Friedhofspavillon in Pardesia

Gefaltetes Sichtbetondach auf baumartig verästelten Stahlstützen

Von den Obstplantagen, die einst die israelische Sharonebene zwischen der Mittelmeerküste im Westen und den Bergen Samariens im Osten bedeckten, ist nicht mehr viel geblieben. An ihre Stelle sind Häuser für die stetig wachsende Bevölkerung des Landes getreten. Jetzt erinnert ein ganz besonderes Bauwerk an die frühere Kulturlandschaft – vor allem aber ist es ein Symbol für den Lebenskreislauf. Der Friedhofspavillon, entworfen vom Ron Shenkin Studio for Architecture & Design in der kleinen Stadt Pardesia, bietet den Hinterbliebenen Schutz und einen angemessenen Rahmen zum Abschiednehmen.

Auf der Ostseite trifft das Dach neben einer dramatischen Auffaltung auf den Boden
Baumförmige weiße Stahlstützen tragen das gefaltete Betondach
Eigentlich besteht die Halle nur aus einem mehrfach geknickten Betondach

Unmittelbar südlich an die Gräber angrenzend liegt der Pavillon etwas erhöht auf einem Plateau und wird über eine breite Freitreppe und eine Rampe erschlossen. Eigentlich besteht er nur aus einem mehrfach geknickten Betondach. Das aber ist gewaltig und reicht auf der West- und Ostseite bis auf den Boden hinab; die anderen beiden Seiten sind offen. Getragen wird das Dach von 15 unterschiedlich hohen, weiß lackierten Stahlstützen, die unregelmäßig auf der Bodenplatte verteilt stehen und sich nach oben hin verästeln. Sie sollen abgeholzte Bäume verkörpern und an unwiederbringliche Strukturen erinnern. Das Dach selbst soll den Lebensweg eines Menschen mit seinen Höhen und Tiefen widerspiegeln.

Betreten wird die Trauerhalle von Süden und von Norden. Der durch die ansteigende Topografie schmale Zugang im Norden ist den Angehörigen vorbehalten, der größere im Süden der Trauergemeinde. Ein horizontaler Schlitz in der im Westen als Wand auf den Boden kommenden Dachfläche dramatisiert das Nachmittags- und Abendlicht. Eine große Öffnung in der gefalteten Dachfläche daneben ermöglicht es einer alten Eiche, die schon vor Baubeginn hier stand, weiter zu wachsen.

Dach

Die spezielle Form des monolithischen Daches mit den zahlreichen geknickten Flächen und den nach statischen Erfordernissen variierenden Stärken machte eine genaue Berechnung der Schalung erforderlich. Es sollte nicht nur eine glatte Sichtbetonoberfläche hergestellt werden, sondern auch ein regelmäßiges Schalbild entstehen.

Mithilfe eines Computerprogramms wurden 305 Schaltafeln unterschiedlicher Größe bestimmt: 125 für Dachober- und 180 für die Dachunterseite. Sie wurden auf der Baustelle aneinandergefügt und mit Ortbeton an nur einem Tag vergossen. Dabei wurden die Stahlstützen ohne Auflagerpunkte an den Enden direkt mit einbetoniert. Auf dem Betonboden, in den die Fußpunkte der runden Stahlstützen einbetoniert wurden, zeichnen sich die Abdrücke von Blättern ab, die beim Betonieren in die Schalung eingelegt wurden.

Bautafel

Architekten: Ron Shenkin Studio for Architecture & Design, Israel
Projektbeteiligte: A.D. Haled (Bauunternehmen)
Fertigstellung: 2015
Standort: Harotem Street, Pardesia, Israel
Bildnachweis: Shai Epstein, Zoran

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