Forstamt Jena-Holzland in Stadtroda

Heimische Baumarten und positive Energiebilanz

Ein Drittel des Bundeslands Thüringen ist von Wald bedeckt, um dessen Wohlergehen sich 24 Forstämter kümmern. Eines davon befindet sich in Stadt-Roda, einer Kleinstadt im Saale-Holzland-Kreis. Ganz im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft ist das von Cornelsen und Seelinger Architekten geplante Forstamt Jena-Holzland ein Musterbeispiel sowohl für die Verwendung des Baustoffs Holz als auch für einen ökologisch verträglichen Energiehaushalt. Heimische Holzarten haben die Planer für Tragwerk und Fassade sowie für Verkleidungen und Innenausbau des Neubaus nach Plusenergie-Standard verwendet.

Zum Innenhof ist das Gebäude großzügig verglast. Horizontallamellen aus Lärchenholz dienen als Sonnenschutz.
Das Tragwerk des konstruktiven Holzbaus besteht aus Furnierschichtholz aus heimischer Buche.
Auch für die Decken wurde das Material verwendet – zwischen Erd- und Obergeschoss im Verbund mit Beton.

Für das Bauprojekt fand sich seinerzeit ein Grundstück, das idealer kaum hätte sein können: Ein alter Arboretum und Streuobstwiesen mit einigen Bienenstöcken befanden sich bereits darauf. Sie werden zu pädagogischen Zwecken weitergepflegt. Zu den Hauptaufgaben des Forstamts gehören die Verwaltung von ca. 12.000 Hektar Staatsforst und die Beratung privater und kommunaler Waldbesitzer. Darunter fallen, unter anderem, die Holzwirtschaft sowie Jäger. Darüber hinaus hat das Amt den Auftrag, über den Wald als Ökosystem und nachhaltige Forstwirtschaft zu informieren.

Lärchenholz für die Fassade

Die zweiflügelige Anlage mit zentralem Verbindungstrakt umfasst einen gen Westen geöffneten Hof, über den das Gebäude erschlossen wird. Die Fassaden sind hier großzügig verglast – vielfältige Sichtbeziehungen sollen die interne Kommunikation begünstigen. Damit sich die Innenräume im Sommer nicht unkontrolliert aufheizen, sind große, feststehende Horizontallamellen aus Lärchenholz vorgeblendet. Sie verschatten die Fensterflächen und schützen insbesondere vor der steil einfallenden Mittagssonne.

Auf 1.462 Quadratmetern umfasst das Forstamt ein vielseitiges Raumprogramm: Im Erdgeschoss befinden sich neben dem Foyer, das sich über beide Etagen erstreckt, ein Besprechungsraum, ein Archiv, Sanitäranlagen, ein Kartenraum, ein Gefahrenstofflager sowie die großzügig dimensionierte Wildkühlzelle. Dabei handelt es sich um einen Kühlraum, in dem geschossenes Wild hängend oder liegend gelagert wird. Im Obergeschoss sind Büros und weitere Besprechungsräume untergebracht.

Furnierschichtholz aus thüringischer Buche für das Tragwerk

Das Gebäude ist ein konstruktiver Holzbau, bei dem lediglich das Untergeschoss, die Erschließungskerne und die Wildkühlkammer aus Stahlbeton errichtet sind. Die übrigen tragenden Elemente bestehen aus Holz. Die Decke über dem Erdgeschoss ist ein Holz-Beton-Verbund, für den das in Thüringen entwickelte Furnierschichtholz des Tragskeletts verwendet wurde. Aus heimischer Buche gefertigt, ist es druck- und zugfest genug, um langlebige Tragstrukturen zu realisieren.

Sowohl bei den Verbunddecken als auch beim übrigen Tragwerk ist der Anteil vorgefertigter Bauteile hoch. Holzkonstruktionen wie diese können daher wesentlich schneller hergestellt werden als herkömmliche Bauten aus Beton. Die Fassade der flankierenden Riegel ist eine hinterlüftete Holzrahmenkonstruktion. Ihre vorgefertigten Elemente sind entweder mit Lärchenholz verschalt oder haben eine verputzte Oberfläche.

Fichte im Innenraum
In den Innenräumen wurde Fichtenholz für Verkleidungen und Möbel verwendet. Dazu gehören eigens für das Projekt angefertigte Tischsysteme mit textilen, farbigen Akustikelementen. Sie sorgen gemeinsam mit weißen Putzflächen und den Holzwerkstoffen für eine helle, heitere Arbeitsatmosphäre. Und auch in puncto Energieversorgung setzt das Forstamt auf Holz: Geheizt wird mit Holzpellets, einem CO2-neutralen, regenerativen Rohstoff aus der heimischen, nachhaltigen Waldwirtschaft.

Bautafel

Architektur: Cornelsen + Seelinger Architekten, Darmstadt
Projektbeteiligte: Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplanung); Solares Bauen, Freiburg i. Br. (Energiekonzept / TGA-Planung); Dehne, Kruse Brandschutzingenieure, Gifhorn (Brandschutzplanung); Cornelsen + Seelinger Architekten, Darmstadt (Innenausbau / Möblierung); Grossmann Bau, Rosenheim (Bauausführung Holzbau)
Bauherrschaft: Thüringenforst, Erfurt
Fertigstellung: 2018
Standort: Gustav-Herrmann-Straße 27, 07646 Stadtroda
Bildnachweis: Thomas Eicken Fotografie, Fischbach bei Dahn; Cornelsen + Seelinger Architekten, Darmstadt

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Furnierschichtholz besteht aus mehreren Lagen Schälfurnier, die miteinander verleimt sind.

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Waldformen in Deutschland (Stand: 2018)

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Die Holzkonstruktion dieses Wohnhauses ist ein kombinierter Skelett- und Holztafelbau (Baugruppenprojekt 3XGrün in Berlin, 2011; Architektur: IfuH - Institut für urbanen Holzbau, Atelier PK, Roedig Schop Architekten, Rozynski Sturm Architekten).

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Holzbausysteme

Tafelbau/Rahmenbau

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