Gewerbe-Passivhaus in Wolfurt/A

Energetische Sanierung einer Industriehalle

Innerhalb von nur zehn Monaten wurde eine 30 Jahre alte Halle saniert und in Passivhausqualität umgewandelt. Auf 2.800 m² finden nun Produktion und Verwaltung Platz. Im Erdgeschoss sind die gesamten Produktions- und Nebenraumflächen angeordnet, im Obergeschoss die Lagerflächen, die Kleinteileproduktion und der Verwaltungstrakt, der über die neue, zweigeschossige Eingangshalle und die repräsentative Stahlwendeltreppe erschlossen wird.
Neben den Büroflächen, bestehend aus einer Abfolge von Einzel- und Gruppenraumbüros entlang der Ostfassade, und einem komplett neuen Sanitärblock wurde auch ein großer Schulungsraum eingebunden, der in Verbindung mit dem Foyer und der Eingangshalle für verschiedene Veranstaltungen nutzbar ist. Für mittelfristige Expansionen stehen im Obergeschoss noch 500m² Fläche zur Verfügung, die in der Zwischenzeit fremd vermietet wird.

Die von weitem sichtbare Firmenbeschriftung am Dach
Ansicht vor der energetischen Sanierung

Sanierung/Modernisierung
Die gesamte Gebäudehülle wurde in Passivhausqualität ausgeführt und mit einer hochwärmegedämmten neuen Fassade aus schwarz lasierten Zementfaserplatten verkleidet. Zur optimalen Belichtung wurden an den Längsseiten des Gebäudes großzügige Fensterbänder ausgebrochen. Die Fenster bestehen aus 3-fach Isolierverglasungen (U-Wert 0,6 W/m²K) in speziellen Holzrahmenkonstruktionen. Am Dach wurde die Wärmedämmstärke von 14 auf 34 cm erhöht.

Eine auf den ersten Blick unlösbare Situation stellte die ungedämmte Bodenplatte (U-Wert 2,3 W/m²K) dar, eine Innendämmung war konstruktiv nicht realisierbar. Der zweite Blick – in Form einer dynamischen Simulation – erfüllte aber die Hoffnung, dass sich das Erdreich thermisch viel mehr an der saisonal relativ konstanten Temperatur der Halle orientiert, als am Außenklima. Dies deshalb, weil die „Angriffsfläche“ des Außenbereichs mit ca. 120 lfm Gebäudekante in Relation zur Grundfläche (1800 m²) sehr klein ist. Einzig wichtiges Detail in diesem Zusammenhang war die Anbringung einer umlaufenden Perimeter-Dämmung.

Darüber hinaus waren die konstruktiven Details in Bezug auf Wärmebrücken und Luftdichtheit passivhaustauglich zu gestalten, was nur in wenigen Bereichen durch die Sanierung erschwert oder gar verhindert wurde. So konnte rechnerisch eine Energiekennzahl von 10 kWh/m²a erreicht werden, wissend, dass es im Sanierungsbereich kaum möglich ist, auch die letzte Wärmebrücke zu erfassen und zu quantifizieren. Dennoch scheint der Passivhausstandard (Heizwärmebedarf 15 kWh/m²a) mühelos erreicht werden zu können.

In den Bürobereichen kommen eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung, eine Heizung und Brauchwasserbereitung in Form eines Kompaktgeräts – die Wärmepumpe nutzt die Energie der Abluft - zum Einsatz. Konventionelle Radiatoren oder andere statische Heizflächen werden in diesen Bereichen nicht benötigt. Räume die nur sporadisch benutzt werden (Schulungsraum) oder geringe Schadstoffemissionen in Relation zur Raumgröße aufweisen (Produktion, Lager) werden über Radiatoren, bzw. eine Umluftheizung erwärmt. Die Erzeugung der geringen Restwärme erfolgt über eine Grundwasser-Wärmepumpe, da ein Grundwasserbrunnen aus der früheren Nutzung (Klimatisierung der ehemaligen Textil-Fabrikationshalle) genutzt werden kann.

Bautafel

Architekten: Gerhard Zweier, Wolfurt/A
Projektbeteiligte: Planungsteam E-Plus, Egg/A (Haustechnik)
Bauherr: Drexel und Weiss GmbH/Gewerbepark Wolfurt GmbH
Fertigstellung: Juli 2005
Standort: Gewerbepark Wolfurt Halle 5, Achstraße 42, A-6960 Wolfurt
Bildnachweis: Drexel und Weiss GmbH