Gläserne Molkerei in Münchehofe

Kompakter Holzbau mit effizienter Gebäudetechnik

Den Entwurf für den Neubau der sogenannten Gläsernen Molkerei im Landkreis Dahme-Spreewald entwickelten Lehrecke Architekten aus Berlin im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbs, aus dem sie als Gewinner hervorgingen. Das inzwischen realisierte Gebäude fügt sich als zweigeschossiger, lang gestreckter Holzbaukörper in das ortstypische Bild von orthogonalen Flurstücken und Bebauungen ein, wobei es an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet eine beinahe solitäre Position einnimmt.

Die Längsseiten des Gebäudes sind eher geschlossen und allenfalls von Oberlichtbändern und Einzelöffnungen durchbrochen
Der Eingang im Süden ist durch eine zweigeschossige Verglasung definiert
Aus dem Foyer führt eine Treppe zum Besuchergang im Obergeschoss

Durch den kompakten Baukörper erfüllten die Architekten die Forderung nach kurzen Wegen, die eine Grundvoraussetzung für die Qualitätssicherung der Milchproduktion sind. Entsprechend wurden die Milchtanks, Milchverarbeitung und -abfüllung sowie die Käseproduktion im Erdgeschoss dicht nebeneinander angeordnet. Der Reifekeller für den Käse sowie der Lager- und Versandbereich schließen unmittelbar daran an.

Das Obergeschoss beherbergt die Verwaltungsräume und die Gebäudetechnik, ist aber vor allem für Besucher vorgesehen. Diese gelangen durch das Eingangsfoyer über eine einläufige Treppe in den Besucherraum, der durch großzügige Verglasungen Einblicke in die darunter liegenden Produktionsräume erlaubt. Ein Besuchergang führt von dort der Länge nach durch das Gebäude und gibt Blicke in die Reifekammern frei. Damit will die Molkerei die Herstellungsprozesse ihrer Bio-Milchprodukte für die Öffentlichkeit transparenter machen. Der Gang schließt mit einem Austellungsbereich ab, der wiederum auf eine Loggia mit außenliegender Treppe führt. Von hier können die Besucher einen unverstellten Blick auf die umliegenden Weiden und Wiesen genießen.

Die Fassaden der Molkerei bestehen aus natürlich belassenem Lärchenholz und sind von verschieden großen Öffnungen durchbrochen: Auf der Südseite ist das Eingangsfoyer durch eine zweigeschossige Verglasung eindeutig definiert. Die Nordfassade ist mit einem prägnanten L-förmigen Einschnitt versehen, in dem die Außentreppe mit Loggia sowie einige Fenster angeordnet sind. Im Vergleich dazu sind die Längsseiten mit Oberlichtbändern und einzelnen Öffnungen eher geschlossen gestaltet. Durch die Kombination der Fassadenöffnungen mit den Verglasungen im Innenraum werden alle Betriebsräume ausreichend mit Tageslicht versorgt.

Streifen- und Einzelfundamente sowie tragende und aussteifende Wände aus Stahlbeton bilden die Basis für die Hallenkonstruktion aus KVH-Stützen und gestoßenen Dachbindern. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzrahmenelementen, gedämmten Wandpaneelen aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK) und einer offenen Lärchenholzverschalung. Der Industrieboden ist gedämmt und liegt auf verdichtetem Erdboden. Ein antimikrobieller homogener Fußbodenbelag in der Produktion erfüllt höchste Ansprüche an die Hygiene.

Nachhaltig bauen
Ziel der Planung war es, ein energieeffizientes Bauwerk zu schaffen, das sich gut in die natürliche Landschaft einfügt. Auf dieser Basis wurden Materialien, Konstruktionen und Elemente der Haustechnik ausgewählt. Die kompakte Bauweise sorgt dabei dafür, dass möglichst wenig Bodenfläche versiegelt wird. Gedämmte Wand- und Deckenpaneele verhindern Wärmeeinträge und -verluste in den Produktionsräumen.

Der Energieaufwand, der durch die Erzeugung von Kälte, Wärme, Heizdampf etc. in der Produktion entsteht, wird durch gut aufeinander abgestimmte Anlagen so gering wie möglich gehalten. Überschüssige Wärme dient der Beheizung der Nebenräume, die notwendige Kälte wird durch eine Ammoniakanlage erzeugt. Ein hauseigener Brunnen und eine neue Kläranlage sorgen für einen kontrollierten Wasserkreislauf. Die Dachfläche der Molkerei ist für eine noch zu installierende Photovoltaik-Anlage ausgelegt.

Bautafel

Architekten: Lehrecke Architekten BDA, Berlin
Projektbeteiligte: Gerd-Walter Miske, Berlin (Tragwerk); Pin Planende Ingenieure, Berlin (Technische Gebäudeausrüstung); Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Gläserne Molkerei, Münchehofe
Fertigstellung: 2009
Standort: Molkereistraße 1, 15748 Münchehofe
Bildnachweis: Ursula Böhmer, Berlin; Wolfgang Scholvien, Berlin

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