Glaspavillon in der Dominikanerkirche Krems

Geklebte Ganzglaskonstruktion

Im Jahr 1236 ließen die Dominikaner im Auftrag von Herzog Leopold VI. eine Kirche in Krems an der Donau errichten, deren Bau rund dreißig Jahre dauerte. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche barockisiert und nach der Auflösung des Ordens im Jahr 1784 profaniert. Die Gebäude dienten in der Folgezeit als Knopffabrik, Speicher und Feuerwehrdepot, ab 1891 als Museum. Ab 1961 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Seitdem beherbergt die Kirche das Kremser Weinstadtmuseum, das Stadtarchiv und die Bücherei, seit dem Frühjahr 2012 auch die neue Landesgalerie Zeit Kunst Niederösterreich. Die Planung des letzten Umbaus erfolgte durch die Architekten Lukas und Fritz Göbl zusammen mit Franz Gschwantner.

Der Werkstoff Glas verleiht der Konstruktion Transparenz
Stützen, Träger, Wände, Decken und Türen bestehen sämtlich aus Verbundsicherheitsglas
Der Glaspavillon verbaut nicht die Sicht auf den denkmalgeschützten Sakralbau

Heute bietet der Kirchenraum auf einer Fläche von 1.100 m² Platz für zeitgenössische Kunst. Zu diesem Zweck wurde der Altbestand grundlegend saniert und an die neue Nutzung angepasst. Ein wesentlicher Bestandteil der Baumaßnahmen war die Integration eines transparenten Pavillons, der dem Haupteingang innenseitig vorgelagert wurde. Dieses Glashaus übernimmt mehrere Funktionen: Es dient als Eingangsfoyer mit Ticketausgabe und Shop, aber auch als Verteiler für die Besucher der neuen Ausstellung und dem bestehenden Weinstadtmuseum.

Glas
Um den denkmalgeschützten Sakralbau nicht durch massive Einbauten zu beeinträchtigen und gleichzeitig der zeitgenössischen Ausrichtung der Landesgalerie einen angemessenen Rahmen zu verleihen, entschieden sich die Planer für eine Ausführung des Pavillons aus dem Werkstoff Glas. Aus ihm bestehen sämtliche Konstruktionselemente wie Wände, Decken, Träger, Stützen, Türen, etc. Frei von opaken Bauteilen und ohne sichtbare Verbindungsmittel wirkt der Pavillon kristallin und fast immateriell. Zusätzlich unterstützt wird diese Wirkung durch die umseitige Freistellung des Baukörpers, der nur an den notwendigen Stellen an bestehende Öffnungen andockt.

Die Verbindung zwischen den einzelnen Glaselementen erfolgte über Structural Glazing Verglasungen. Träger und Stützen sind durch eine hochfeste und feuchtigkeitsbeständige UV-Verklebung miteinander verbunden. Die tragenden Konstruktionselemente bestehen aus einem 3-fach Verbundsicherheitsglas (VSG), Glaswände und -dach aus einem 2-fach VSG. Durch Einspannung der Glaselemente in eine Stahlkonstruktion unterhalb des sichtbaren Bodenaufbaus ist die Aussteifung der Konstruktion gewährleistet. Nicht gläserne Gestaltungselemente wie etwa die Türbeschläge und -griffe bestehen aus Stahl und sind zurückhaltend in Anthrazit gehalten.

Bautafel

Architekten: Lukas Göbl – Office for Explicit Architecture, Wien
Projektbeteiligte: Anton Harrer Zivilingenieur für Bauwesen, Krems (Tragwerksplanung); Fuchs Glastechnik, St.Valentin (Ausführung);
Bauherr: Stadt Krems, Land Niederösterreich
Fertigstellung: 2011-2015
Standort: Körnermarkt 14, 3500 Krems
Bildnachweis: Lukas Göbl – Office for Explicit Architecture, Wien

Fachwissen zum Thema

Bei Structural-Glazing Fassaden werden die Verglasungen an die Tragstruktur geklebt - dadurch werden glatte Fassadenansichten ohne sichtbare Profile möglich.

Bei Structural-Glazing Fassaden werden die Verglasungen an die Tragstruktur geklebt - dadurch werden glatte Fassadenansichten ohne sichtbare Profile möglich.

Bemessung

Bemessung von Structural-Glazing-Fassaden

Hier wird Einkomponentenklebstoff zwischen Glas und Rahmen eines Fensters eingespritzt

Hier wird Einkomponentenklebstoff zwischen Glas und Rahmen eines Fensters eingespritzt

Lagern/​Verbinden

Klebeverbindungen

Bauwerke zum Thema

Innenhof des Museumsareals in der historischen Grazer Altstadt

Innenhof des Museumsareals in der historischen Grazer Altstadt

Kultur

Besucherzentrum des Joanneumviertels in Graz

Blick auf die Stirnseite

Blick auf die Stirnseite

Sonderbauten

Glashaus für ein Heliumdepot in Dresden

Ansicht von Osten mit Ganzglasfassade

Ansicht von Osten mit Ganzglasfassade

Sonderbauten

Wasserwerk am Hochablass in Augsburg

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Glas sponsored by:
Saint-Gobain Glass Deutschland