Fugenplan: Auswirkungen auf die Raumgestaltung
Die Anordnung der Fugen bestimmt der Bauwerksplaner, nicht der
Ausführende. Er muss einen Fugenplan erstellen, aus dem Art und
Anordnung der Fugen zu entnehmen sind. Der Plan gehört zur
Leistungsbeschreibung, die dem Ausführenden vorzulegen ist
(Regelwerk DIN 18560 Estriche im Bauwesen T 2 Abs.
6.3.3). Dennoch kann der Fliesenleger sich nicht blind auf die
Ausführungsplanung verlassen, sondern muss prüfen, ob der Fugenplan
stimmig ist, auch hinsichtlich des Fliesenformates, der Fugenbreite
und des Fugenmaterials. Will er später nicht für etwaige Schäden
haftbar gemacht werden, muss er schriftlich Bedenken anmelden, wenn
er Planungsfehler erkennt.
Maßgeblichen Einfluss auf das Erscheinungsbild eines Fliesenbelages
haben neben der Optik der ausgewählten Fliesen, der Oberflächenstruktur und dem Format auch das
Fugenbild, die Ausführung der Fuge sowie Fugenfarbe und
-breite.
Als Fugenbild bezeichnet man Anordnung und Aussehen der Fugen auf
einer bestimmten Oberfläche. Neben der klassischen
Kreuzfugen-Verlegung – Fugenschnitt-Verlegung genannt, wenn die
senkrechten Fugen der Wandfliesen im Boden fortgeführt werden –
erfreuen sich insbesondere die Verbandverlegungen großer
Beliebtheit. Am häufigsten sind Halbverband, Drittelverband und
wilder Verband, oft in ihrer Wirkung noch verstärkt durch die
Kombination verschiedener rechteckiger Fliesenformate.
Einige andere ältere Verlegemuster wie der römische Verband und
diverse Spielarten davon sowie der Rosenspitz
sind kaum mehr anzutreffen, ebenso scheint die Diagonalverlegung zur Erzeugung optischer
Spannung in ruhigen (z. B. quadratischen) Grundflächen offenbar aus
der Mode gekommen. Dagegen finden sich immer häufiger Fugenbilder,
die aus der Parkettverlegung entlehnt sind, wie beispielsweise
Fischgrät-, Tafel-, Kassetten- und Flechtmuster. Möglich wurde dies
durch die zunehmende Formatvielfalt bei Fliesen sowie die
Kombinationsmöglichkeiten mit Wasserstrahl-geschnittenen
Mosaiken.
Fliesenfugen haben zwar vorrangig eine technische Funktion,
beeinflussen den Fliesenbelag aber auch ästhetisch. Die Anordnung
der Fugen spielt eine wichtige Rolle für die harmonische
Gesamtwirkung eines Raumes. Bereits aufgrund der Wahl der
Fugenabstände können Räume kürzer, tiefer, höher oder niedriger
erscheinen als sie tatsächlich sind. Eine schmale Fliesenfuge etwa
lässt Böden und Wände flächiger aussehen und eine breite
Fliesenfuge wirkt rustikaler. Sehr schmale Fugen lassen sich indes
nur bei besonders maßhaltigen Fliesen realisieren. Diese sollten
kalibriert (exakt auf Maß geschnitten) und
rektifiziert (an den Kanten geschliffen, angefast) sein. Einige
Fliesenhersteller schaffen es bereits, ihre Fliesen im Monokaliber
(immer einheitliches Fliesen-Werkmaß) sowie modular herzustellen.
Bei Einhaltung einer vorgegebenen – meist relativ schmalen Fuge –
können Fliesen unterschiedlicher Formate dann im Rastermaß verlegt
werden.
Auch die Fugenfarbe hat Einfluss auf die Wirkung des
Fliesenbelages. Farblich angepasst wirken die Bodenfliesen und
Wandfliesen nach dem Fugen kompakter, der Fliesenbelag homogener.
In einer Kontrastfarbe schneiden die Fliesenfugen ein regelrechtes
Gitternetz in die Bodenfliesen oder Wandfliesen, die geometrische
Wirkung der Fliesen wird stärker. Die Verlegewerkstoff-Industrie
bietet heute eine breite Farbpalette von Fugenfarben an – darunter
neben vielen verschiedenen Farbtönen auch extravagante Fugmassen
mit Glimmeranteil, nachleuchtenden Pigmenten oder metallischem
Glanz.
Die Fliesenfuge unterbricht in jedem Fall die meist glatte
Fliesenoberfläche und gibt bei Bodenfliesen dem Fuß Halt. Ein hoher
Fugenanteil verbessert die rutschhemmende Wirkung des
Fliesenbelages, weshalb z.B. in Barfußbereichen häufig Kleinmosaik
mit einem hohen Fugenanteil verlegt wird.