Gemeindezentrum The Heart in Ikast

Traditionelle Bauform, hochgedämmte Ausführung

Im Zuge der Globalisierung und Internationalisierung von Handel und Wirtschaft wächst die Bedeutung internationaler Schulen ergänzend zu staatlichen Einrichtungen. In der dänischen Gemeinde Ikast-Brande wurde 2013 eine Internationale Schule nach Plänen von C.F. Møller Architekten errichtet. Deren steigende Beliebtheit machte weitere Räume erforderlich, die nun mit dem Gebäudekomplex The Heart im Westen der Schule zur Verfügung stehen. „Das Herz“ (dänisch: Hjertet) jedoch bietet weit mehr: Inmitten von Freiflächen für Sport, Spiel und Erholung fungiert es als Gemeindezentrum, als Bildungs- und Freizeitstätte für alle. C.F. Møller Architekten machten dies ablesbar, indem sie Baukörper schufen, die sich aus unterschiedlichen Richtungen überlagern und durchdringen, sodass ein gemeinsamer Kern entsteht. Die breiten, zumeist zweigeschossigen Gebäuderiegel mit Satteldächern, die sich überkreuzen, wecken Assoziationen zu landwirtschaftlichen Bauten und evozieren einen dörflichen Charakter.

C.F. Møller Architekten machten dies ablesbar, indem sie Baukörper schufen, die sich aus unterschiedlichen Richtungen überlagern und durchdringen
Die breiten, meist zweigeschossigen Gebäuderiegel mit Satteldächern, die sich überkreuzen, wecken Assoziationen zu landwirtschaftlichen Bauten und evozieren einen dörflichen Charakter
An der Entwicklung des Gemeinschaftshauses waren 35 Nutzergruppen beteiligt

An der Entwicklung des Gemeinschaftshauses waren 35 Nutzergruppen beteiligt, deren Aktivitäten und Veranstaltungen teils parallel und teils über den Tag verteilt auf insgesamt 3.660 Quadratmetern stattfinden. Ein Flügel beherbergt die Unterrichtsräume der Schule; nachmittags und abends werden sie von Vereinen und Abendschulen genutzt. Es gibt ein Café und Geschäfte, in denen ökologisch produzierte Lebensmittel und Kunsthandwerk von lokalen Anbietern verkauft werden. In der Mehrzweckhalle können Theater- und Musikaufführungen stattfinden, eine Sporthalle steht Straßensportlern offen. Neben kleineren Gruppenräumen im Erdgeschoss ist ein Saal im Obergeschoss entspannten Aktivitäten wie Yoga und Tanz vorbehalten. Zentral auf der oberen Etage gibt es eine Beratungsstelle für Jugendliche. Die verschiedenen Funktionen und Volumen gruppieren sich um ein geräumiges Foyer. Von dessen unterer Ebene führen einladend breite, hölzerne Sitzstufen unter dem hohen, hellen Dachraum zu einer im Obergeschoss umlaufenden Galerie.

Zur ausgedehnten „Aktivitätenlandschaft“ unter freiem Himmel gehören ein Skatepark, Radwege, Parkouranlagen, Spielplätze, Beachvolley-Courts und ein Mehrzweckspielfeld, aber auch Bereiche für ruhige Aktivitäten wie Pétanque (Boule), Picknick und Lagerfeuer.

Bauphysikalische Aspekte

Nicht nur bei der dorfähnlichen Konzeption orientierten sich die Architekten an regionalen Vorbildern, auch für die Konstruktion des Gemeindehauses adaptierten sie regionaltypische Bauweisen. Die charakteristischen Dachformen orientieren sich an landwirtschaftlichen Bauten: Es handelt sich um eine Rahmenbauweise aus Stahl mit vorgefertigten Betonteilen und einem Wandaufbau aus Stahl-Sandwichpaneelen – das Ganze verkleidet mit einer offenen Fassade aus thermisch behandelten (formstabilen und wetterbeständigen) Kiefernlatten. Die Verkleidung der Dachflächen erforderte eine Speziallösung, da sie einem sehr hohen Windsog standhalten muss. Die Holzlatten-Elemente mussten in die Unterkonstruktion aus Stahlprofilen verankert werden. Damit war eine Durchdringung der Dachmembran an mehreren Stellen notwendig, die potenziell Wärmebrücken verursacht. Gelöst wurde die Problematik durch Einsatz eines Montagesystems, das ursprünglich für Solarpaneele entwickelt war, wo ähnliche Herausforderungen entstehen. Durch ein gut entwickeltes Detail mit einer vorgefertigten Membranschicht ließ sich die erforderliche dauerhafte Dichtigkeit erzielen.

Die Anforderungen an einen möglichst geringen Energieverbrauch von Gebäuden sind in Dänemark hoch. Auch dort ist der U-Wert Bemessungskriterium für die Berechnung der Wärmedämmfähigkeit von Bauteilen. Um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, verfügt „The Heart“ über hochwärmegedämmte Einzelbauteile: Die Außenwände sind mit 30 cm, die Dächer – als Warmdächer ausgebildet – mit 40 cm Dämmung ausgestattet, bei einem U-Wert von lediglich 0,9 W/(m²K). Fenster und Türen weisen einen U-Wert von gerade einmal 0,8 W/(m²K) auf. In Verbindung mit einer mechanischen Lüftungsanlage wurde ein Gesamtenergiebedarf von 56,1 kWh/m² pro Jahr errechnet.

Bautafel

Architekten: C.F. Møller Architects, Aarhus
Projektbeteiligte:
Ingeniør’ne, Esbjerg (Generalplaner); KPC, Herning (Generalunternehmer)
Bauherr:
International School Ikast-Brande / ISIB Ejendomsselskab A/S
Fertigstellung:
2018
Standort:
Bøgildvej, 7430 Ikast, Dänemark
Bildnachweis:
Adam Mørk, Kopenhagen; Thomas Mølvig, Brabrand; Julian Weyer, Aarhus

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