Gasthof zur Post in Frontenhausen

Neue Technik in ortsprägendem Denkmal

Der 1905 errichtete Gasthof zur Post in der niederbayerischen Marktgemeinde Frontenhausen ist ein ortsprägendes Gebäude, das zuletzt jedoch leer stand. Innen wie außen fanden sich Elemente des Jugendstils, aber auch vornehmlich pragmatische Einbauten aus späteren Jahrzehnten. Um das bedeutende Bauwerk zu reaktivieren, hat die Gemeinde das Planungsbüro Aichner Kazzer Architekten aus München mit der grundlegenden Sanierung, technischen Ertüchtigung sowie Erweiterung des baulichen Denkmals zu einem Gemeindezentrum mit Gaststätte beauftragt. Besonderes Augenmerk ließen die Verantwortlichen dabei dem Tanzsaal mit bauzeitlicher Rabitzgewölbedecke zukommen.

Das Gebäude wurde bis auf den Rohbau zurückgebaut. Die Neugestaltung orientiert sich an überlieferten Bildern und Plänen aus der Zeit der Erstnutzung.
Hinter dem Gebäude ist ein neuer Anbau entstanden, in dem sich ein Großteil der Heizungs- und Lüftungsgeräte befindet, außerdem eine Treppe als zweiter Fluchtweg.
Das Gebäude wird weiterhin als Gaststätte genutzt, mit zusätzlichen Räumlichkeiten für die ortsansässigen Vereine, wo sich früher die Fremdenzimmer befanden.

Zurück auf Anfang

Zu Projektbeginn war das Gebäude in einem desolaten Zustand. Sämtliche Oberflächen, die Fenster und die technische Ausstattung mussten erneuert oder zumindest runderneuert werden. Zudem mussten die gesamten Mauerwerkswände im Erdgeschoss trockengelegt und eine Schadstoffsanierung durchgeführt werden. Ziel war es, das als Einzeldenkmal auf der Denkmalliste des Bayrischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) geführte Gebäude in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Das bedeutete, zunächst die nicht bauzeitlichen Einbauten und Oberflächen zu entfernen und den Gasthof bis auf den Rohbau zurückzubauen. Die Neugestaltung sollte sich an die überlieferten Bilder und Pläne aus der Zeit der Erstnutzung anlehnen. Die ehemaligen Fremdenzimmer wurden dabei zu Vereinszimmern und multifunktionalen Nebenräumen umgenutzt.


Tanzen wie vor 120 Jahren

Eine Besonderheit ist der zweigeschossige Tanzsaal im ersten Obergeschoss. Er bleibt in seiner ursprünglichen Nutzung erhalten und wurde mit der Sanierung auf den heutigen Stand der Technik als Veranstaltungssaal gebracht. Das betrifft besonders die denkmalgerechte Einbindung der Veranstaltungs-, Lüftungs- und Rauchabzugstechnik. Der originalgetreuen Rabitzgewölbedecke – eine Konstruktion, bei der ein aufgehängtes Drahtgitter als Unterkonstruktion und Putzträger für den Putzmörtel dient – kam dabei eine besondere Aufmerksamkeit zu. Die neue Ausstattung sollte sich möglichst zurückhaltend in die bestehende, im Zuge der Renovierung von überschüssigem Dekor befreiten Raumgestaltung einfügen. Für die Medientechnik etwa wurden deshalb möglichst kleine Lautsprecher im Raum so verteilt, dass sie sich nur wenig auf die Gesamtgestaltung auswirken. An den Decken sind Technikhalterungen aus Stahl angeordnet, die sich in der Farbgebung an die Stahlstützen des elegant geschwungenen Rangs anlehnen.


Anbau für die Technik

Die heutigen Anforderungen an Veranstaltungsstätten in Bezug auf Gebäudetechnik, barrierefreie Erschließung und Brandschutz erforderten einen neuen, rückseitigen Anbau. Dieser ist als zweigeschossiger Massivbau mit vorgeblendeten Holzlatten- bzw. Leisten-Deckel-Fassade ausgeführt. Er beherbergt das Treppenhaus für den zweiten Fluchtweg aus dem Haupthaus. Außerdem findet hier die allgemeine haustechnische Versorgung Platz, mit Hausanschlussräumen, Heizraum, Brandmeldezentrale, Technikräumen für die Lüftung der Gaststätte und des Tanzsaals sowie einigen Nebenräumen. In einem zweiten, den Biergarten räumlich fassenden Nebengebäude befinden sich weitere Neben- und Lagerräume sowie eine Musikbühne.

Heizung und Lüftung für Versammlungsstätte

Die Wärmeversorgung erfolgt nun über eine neue Gas-Brennwert-Kesselanalage mit einer Leistung von 170 kW in dem Anbau. Sämtliche Verteilungs-, Steig- und Anschlussleitungen mussten erneuert werden, wobei die historischen Heizkörper – soweit vorhanden –instandgesetzt und somit wiederverwendet wurden. Eine wichtige Rolle bei der Planung nahm auch die Lüftungsanlage ein: Für den Bereich der Gastwirtschaft mit Küche ist jetzt eine kombinierte Zu- und Abluftanlage im neuen Anbau angeordnet. Das Lüftungskonzept des Saals funktioniert im Grunde zweigeteilt, mit der Belüftung vornehmlich über Weitwurfdüsen an der rückwärtigen Wand, hinter der sich der Anbau mit der Gebäudetechnik befindet, und einer Entlüftung sowie Entrauchung über drei bestehende Öffnungen in der historischen Rabitzgewölbedecke, die mit einer Lüftungsanlage im Spitzboden verbunden sind. Ebenso sind die Seminarräume und die Sanitärbereiche an die Lüftungszentrale angebunden. So ist der Neubau gemäß der aktuellen Versammlungsstättenverordnung bestens für die Zukunft gewappnet. -tg

Bautafel

Architektur: aichner kazzer architekten, München
Projektbeteiligte: Intertech Ingenieurgesellschaft für integrative technische Planung, Landau a. d. Isar (Gebäudetechnik); Zeiler-Technik, Neuötting/Eisenfelden (Medientechnik); Helmut Wartner und Tobias Nowak Partnerschaftsgesellschaft, Landshut (Landschaftsarchitektur); wackerbauer & reitberger architekten, Straubing (Bauleitung); Polster Beratende Ingenieure, Dingolfing, mit IFB Eigenschenk, Deggendorf
Bauherr/in: Marktgemeinde Frontenhausen
Fertigstellung: 2021
Standort: Bahnhofstraße 2, 84160 Frontenhausen
Bildnachweis: Henning Köpke, München; Peter Litvai, Landshut

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