Gedenkstätte Station Z in Sachsenhausen

Transluzente Membranhülle aus Glasfaser-PTFE-Gewebe

Der Entwurf von HG Merz, der 1998 aus einem Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der Gedenkstätte „Station Z” im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen hervorgegangen war, sieht einen abstrakten Schutz- und Kontemplationsbau vor. Dieser soll in Verbindung mit der angestrebten artifiziellen Leere des Geländes jede Art von Symbolik und Pathos vermeiden. Als „Station Z" war während des Dritten Reichs der Bereich innerhalb des Konzentrationslagers Sachsenhausen bezeichnet worden, in dem KZ-Personal und SS-Mannschaften die inhaftierten Menschen systematisch umgebracht hatten. 1961 war vom SED-Regime der DDR auf Initiative ehemaliger Häftlinge des Lagers eine Gedenkstätte errichtet worden.

Der Zugang zur objekthaften Hüllform des Gedenkstätten-Gebäudes stellt die einzige Öffnung nach außen dar.
Fehlende Ausblicke nach draußen und eine niedrige Raumhöhe lassen den Besucher die ausweglose Situation der Häftlinge erahnen.
Die Gedenkstätte der 'Station Z' umfasst ein Zehntel der gesamten Größe des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen.

Nur wenige originale Relikte aus der NS-Lagerzeit sind erhalten geblieben, weshalb die objekthafte Hüllform des Gebäudes, dessen Grundrissgestaltung Bezug auf das im Boden vorhandene Relief des Lagers nimmt, eine exakte Rekonstruktion des ursprünglichen Volumens des Lagergebäudes vermeidet. Fehlende Ausblicke nach draußen verdeutlichen die ausweglose Lage der Häftlinge, eine Raumhöhe von nur 2,60 m bewirkt räumliche Dichte und Konzentration auf das Innere des Schutzbaus. Die Konstruktion und das Erscheinungsbild des Gebäudes nehmen sich bewusst zurück, um den Besucher bei der Auseinandersetzung mit den historischen Ereignissen nicht zu beeinflussen und ihm eine eigene Deutung der Relikte zu ermöglichen.

Flachdach
Das 4,10 m hohe, als Stahl-Fachwerksystem ausgebildete Primärtragwerk überspannt freitragend eine Fläche von 37,40 m x 39,40 m. Die reduzierte kubische Gesamtform sollte ausschließlich natürlich belichtet werden, die Konstruktion dabei in den Hintergrund treten.

Gelöst wurde diese Anforderung durch den Einsatz einer transluzenten Membranhülle aus einem Glasfaser-PTFE-Gewebe. Dieses umschließt die an der Außen- und Innenseite mit Gitterrosten und Lochblechen verkleidete Tragstruktur. Die Membran sollte allseitig verspannt in planen Flächen montiert werden; hierzu wurde sie unsichtbar und luftdicht zwischen den Auflagerflächen aus Gitterrost verspannt. Dieser Konstruktionszwischenraum sorgt durch einen permanenten Unterdruck für eine durchlaufende ebene Oberflächenstruktur. Von außen wie von innen präsentiert sich der Schutzbau als ein homogener Körper, dessen Transluzenz und Strahlkraft sich nur in Abhängigkeit vom natürlichen Licht zeigt.

Bautafel

Architekten: HG Merz, Stuttgart
Projektbeteiligte: Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Fassadenplanung); IGB Ingenieurgruppe Bauen, Berlin (Tragwerksplanung)
Bauherr: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Sachsenhausen vertreten durch das Liegenschafts- und Bauamt, Bernau
Fertigstellung: April 2005
Standort: Berlin-Oranienburg
Bildnachweis: Udo Meinel, HG Merz

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Drei mit Stützen zu einer statischen Einheit verbundene Stahlringe nehmen die transparente Überdachung der Wasserstoff-Dispenser auf

Drei mit Stützen zu einer statischen Einheit verbundene Stahlringe nehmen die transparente Überdachung der Wasserstoff-Dispenser auf

Industrie und Gewerbe

Linde Wasserstoff-Tankstelle in Unterschleißheim

Parkdeck bei Nacht, angestrahlt durch Bodenleuchten

Parkdeck bei Nacht, angestrahlt durch Bodenleuchten

Sonderbauten

Parkplatzüberdachung am Flughafen Linz

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Flachdach sponsored by:
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de