Gemeindezentrum Mellau
Schlankes Tragwerk aus Buchen-Furnierschichtholz
Als Zentrum öffentlichen Lebens sind Ortskerne für die Identität einer Gemeinde und der dort lebenden Menschen von enormer Bedeutung. In der kleinen Gemeinde Mellau im österreichischen Vorarlberg gelang es den in Bregenz ansässigen Dorner Matt Architekten, eine markante Dorfmitte mit Wiedererkennungswert zu schaffen. Zwei neue Gemeindebauten ergänzen die bestehenden und fassen gemeinsam mit diesen einen öffentlichen Platz. Mit Holz als Material für Konstruktion und Innenausbau entsteht ein Bezug zu den überwiegend in Holzbauweise errichteten Nachbargebäuden.
Gemeindehalle und Kindergarten schließen den Kreis
Fünf Gebäude gruppieren sich um einen Platz und bilden die neue Ortsmitte. Zum Bestand zählen die Pfarrkirche im Osten, das Gemeindeamt im Norden und die Volksschule im Westen. Ergänzt wurden zwei quaderförmige, zweigeschossige Häuser im Süden, deren Maßstab sich an der Umgebung orientiert. Der größere Neubau im Südwesten ist eine multifunktionale Gemeindehalle für bis zu 400 Personen. Hier finden Vorträge, Konzerte und Abendveranstaltungen, aber auch sportliche Aktivitäten der Schule und des Kindergartens statt. Der Kindergarten befindet sich nebenan im zweiten Neubau, rechtwinklig dazu. Hier ist Platz für 42 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren.
Buchen-Furnierschichtholz für tragende Elemente
Die beiden Neubauten sind in Holzmassivbauweise mit tragenden Elementen aus Furnierschichtholz errichtet. Tragende Wände, Decken und Träger sind aus Buchen-Furnierschichtholz vorgefertigte Bauteile. Deren besonders hohe Tragfähigkeit ermöglicht eine materialsparende Bauweise. Das Untergeschoss der Gemeindehalle, die Decke und Bodenplatte des Kindergartens bestehen aus Beton. Die Fassade bilden vertikal angeordnete Fichtenholzleisten, die mal in dichter, mal in lichter Reihung gesetzt sind. Aufgrund der einheitlichen Gestaltung erscheinen die Gebäude als Ensemble, mit Holz und Glas als dominierende Baumaterialien.
Der neu gestaltete Platz dient der Erschließung. Der Eingangsbereich der Gemeindehalle, rund 29 Meter breit und sechs Meter hoch, ist gänzlich verglast. Die Glasfassade ist um drei Meter zurückversetzt, sodass eine vor Witterung geschützte Zone entsteht. Eine umlaufende Rippenkonstruktion aus Fichtenholz formt Decke und Seitenwände. Sie setzt sich im zweigeschossigen Foyer mit seitlichen Verglasungen fort.
Verglastes Foyer und halbhohe Wände für den Saal
Das Foyer ist auch durch tragende Buchenholzelemente geprägt. Der Boden ist ausgestattet mit einem stark gemaserten Parkett aus Eschenholz, die halbhohe Wand des Saales dahinter in Weißtanne ausgeführt. Eine Treppe führt ins Untergeschoss: Dort befindet sich die Tiefgarage mit 45 Einstellplätzen sowie ein Musikproberaum, dessen Wände, Boden und Decke mit Weißtannenholz ausgestattet sind.
Der sechs Meter hohe, vollständig mit Holz ausgekleidete Saal hat eine Grundfläche von 12 x 22 Metern. Tageslicht gelangt über die gen Norden und Süden gerichteten Verglasungen an den Längsseiten des Gebäudes oberhalb der halbhohen Wände hinein. Östlich befindet sich die rund 70 Quadratmeter große Bühne, mit Fenstern und eigenem Zugang zum Foyer. Bei geschlossener Faltwand ist sie als separater Raum nutzbar. Feine schwarze Markierungen am Boden zeigen, dass die Halle auch für sportliche Aktivitäten genutzt wird. Der Schwingboden ist wie im Foyer mit Eschenholz belegt, die Seitenwände sind mit Weißtannenholz und die Decken mit gelochten, akustisch wirksamen Fichtenplatten ausgeführt.
Tragsystem der Halle
Das 750 Quadratmeter große Dach wird getragen von schlanken Stützen (Buchen-Furnierschichtholz) mit einem Querschnitt von 16 x 32 cm. Sie stehen parallel in drei Reihen: in der Fassadenebene, in der Achse zwischen Foyer und Halle und an der südlichen Außenseite. Auf den Stützen lagern in Querrichtung 30 Zentimeter breite Träger. Als aussteifender Kern dient der Bühnenraum mit Massivholzwänden. Die übrigen Innen- und Außenwände sind nichttragende Holz-Ständerwände.
Materialwahl, Gestaltung und Konstruktion setzen sich beim Kindergarten fort, dessen Innenräume ebenso von Holz geprägt sind. Auf zwei Etagen verteilen sich drei Gruppen-, Bewegungs- und Gemeinschaftsräume sowie sanitäre Anlagen, Büros und Küchenbereiche. Zentral im Gebäude befindet sich der Treppenaufgang. Das Foyer ist Kommunikations- und Erschließungsraum. Massivholzwände in Buche, Eschenholz-Parkett und akustisch wirksame Lamellendecken schaffen ein gutes Raumklima.
Bautafel
Architektur: Dorner\Matt Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Mader + Flatz Baustatik, Bregenz (Tragwerksplanung), Dragaschnig, Schwarzenberg (Bauunternehmen); Pollmeier, Creuzburg (Furnierschichtholz Baubuche)
Bauherr/in: Gemeinde Mellau
Fertigstellung: 2018
Standort: Platz 551, 6881 Mellau, Österreich
Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien
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