distanzstücke verbunden und wie Kettenglieder aneinandergehängt wurden. So ließ sich die große Halle mit erstaunlich filigranen Trägern überspannen. Die im Querschnitt 130 x 220 mm messenden Zwillingsbalken orientieren sich an der Länge der darunter liegenden Becken. Die größere Spannweite von 65 Metern ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die kleinere von 45 Metern in zwei. Verbunden sind die vorgefertigten Balken jeweils durch Stahlplatten an den Enden. Die Balkenköpfe sind in Stahlplatten verankert, die in die Stützpfeiler aus Beton eingebettet wurden (Abb. 16).

Freitragende Dächer haben mitunter Probleme mit dem Durchhängen, da sie im Vergleich zu Fachwerkkonstruktionen über eine geringere Steifigkeit verfügen. Bei den Fassadenanschlüssen ist demnach eine große Sorgfalt erforderlich. Es wurde beachtet, dass das Dach auch bei extremen Schneefällen nicht um mehr als 20 cm durchhängt – genau soviel, wie der bewegliche Anschluss einer Standardvorhangfassade aufnehmen kann.

Die Brettschichtholzbalken des Warmdachs wurden aus regionaler Douglastanne vorgefertigt und innerhalb von nur acht Tagen verbaut. Solche Holzkonstruktionen eignen sich gut für Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Schwimmhallen. Im Vergleich zu Stahlkonstruktionen sind Brettschichtholzbalken nicht nur die preiswertere Alternative, sie erbringen auch die bessere Zugtragfähigkeit.

Bautafel

Architekten: HCMA Architecture + Design, Vancouver
Bauherr: City of Surrey, British Columbia
Projektbeteiligte: Fast + Epp, Vancouver (Tragwerksplanung); EllisDon, Vancouver (Bauleitung und Generalunternehmer); AES Engineering (Elektrotechnische Planung), Binnie, Surrey (Hoch- und Tiefbau-Beratung); Daniel Lyzun & Associates, Vancouver (Schallschutz); PFS Studio, Vancouver (Planungs- und Baumanagement)
Standort: 16855 24 Ave, Surrey, BC V3S 0A2, Kanada
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Ema Peter, Vancouver; Nic Lehoux, Vancouver

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