_Gerüste und Schalungen

Für das Herbstfestival der chinesischen Bauern in der Provinz Hebei wird jedes Jahr ein anderer Ort ausgewählt. 2019 entschied man sich für das Dorf Shichengzi in der Gemeinde Quinglong. Ursprünglich war die Umsetzung ausschließlich entlang der Hauptstraße geplant, der Ort selbst wäre dabei kaum Thema gewesen.

Um das Dorf und sein bauliches Erbe besser erleben zu können, schlug der Architekt Fu Yingbin vor, das Veranstaltungsgebiet auszuweiten. Sein Konzept integriert eine alte Mühle mit traditionellem Mahlstein und einen für die Region typischen Bauernhof, der vor kurzem renoviert worden war.

Die Eingriffe sollten zügig verwirklicht werden und auch nur temporär bestehen bleiben; für die Umsetzung wählte man daher Kupplungsgerüste. Die Bauteile konnten ohne großen Aufwand beschafft und in die abgelegene Bergregion transportiert werden. Bei der Umsetzung des Konzepts halfen die Dorfbewohnenden tatkräftig mit. Da Gerüstbauteile wiederverwendbar sind, fielen beim Abbau kaum Abfälle an.

Für die räumliche Wirkung sowie für den Sonnenschutz sorgte ein weiteres Material aus dem Gerüstbau: feinmaschige Schutznetze aus Polyester, die wie Dachelemente über die Konstruktionen gelegt und mit Kabelbindern daran befestigt wurden. Um Besuchende schon von weitem auf die zusätzlichen, durch schmale Gassen erreichbaren Veranstaltungsorte aufmerksam zu machen, entschied sich der Architekt bei der Farbwahl für ein leuchtendes Gelb und Orange.

Beim Bauernhof, der mit einem Medienzentrum und einer Erholungsfläche den Ruhepol des Festivals bildete, blieben die Gerüstbauteile unbehandelt; die gelben Schutznetze legten sich in Bändern zickzackförmig über die Konstruktion. Im Korridorbereich und im Hof wurde zudem mit OSB-Elementen eine leicht erhabene Plattform geschaffen. Neben Stühlen, Tischen und Bänken sorgten an der Gerüstkonstruktion befestigte Hängesessel für eine einladende Atmosphäre.

Bei der alten Mühle wurden der Zugang und das Bauwerk mit orangefarbenen Gerüstbauteilen und Schutznetzen inszeniert. Die Raumstruktur diente während des Festivals als Galerie: Gezeigt wurden Fotografien und Bilder der Dorfbewohnenden und des ländlichen Lebens gestern und heute.

Von der Idee, für die Interventionen einfache Gerüste zu nutzen, waren die zuständigen Behörden zunächst nicht begeistert gewesen; der Bau wurde zwischendurch sogar gestoppt. Das Planungsteam konnte die Verantwortlichen jedoch davon überzeugen, dass das Gerüst als Symbol der Entwicklung gelesen werden kann – und die Interventionen für die Revitalisierung des ländlichen Raums im Einklang mit den Traditionen stehen.

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