Gemeindezentrum in Ludesch/A

Transluzente Photovoltaik als Dorfplatzüberdachung

Grundgedanke des neuen Gemeindezentrums ist die Schaffung einer echten Mitte für das österreichische Dorf Ludesch. Die sehr heterogen strukturierte Gemeinde hat keinen verdichteten alten Kern oder einen gewachsenen Dorfplatz: Kirche, Gemeindesaal, Schule und Gemeindeamt bilden keinen ablesbaren öffentlichen Raum, sondern stehen in loser Beziehung zueinander. Die Geometrie des Neubaus - ein U - ist so angelegt, dass durch drei geschlossene und eine offene Seite ein zentraler Dorfplatz entsteht. Die fünfte Seite - das Dach - ist ebenfalls geschlossen, allerdings mit transluzenten Photovoltaikelementen, die den Platz zu einer Art gemeinschaftlichem Wintergarten werden lassen: Hier ist man sowohl vor Regen als auch vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.

Transparente Photovoltaik-Module als Überdachung, Fassaden aus Weißtanne
Unterschiedliche Grade von Transparenz markieren die verschiedenen Bereiche
Die Photovoltaik-Module über dem Dorfplatz

Der Platz wird belebt durch angelagerten Funktionen wie Geschäfte, Post, Cafe, Gemeindeamt, kleiner Saal, Vereinsräumlichkeiten, Spielgruppe, Wohnungen und Büros - ein multifunktionales Haus im Dienst der Gemeinde. Das Tragwerk des Neubaus sowie seine Verschalung und Verkleidung bestehen aus heimischer Weißtanne. Die unterschiedlichen Grade von Öffentlichkeit lassen sich auch an der „Dichte" der Verkleidung ablesen, die von geschlossen (Verschalung) über durchscheinend (Lamellen) bis durchsichtig (Glas) reicht.

Solares Bauen
Die Überdachung des Gemeindeplatzes besteht wie erwähnt aus lichtdurchlässigen Photovoltaik-Modulen: insgesamt dienen 120 Module mit einer Fläche von 350 m² (von insgesamt 650 m²) der Stromerzeugung. Die transparenten Zellen (Größe 2,26 x 1,06 m) haben eine Leistung von 18 kWp. Die damit jährlich produzierte Energiemenge deckt den Jahresbedarf von fünf Einfamilienhäusern. Der Warmwasserbedarf wird über Solarthermie-Elemente gedeckt.

Auch die Haustechnik und die Energieversorgung entsprechen ökologischen Kriterien: So wird Fernwärme aus einem zentralen Biomasse-Heizwerk bezogen, Raumheizung und -kühlung erfolgen über ein Lüftungssystem, das mit einer Erd-Wärmepumpe kombiniert ist. In den WC-Spülungen sowie für Waschmaschinen, Garten- und Hofbewässerung wird Regenwasser verwendet.

Auf den Webseiten des PV-Modul-Herstellers ist eine ausführliche Dokumentation des Projektes als PDF-Dokument hinterlegt. Die von der Gemeinde Ludesch zusammen gestellte Publikation widmet sich darin auch den Themen Ökologie, Biomasse, Photovoltaik und Passivhaus.

Bautafel

Architekten: Hermann Kaufmann, Schwarzach/A
Projektbeteiligte: Mader und Flatz Ziviltechniker, Bregenz/A; Merz Kaufmann Partner, Dornbirn/A; Zementol Vertrieb, Dornbirn/A (alle: Tragwerksplanung Holzbau); Synergy, Dornbirn/A (HLS Planung); Ertex Solar, Amstetten/A (Photovoltaik-Module)
Bauherr: Gemeinde Ludesch/A
Fertigstellung: 2003
Standort: Ludesch/A
Bildnachweis: Hermann Kaufmann, Schwarzach/A; Ertex Solar Amstetten/A

Fachwissen zum Thema

Überkopfverglasung mit PV-Modulen im Umweltbundesamt Dessau.

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PV am Gebäude

PV in Überkopfverglasungen

Funktionsweise einer Solarzelle: 1. Negative Elektrode, 2. n-dotiertes Silizium, 3. Grenzschicht, 4. p-dotiertes Silizium, 5. positive Elektrode

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Stromerzeugung mit Photovoltaik (PV)

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