Gemeindehaus Pany in Luzein

Hybridbau aus Massiv- und Leichtbauweise

Obwohl das Schweizer Dorf Pany nur 560 Einwohner zählt, bildet es das touristische Zentrum des vorderen und mittleren Prättigaus im Kanton Graubünden und verfügt über eine große Zahl an Ferienwohnungen. Sie liegen als Solitäre verstreut im Umfeld des verdichteten Dorfkerns. Dort plante Architekt Pablo Horváth aus Chur ein Gemeindehaus mit verschiedenen Nutzungen und integrierten Alterswohnungen. Ein Satteldach mit Zwerchhäusern bildet den oberen Abschluss des viergeschossigen, unterkellerten Neubaus. Dessen Entwurf ist angelehnt an die regionaltypischen Walserhäuser – dunkle Blockhäuser, die die Prättigauer Talgemeinden seit Jahrhunderten prägen. Der Architekt überführte die charakteristischen alpinen Elemente, Materialien und Konstruktionsweisen durch zeitgenössische Interpretation in die Gegenwart.

Das Gemeindehaus umfasst verschiedene Nutzungen; in den Obergeschossen befinden sich insgesamt acht Alterswohnungen
Zwerchhäuser prägen die Ost- und Westseite des Gebäudes aus Beton und Holz
Die handgespaltenen Lärchenschindeln zeugen vom ländlichen Kontext, während die akzentuierten, mit Holzlatten verkleideten Felder unterhalb der Fenster das Haus in der Gegenwart verankern

Der Keller und die beiden unteren Geschosse sind eine Betonkonstruktion, die oberen Stockwerke hingegen als reiner Holzbau ausgeführt. Von der südlich vorbeiführenden Straße zurückversetzt, schmiegt sich das Haus rückwärtig in den Hang, sodass die unteren Geschosse teilweise ins Erdreich gebettet sind. Die auffallende Fassadenbekleidung aus handgespaltenen Lärchenschindeln zeugt vom historisch-ländlichen Kontext, während die akzentuierten, mit Holzlatten verkleideten Felder unterhalb der teils übereck geführten Fenster das Haus in der Gegenwart verankern. Ein schmaler Sockel und die Rahmung des Eingangs aus Sichtbeton verweisen ebenso wie die seitliche Einfahrt zur Tiefgarage auf die konstruktive Basis des Gebäudes.

Dieses beherbergt im Parterre Büroräume für die Gemeindeverwaltung und die Touristeninformation. Im ersten Obergeschoss befinden sich ein Sitzungsraum und das Büro des Gemeindekanzlisten und -präsidenten. Zudem gibt es einen Behandlungsraum zur ambulanten Pflege, der den Hausbewohnern ebenso wie Außenstehenden zur Verfügung steht. In den Etagen darüber befinden sich insgesamt acht hell und großzügig konzipierte Alterswohnungen. Jede verfügt über einen Wintergarten mit Aussicht auf die Berglandschaft. Der Innenausbau erfolgte vollständig aus Holz: Wände und Decken sind mit Tanne bekleidet, die Böden mit Lärche, und auch die Fensterrahmen bestehen aus Lärchenholz. Der rückwärtige Erschließungskern aus Sichtbeton ist mit einem Natursteinboden ausgestattet. In den unteren Geschossen bleiben die Betonwände in den Büros und öffentlichen Räumen sichtbar. Die Decken und Böden sind hier mit hellem Holz bekleidet, wodurch ein angenehmer Kontrast entsteht.

Dach

Das giebelständige Satteldach ist mit Kupfer eingedeckt und hinterlüftet. Gehalten wird es von 28 cm hohen Sparren mit Zwischensparrendämmung. Rechtwinklig zum First prägen Zwerchhäuser die Ost- und Westfassade; ihre Firstlinien kreuzen die des Hauptdaches. Dessen Aufbau von außen nach innen ist wie folgt (s. Abb.20):

  • Eindeckung Kupfer 0,7 mm
  • Trennlage
  • Sprengschalung ca. 35 mm
  • Konterlattung 100 mm
  • Unterdachbahn
  • Blindschalung/Schiftlatte (Dachrand Dreischichtplatten) 45 mm
  • Dämmung/Konstruktion 280 mm (Dachrand 255 mm)
  • Dampfbremse
  • Installationslatte 30 mm
  • Bekleidung 25 mm

Bautafel

Architekt: Pablo Horváth, Chur
Projektbeteiligte:
Rüedi Architektur & Bauleitung, Saas i.P. (Bauleitung); Jakob Elmer, Davos (Technische Holzbauplanung); Scherler, Luzern (Elektroplanung); Züst Ingenieurbüro Haustechnik, Grüsch (HLKS-Planung); Holzbau Hertner, Pany mit Gebr. Holzbau Möhr, Maienfeld; Christian Kasper, Buchen im Prättigau und
Patrik Stäger, Untervaz (Gebäudehülle)
Bauherr: Gemeinde Luzein
Fertigstellung:
2016
Standort:
St. Antönierstraße, 7243 Luzein, Schweiz
Bildnachweis: Ralph Feiner, Malans

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