Geschosswohnungsbau The Line in Amsterdam

Dauerhaft vor Anker

Kurz mit der Fähre vom Hauptbahnhof über das IJ und schon befindet man sich in Amsterdam Noord. Direkt an die Flächen des Gewässers grenzt dort Overhoeks, ein Quartier, in dem im Moment ansprechende Wohnquartiere entstehen – kombiniert mit Einzelhandel, Büros und kulturellen Einrichtungen. An diesem früheren Standort der Forschungsabteilungen von Shell sollen insgesamt etwa 2.200 Wohneinheiten verwirklicht werden. 72 davon befinden sich in dem Geschosswohnungsbau The Line, geplant vom ortsansässigen Büro Orange Architects.

Der Bau befindet sich im Amsterdamer Stadtteil Overhoeks auf einem Areal, das ehemals von den Forschungsabteilungen von Shell besetzt war.
Das Bauwerk ist als Riegel konzipiert, der sich in eine Nachbarschaft aus sieben- bis neungeschossigen L-, U- und punktförmigen Bauten einfügt.
Das Planungsteam vergleicht den langgestreckten Bau mit einem Kreuzfahrtschiff, das hier festgemacht hat.

Das Bauwerk ist als Riegel konzipiert, der sich in eine Nachbarschaft aus sieben- bis neungeschossigen L-, U- und punktförmigen Bauten einfügt. Das Planungsteam vergleicht den langgestreckten Bau mit einem Kreuzfahrtschiff, das hier festgemacht hat. Zu dieser Wirkung tragen die ab dem 3. Obergeschoss gestaffelten Stockwerke bei, aber auch die umlaufenden Balkone mit ihren Brüstungsgeländern, die an Relings erinnern.

Feine Linien vor Glas und Gold

Hinter den Balkonen samt Glasbrüstungen liegt die Gebäudehülle, die mit goldfarben eloxierten Aluminiumprofilen bekleidet ist. Geschosshohe Öffnungen mit goldenen Rahmungen sorgen für einen gleichmäßigen Rhythmus von offen und geschlossen. Die elegante Erscheinung des Bauwerks unterstreichen die hauchdünnen Betonbauteile der Balkondecken, die an den Rändern wiederum durch ausnehmend schlanke, unregelmäßig gesetzte Stützen aus dem gleichen Material getragen werden.

Die vorherrschende Nord-Süd-Orientierung des Bauwerks wurde im Bereich der Grundrisse eher vernachlässigt – die Wohnungen zeigen dort, wo sie in beide Richtungen orientiert sind, weitgehend einen ähnlichen Zuschnitt. Die zentral gelegene Erschließung mit ihren drei Kernen ist in der Regel als Vierspänner organisiert. Der Zugang ins Gebäude erfolgt von den zwei Längsseiten aus, an denen jeweils drei Zugänge positioniert sind. Die gegenüberliegenden Eingänge verbindet dabei je eine mit Eichenholz bekleidete Passage, von der aus neben dem Treppenhaus und dem Aufzug auch die Erdgeschosswohnungen erschlossen werden können.

Beton: Ultrahochleistungsbeton für schlanke Bauteile
880 Stützen und dünne Balkondeckenelemente aus Ultrahochleistungsbeton (UHPC) formen das feine Liniennetz, das die Ansichten des Bauwerks prägt. Die Stützen wirken, als hätten sie ein quadratisches Profil, tatsächlich verjüngen sich die Bauteile zur Vorderseite hin leicht: Statt der 80 mm, die die Stütze an den anderen drei Seiten breit ist, lassen sich hier nur 60 mm messen. Die filigranen Elemente sind bis zu 3,4 Meter lang und mit reduzierten Stahlverbindungen an den Balkondecken befestigt.

Auch die Balkondeckenelemente zeigen bei einer Länge von bis zu 6,5 Metern ein variierendes Profil: An den Rändern, die die Ansichten prägen, messen die Bauteile nur 70 mm; zum Gebäude hin nimmt die Dicke zu. Die winkelförmigen Elemente schließen im Bereich der Stirnseiten der Geschossdecken an die Bauwerkshülle an; in den Balkonzonen bilden den Übergang abgerundete Vouten. Kreisrunde Öffnungen an den Rändern lassen die Bauteile noch leichter wirken.

Weniger Material, weniger Gewicht

Die Entscheidung, für die filigrane Gitterstruktur UHPC zu verwenden, fiel zu einem frühen Zeitpunkt im Entwurfsprozess. Dadurch konnte das Material hinsichtlich seiner Erscheinung und technischen Leistungsfähigkeit, aber auch was die Wirtschaftlichkeit angeht, für das Bauwerk optimiert werden. Die geringere Stärke der Bauteile erlaubt eine Einsparung an Gewicht und Material und dadurch auch an CO2. Für die Herstellung von UHPC ist allerdings ein etwas höherer Bindemittelgehalt nötig als für Normbeton. Zudem muss die notwendige Fließfähigkeit mit entsprechenden chemischen Zusatzmitteln sichergestellt werden. -chi

Bautafel

Architektur: Orange Architects, Rotterdam (Team: Jeroen Schipper, Bas Kegge, Julija Osipenko, Angeliki Chantzopoulou, Paul Kierkels, Rutger Schoenmaker, Fung Chow, Mario Acosta)
Projektbeteiligte: Geurst & Schulze architecten (Stadtplanung); Bureau Sant en Co (Landschaftsplanung); Bouwbedrijf De Nijs (Bauunternehmen); Goudstikker De Vries, Mabutec, DGMR, VGG, Buro BIM, JMJ Bouwmanagement (Beratung); Hi-Con Nederland (Beton); Pieters Bouwtechniek (Betontechnologie UHPC)
Bauherr/in: Amvest
Standort: Hammarbystraat, Overhoeks, Amsterdam
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Sebastian van Damme

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