Giebelluke

Hexentür, Ladeluke und cargo door

Beim Schlendern über Marktplätze und durch Gassen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Städte fallen oft geschlossene hölzerne Türflügel hoch oben in den Giebeln auf. In Farbe und Material sind sie den Fenstern samt Rahmen, Laibungen oder Klappflügeln angepasst, also bei einer schwarz-weißen Fachwerkwand beispielsweise leuchtend rot oder tannengrün gestrichen.

In Farbe und Material sind sie den Fenstern und deren Rahmen, Laibungen oder Klappflügeln angepasst, im Bild: Giebelluken der Teichsmühle in Soest, ursprünglich etwa 1231
Mit einem Flaschenzug wurden die Güter entlang der Fassade in den Giebel hoch- und dann hineingezogen. Oft lässt sich noch der Haken oder ein auskragendes Schwert für die Befestigung des Flaschenzugs erkennen. Im Bild: Giebelluke eines Fachwerkhauses in Soest, Westfalen
Giebelluke im ehemaligen Patrizierhof Niedergasse 2, etwa 1618, in Soest, Westfalen

„Hexentüren“

Die Türen sind unzweifelhaft zu hoch angeordnet, um normal erschlossen geschweige denn begehbar zu sein. Es fehlen Brüstungen als Sicherung sowie Treppen und Podeste, die einen Zugang und damit eine Begründung für diese seltsamen Türen liefern könnten. Augenzwinkernde Erläuterungen, es seien Hexentüren, die sich nur nachts öffnen, wenn sich die Hexe auf ihrem Besen in die Lüfte schwingt, sind unterhaltsame Geschichten für Touristen.

Funktion und Prinzip

Tatsächlich handelt es um Giebelluken, die ihre sehr pragmatische Aufgabe noch heute gut erfüllen. Während die erdgeschossig und damit öffentlich zugänglichen Räume für Handel, Gastronomie oder für Kontore genutzt und in den darüber liegenden Stuben gewohnt wurde, dienten die Räume unter den giebelständigen Satteldächern als Lager. In ihnen wurden Kisten, Fässer, Möbel, alle möglichen Gerätschaften und auch eingelagerte Ernte verwahrt. Mit einem Flaschenzug wurden die Güter entlang der Fassade in den Giebel hoch- und dann hineingezogen. Oft lässt sich noch der Haken oder ein auskragendes Schwert für die Befestigung des Flaschenzugs erkennen. Der Transport erfolgte außen, denn im Inneren der meist denkmalgeschützten Fachwerk-, Grachten- und Kontorhäusern waren – und sind – die Treppen oder Stiegen viel zu eng und zu steil, als dass sich in ihnen unhandliche Gegenstände hätten hochtragen lassen.

Sperrige Möbel wie beispielsweise Sofas oder auch Klaviere werden noch heute nach dem identischen Prinzip behandelt. Sie werden mit Scherenhubtischen oder Möbelliften durch Öffnungen in höhere Stockwerken eingebracht – und zwar von außen und nicht über Treppen im Hausinneren. Benötigt wird dafür allerdings eine Öffnung, die straßenseitig erreichbar und groß genug sowie bestenfalls ohne störende Brüstung sein sollte.

Ladeluke und cargo door

In modernen Verkehrsflugzeugen wird das Prinzip analog genutzt. Durch Ladeluken, englisch cargo doors, am seitlichen Rumpf wird die Fracht ebenso wie das Gepäck der Passagiere geladen. Speziell dimensionierte Ladeluken für zivile wie militärische Sonderfracht wie beispielsweise Flugzeugteile, Transporter, PKWs, Panzer oder Container, können auch als Bug- und Heckklappen konstruiert sein. Genau wie bei den mittelalterlichen hölzernen Giebelluken sind diese technischen Ladeluken die überwiegende Zeit aus Sicherheitsgründen fest verschlossen. -sj

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Türen und Tore haben die gleichen Funktionen, sie schließen und öffnen einen Durchgang oder  – je nach Dimensionierung – eine Durchfahrt in einer Wand (im Bild: Türen und Tore im Futurium Berlin, Richter Musikowski)

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