Forschung zur Grauen Energie von Wohngebäuden

Nutzungsdauer und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, ist eine Senkung des Energieverbrauchs unabdingbar. Wie eine Modelluntersuchung des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW) an einem Einfamilien-Typengebäude zeigt, ist für eine umfassende Bewertung nicht allein das Bauteil, sondern dessen Rolle im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes entscheidend. Im Rahmen der Studie Graue Energie von Einfamilienhäusern in Niedrigstenergie-Gebäudestandard wurden fünf Wandkonstruktionen aus verschiedenen Mauersteinen und zwei Holzbauten betrachtet.

Auf lange Sicht gebe es keine signifikanten Unterschiede zwischen Holz- und Mauerwerkskonstruktionen. Mögliche Differenzen werden umso kleiner, je länger ein Gebäude steht.

Die Analysen führten die Forscher für das Typengebäude Einfamilienhaus im EnEV 2016-Standard sowie basierend auf dem Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundes durch. Als Datengrundlage zur Berechnung der verwendeten Indikatoren zog man die Angaben aus der öffentlichen Online-Datenbank „Ökobaudat" heran (siehe Surftipps). In dieser stehen für die einzelnen Materialien beziehungsweise Produkte sowohl spezifische als auch generische Daten zur Verfügung.

Die FIW-Wissenschaftler verglichen auf der Basis ihrer Definition zur Grauen Energie für ihre Untersuchung fünf Wandkonstruktionen aus verschiedenen Mauersteinen und zwei Holzbaukonstruktionen. Sie definieren graue Energie als kumulierten Aufwand an nicht-erneuerbarer Primärenergie zur Herstellung und Entsorgung eines Baustoffs. Berücksichtigt werden dabei alle vorgelagerten Prozesse, vom Rohstoffabbau über Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse inklusive der dazu notwendigen Transporte und Hilfsmittel. In Anlehnung an das BNB gehen in dieser Studie die Bilanzgrenzen A1-A3 (Rohstoffbereitstellung, Transport. Herstellung), B2 (Inspektion, Wartung, Reinigung) und B4 (Austausch, Ersatz) oder deren Ersatzwerte sowie C3 (Abfallbewirtschaftung) oder C4 (Deponierung) in die Berechnung mit ein.

Eine verbindliche, bundesweit einheitliche Definition des Begriffs Graue Energie gibt es noch nicht, wäre aber im Hinblick auf eine Lebenszyklusbetrachtung im Rahmen kommender Klimaschutzgesetze relevant.

Nutzungsdauer und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand

Auf lange Sicht gebe es keine signifikanten Unterschiede zwischen Holz- und Mauerwerkskonstruktionen, wird im Ergebnis festgestellt. Mögliche Differenzen werden umso kleiner, je länger ein Gebäude steht. Dagegen spielt der Primärenergiebedarf in der Nutzungsphase nach wie vor die entscheidende Rolle in der Energiebilanz. Sein Anteil sei im Vergleich zur Grauen Energie deutlich höher und nehme mit steigendem Nutzungszeitraum weiter zu, heißt es in der Studie. Die Forscher können weder einen Baustoff uneingeschränkt empfehlen noch verwerfen. Vielmehr verweisen sie darauf, dass der ideale Baustoff in einem ausgewogenen Verhältnis hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und bautechnischer Aspekte stehe und auch weiteren Anforderungen wie Schall- und Brandschutz gerecht werden müsse.

Der 40 Seiten umfassende Forschungsbericht vom FIW (FO 2019-02) steht zum kostenfreien Download zur Verfügung (siehe Surftipps).

Quelle: Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW), München / Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfm), Berlin

Fachwissen zum Thema

Wandbaustoffe: Holz

Baustoffe

Wandbaustoffe: Holz

Wohnhaus mit Fassade aus beige-braunen, weiß geschlämmten Handformziegeln (Terca-Vormauerziegel) am Phoenixsee in Dortmund

Wohnhaus mit Fassade aus beige-braunen, weiß geschlämmten Handformziegeln (Terca-Vormauerziegel) am Phoenixsee in Dortmund

Baustoffe

Wandbaustoffe: Ziegelsteine

Surftipps